Von der Werbeagentur der Großeltern zur Münchner Markenagentur BECC – Mitgründerin Sabine Kraus und ihre Tochter Katharina kombinieren in einer generationsübergreifenden Geschäftsführung die Familiengeschichte, den eigenen Führungsstil und Zukunftsvisionen für die Agentur
Bild: BECC Agency
Nie in der Agentur der eigenen Mutter arbeiten – das haben sich sowohl Sabine Kraus, als auch ihre Tochter Katharina Kraus geschworen, und beide haben schließlich doch den Weg ins Agenturgeschäft ihrer Mütter gefunden. Doch während Sabine schon jung Verantwortung bei AGW – der Werbeagentur ihrer Eltern – übernehmen musste, sollte Katharina erst einmal unabhängige Erfahrungen machen können.
So stieß sie nach einigen Jahren in der Kreativbranche erst 2007 als Account Managerin zur BECC Agency, die Sabine gemeinsam mit Leif Geuder ein Jahr zuvor gegründet hatte. Und erweiterte 2013 gemeinsam mit Creative Director Metin Seyrek die generationenübergreifende Geschäftsführung, die BECC bis heute prägt. Was die beiden in über 17 Jahren Zusammenarbeit als Mutter und Tochter gelernt haben, wie sich die Branche über drei Generationen Design verändert hat, und wie es für BECC weitergeht, teilen sie mit uns im Interview.
Katharina, du bist schon mit der Agentur deiner Großmutter aufgewachsen, hast miterlebt, wie deine Mutter bei AGW eingestiegen ist und schließlich BECC gründete. Wie bist du in die Kreativbranche gestartet?
Katharina | Ich habe in einer klassischen Werbeagentur eine Ausbildung angefangen, weil ich wusste, welcher Wahnsinn, mit Messe- und Eventkreation einhergeht. Später habe ich ein Abendstudium dazu gemacht, weil ich merkte, dass ich ohne nicht weiterkam und dann dreieinhalb Jahre in einer Agentur gearbeitet, aber irgendwann hatte ich jedes Fotoshooting einmal gemacht, jede Anzeige entwickelt und alle Kataloge gesetzt – es war Zeit für etwas Neues. Und auf einmal hat mich das Messethema doch gereizt – die Freiheit, die Reisen, die immer neue Konzeption für verschiedene Kund:innen.
Und wie das dann ablief, weiß ich noch ganz genau: Mama und ich haben immer gesagt, wir arbeiten nie zusammen – auf keinen Fall. Aber dann plötzlich tat sich bei mir eine Lücke auf und gleichzeitig starteten meine Mutter und Leif mit BECC 2006 neu durch. Es hat perfekt gepasst, also haben wir uns tief in die Augen gesehen und uns gesagt, dass wir das schon hinbekommen. Verschiedene Teams, verschiedene Positionen. Alles wird gut. Und seit 2007 schaffen wir das auch – obwohl wir jetzt viel enger zusammenarbeiten als eigentlich geplant.
Macht ihr denn im Alltag viel gemeinsam?
Sabine | Anfangs war es so, dass ich als Chefin und Katharina, die jung und neu dazukam, nicht viele Berührungspunkte hatten. Aber in den 25 Jahren, die sie nun im Job ist, hat sich bei BECC natürlich viel geändert. Wir haben Kund:innen dazugewonnen und irgendwann unter uns aufgeteilt, um die Masse zu bewerkstelligen. Das hat uns Freiräume eröffnet und jeder ihre eigene Spielwiese ermöglicht. Denn gerade, wenn man sich so gut kennt, muss man auch Abstand schaffen, um sich frei entwickeln zu können.
Das war mir besonders wichtig – ich hatte mit meiner Mutter in ihrer Agentur kaum Zeit, meinen eigenen Weg zu gehen und habe sehr schnell Verantwortung übernommen. Bei Katharinas Einstieg wollte ich uns beiden mehr Raum geben. Sie sollte nicht von Tag eins in einer Führungsposition sein. Ich wollte, dass sie etwas dazulernt und sich ihre Karriere in der Art und Weise aufbauen kann, wie sie will. Meine Hauptaufgabe war, dass sie sich jederzeit lösen und ihr eigenes Ding machen kann.
Aber natürlich ist es auch etwas ganz Besonderes, sich jeden Tag in dieser Form zu sehen und manchmal auch auf einen Blick durch die Glastür zu wissen, wie es der anderen geht, oder nach einem gemeinsamen Meeting Feedback zu geben.
»Meine Hauptaufgabe war, dass Katharina sich jederzeit lösen und ihr eigenes Ding machen kann.«
Sabine Kraus, Co-Founder und Geschäftsführerin BECC Agency, München
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