Beim vierten Portfolio Slam tauchten wir tief in die Welt des Game Designs ein. Live und in Farbe trafen drei völlig unterschiedliche Portfolios auf eine begeisterte Jury und ein wissbegieriges Publikum.
Gestern war es endlich wieder soweit: Im Design Zentrum Hamburg versammelten sich ein buntes Publikum aus Designinteressierten sowie die Teams von GameCity Hamburg, der Hamburg Kreativ Gesellschaft und PAGE für den mittlerweile vierten Portfolio Slam – diesmal zum Thema Game Art. Mit von der Partie waren eine hochkarätige Jury aus der Game Design Branche und drei mutige Slamer:innen:
Anna Folz ist Illustratorin, Storyboard- und Concept Artist mit einem Bachelorabschluss in Virtual Design von der Hochschule Kaiserslautern. Sie arbeitet als Freelancerin an unterschiedlichen Projekten. Auf Instagram heißt sie @grumpyanna, doch im echten Leben ist sie ganz und gar nicht »grumpy« – ihre lockere und lustige Art begeisterte das Publikum ebenso sehr wie ihre Arbeiten.
Hasbi Adenan@hasbi_adenan macht gerade seinen Master in Game Design an der HAW Hamburg. Er ist Environment Artist und Software Developer aus Indonesien, lebt und arbeitet aber derzeit in Hamburg. Seine Bühnenpräsenz hat uns sofort in den Bann gezogen, während sein Portfolio mit raffinierter 3D Kunst überzeugte.
Maik Fraisler studierte Kommunikationsdesign in Dortmund. Mittlerweile arbeitet er als Junior Concept Artist in den Goodgame Studios in Hamburg an unterschiedlichen Spielenvironments und Konzepten. Auf Art Station und Instagram zeigt er unter @maik_fraisler auch persönliche Projekte und Environment Studien.
Der englischsprachige Abend begann mit einem Grußwort von Egbert Rühl, dem Geschäftsführer der Hamburg Kreativ Gesellschaft und einem herzlichen Hallo von unserer stellvertretenden Chefredakteurin Nina Kirst. Organisiert wurde die Veranstaltung vom Design Zentrum Hamburg, GameCity, der Hamburg Kreativ Gesellschaft und PAGE. In der Jury saßen Marcela Versiani – Lead Artist bei Bigpoint, Concept Artist Trevor Claxton und Art Director Reiko Groß von InnoGames. Die Hamburger Game Firma sponsorte nicht nur den Abend, sondern bot auch individuelle Portfolio Beratung für das Publikum mit InnoGames Artist Frank Härtenhoff an.
How to land a job in games? Do what you love.
Den Einstieg in das Thema Game Art Portfolio lieferte Jurymitglied Reiko Groß mit seinem Impulsvortrag»How to land a job in games«, bei dem ihm sein Mischlingswelpe »Trüffel« auf der Bühne Gesellschaft leistete. Seine wichtigste Botschaft an die Slammer:innen und das Publikum: Tut, was ihr liebt und bewerbt euch auf genau den Job, der es euch bietet. Für die Bewerbung als Game Artist gab er einige Tipps und Einblicke aus seiner Perspektive als Art Director, der selbst schon einige Bewerbungen beurteilen musste.
Don´t panic. Die Game Industrie ist groß und wächst stetig – es gibt für jede:n den richtigen Job.
Es gibt zwei Arten von Portfolio: Das Spezialisierte und das Generalistische. Spezialisierte Designer:innen passen besser in große Teams, in denen sie Expert:innen für ihr Fachgebiet werden können. Dabei ist wichtig, eine hohe Qualität im eigenen Bereich zu zeigen. Generalist:innen dagegen sind besser in kleineren Game Studios aufgehoben, in denen sie ein breites Spektrum an Tätigkeiten ausüben können.
Do the work you love! Eine Bewerbung sollte nur aus Arbeiten bestehen, die das verkörpern, was man in Zukunft tun will. Die Designs können dabei auch über einen längeren Zeitraum entstehen, frei nach dem Motto »Your portfolio is finished, when you die«.
Fragen stellen. Feedback bringt uns immer weiter und verbessert die eigene Arbeit. Reiko empfiehlt, die eigenen Idole auf Social Media um Feedback zu bitten, oder spezifische Fragen zu stellen. Wichtig dabei: Das Antworten muss so einfach wie möglich sein. Gute Fragen brauchen etwas Kontext und einen klaren Fokus auf ein einzelnes Projekt. Und immer im Hinterkopf behalten: Niemand schuldet dir eine Antwort.
Sieben Seiten – mehr braucht das perfekte Portfolio nicht. Gut gestaltet und übersichtlich sollen sie sein. Nur die besten Projekte sollten es in die Bewerbung schaffen – und sie müssen auf den ersten Blick überzeugen. Weitere Arbeiten können auf jeder Seite als klickbarer Link zur eigenen Website eingebaut werden. Das Layout sollte dabei die Arbeiten nicht überschatten, aber auf die Firma zugeschnitten sein, bei der man sich bewirbt. Reiko empfiehlt zum Beispiel die Farben aus dem CD zu übernehmen.
