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Deutscher Designtag: Offener Brief an Peter Altmaier

Der Deutsche Designtag hat einen offenen Brief an den Bundeswirtschaftsminister formuliert, in dem er langfristige Coronahilfen für Kreativschaffende fordert. Die Soforthilfe-Maßnahmen zielten am Bedarf vorbei …

Designtag Offener Brief
Bild: Deutscher Designtag

Der Deutsche Designtag ist als Dachorganisation der Fach- und Berufsverbände das Sprachrohr für die Branche gegenüber der Politik. Der Verein hat einen Lagebericht zur Designbranche in der Corona-Krise vorgelegt, auf dem die Forderungen an den Offenen Brieg an Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier basieren.

Lagebericht zur Designwirtschaft

Im Lagebericht geht der Designtag auf die langfristigen Folgen ein, die Solo-Selbständige und Designunternehmen erwarten:

»Über unmittelbare finanzielle Einbußen hinaus sind weitere und langfristige wirtschaftliche Schäden für den Designbereich zu erwarten – ein grundsätzliches Problem, das in den bisherigen Solidaritätsaufrufen und Hilfserklärungen kaum oder noch gar nicht adressiert wird. Denn Ausfälle beim Neukundengeschäft sowie Verzögerungen in den Abläufen führen zu mittel- bis langfristigen Verschiebungen von Aufträgen und reißen große finanzielle Löcher, bei denen noch nicht klar ist, wie, und wenn ja, wann diese wieder gefüllt werden können. […]

Sollte der Krisenzustand aufgehoben werden, kehrt in der Designbranche noch lange keine Normalität ein. Allen Erfahrungen aus den vorhergegangenen Krisen nach konzentrieren die Auftraggeber ihre internen Ressourcen zunächst auf das Kerngeschäft, Liefer- und Produktionsketten müssen erst wieder re-installiert werden und anlaufen. Die Designwirtschaft wird, entgegen der häufig empfohlenen Vorgehensweisen, eine der letzten sein, in die wieder Aufträge fließen. Das betrifft Agenturen ebenso wie freiberufliche Solounternehmer … Die Branche wird noch lange mit den Folgen von Corona zu kämpfen haben.«

Offener Brief an Peter Altmaier

Daher fordert der Designtag in seinem Offenen Brief entsprechende Maßnahmen, die über die derzeitigen Soforthilfen hinausgehen. Das Problem: Viele Kreative sind aufgrund laufender Verträge noch liquide – doch neue Aufträge wurden fast ausnahmslos storniert oder werden gar nicht erst erteilt. Alle, die derzeit noch über die Runden kommen, könnten also spätestens im Herbst insolvent sein.

Daher stellt der Deutsche Designtag folgende Bitten an die Bundesregierung:

Direkthilfe

Direkthilfe analog zum Kurzarbeitergeld für die kommenden sechs Monate. Die Höhe kann sich unbürokratisch am Mittel der vergangenen drei Einkommenssteuerbescheiden der Finanzämter orientieren.

Soforthilfe ohne Liquiditätsprüfung – unbürokratisch und schnell

Zahlung der Soforthilfe darf nicht nur bei akuten Liquiditätsengpässen greifen – wenn die Kolleginnen und Kollegen insolvent sind, ist es zu spät. Es gilt, den normalen Wirtschaftszyklus am Laufen zu halten. Die Soforthilfe muss auch bereits dann zugänglich sein, wenn sich existenzbedrohende Umsatzeinbußen abzeichnen und neue Aufträge fast durchgängig wegbrechen. Die derzeit geforderten Nachweise sind für Solo-Selbstständige und Freiberufler in aller Regel nicht beibringbar.

Klarheit und Sicherheit schaffen

Es bedarf unbedingt der Sicherheit, dass die Unterstützungsmaßnahmen nachhaltig angelegt sind, und so lange bereitstehen, wie sie benötigt werden. Dies gilt besonders für Branchen, in denen die finanziellen Einbrüche zeitverzögert stattfinden. Außerdem müssen die vielfach unterschiedlichen Kriterien für die Hilfsmaßnahmen zumindest klar und verständlich sein.

Das Schreiben im Wortlaut ist auf der Website des Designtags dokumentiert.

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Kommentare zu diesem Artikel

  1. Hallo Siegbert Redlich,

    ich bin ganz Ihrer Meinung, sie gehören zur Kreativbranche und wir versuchen durchaus das Thema in Tutorials, Projekten und in den Branchenseiten