Find out, what you want. Besonders wichtig ist, selbst zu wissen, welche Aspekte der künftige Job haben sollte. Das gilt sowohl für den Designpart, als auch für grundlegende Themen wie das Arbeitsumfeld, Atmosphäre und Inspirationsquellen im Alltag.
Nail the Intro, then keep it short and neat. Zwei bis drei Sätze sollten die Motivation zusammenfassen und direkt auf die Firma und ihre Anforderungen in der Jobbeschreibung eingehen. Dabei ist nicht wichtig, alle geforderten Skills mitzubringen, sondern eine Bereitschaft, sie zu erlernen. Für den Leser oder die Leserin sollte es so einfach wie möglich sein, zu sehen, ob das Portfolio auf die Jobbeschreibung passt. Klickbare Kontaktinformationen auf jeder Seite, korrekte Rechtschreibung und Grammatik sind dabei ein Muss.
These designers are slammin´it!
Nach tosendem Applaus übergaben Reiko und Trüffel die Bühne an den ersten Slammer des Abends: Hasbi Adenan. Er zeigte uns sein Portfolio auf Art Station mit Fokus auf 3D Modeling und Texturen und überzeugte mit erstaunlich lockerem Vortrag. Seine Spezialität sind düster anmutende 3D Szenen mit kleinen, feinen Details, die das ursprüngliche Bild eines Konzeptes ergänzen und mit Leben füllen.
Die Jury riet ihm, bei der Umsetzung eines Konzepts entweder genauer am Original zu bleiben, Lichtstimmung und Elemente deutlicher umzusetzen, oder aber das Konzept drastisch zu verändern und seine eigenen Ideen deutlicher in den Vordergrund zu stellen. Denn sein persönlicher Stil und seine handwerklichen Fähigkeiten waren es schließlich, die ihn zum Portfolio Slam Kandidaten gemacht haben. Beide könne er noch mehr ausspielen.
Gegensätzlicher konnte das nächste Portfolio kaum sein: Anna Folz zeigte ihre persönliche Website, auf der Game Design Arbeiten von Storyboarding bis Character Illustration und Animation zu sehen sind. Ihre Projekte zeichnen sich durch detailverliebte, stark stilisierte und handgemachte Ästhetik aus.
Die Jury war begeistert. Besonders Annas Bachelorarbeit mit einem Visual Development für H.P. Lovecrafts »Shadow over Innsmouth« mit seinem düsteren, handillustrierten Stil hatte es Reiko, Marcela und Trevor angetan. Ihre Bandbreite an Stilen und Genauigkeit in der Umsetzung sei beeindruckend und Reiko meinte verschmitzt »Careful, we might hire you«.
Last but not least: Maik Fraisler. Auch sein Portfolio findet sich auf Art Station und umfasst eine Reihe an Concept Art, Environment und Character Development. In seinem aktuellen Job als Junior Concept Artist bei Goodgame Studios entwickelt er Umgebungen illustrativ und in 3D, um eine Grundlage für die 3D Artists zu schaffen, die seine Vision umsetzen.
Besonders beeindruckte die Jury sein persönliches Game Projekt »Clay Heart«, in dem er sorgfältig Charaktere, Ausstattung und Umgebung gestaltete, um sich damit bei Gaming-Firmen zu bewerben. Außerdem erhielt er Tipps, wie er seine Charakterskizzen schneller und effektiver umsetzen könnte, und worauf große Game Developer bei der Auswahl ihrer Konzepte achten.
Be and prioritize yourself
Nach den drei beeindruckenden Portfolio-Präsentationen durfte das Publikum die Reihenfolge der Gewinner:innen wählen. Dabei belegte Anna Volz den ersten Platz, gefolgt von Maik Fraisler und Hasbi Adenan. Doch wie Anna so schön sagte: »We are alle winners«.
Bevor Slammer:innen, Publikum und Jury den Abend entspannt bei Snacks und Getränken ausklingen ließen, blieb Zeit für eine offene Frage- und Diskussionsrunde. Dabei ging es neben Portfoliothemen auch um den Umgang mit Ablehnung sowie darum, was einen guten Arbeitsplatz ausmacht. Reiko, Trevor und Marcela sind sich einig: Das eigene Glück und die mentale Gesundheit gehen immer vor.
Ablehnung in einem Bewerbungsverfahren sei nichts Schlechtes, denn vielleicht passe man einfach nicht in das jeweilige Team und hätte sich dort auch gar nicht wohl gefühlt. Der richtige Fit ist laut der Jury nämlich essenziell. Neben den handwerklichen Fähigkeiten der Bewerber:innen sind Charakter und Authentizität die wichtigsten Faktoren für eine erfolgreiche Bewerbung.
Unsere drei Gewinner:innen sind jetzt auf jeden Fall auf die nächsten Hürden vorbereitet und wir sind gespannt, was sie in Zukunft produzieren werden. Ein riesiges Dankeschön aus der PAGE Redaktion, dass ihr euch getraut habt, uns an euren Arbeiten und dem Feedback dazu teilhaben zu lassen!
Du hast den Game Art Portfolio Slam verpasst? Keine Sorge, die nächsten Slams sind schon in Planung. Hier geht es zu den letzten drei Themen: Motion Design, Editorial und Interaction Design.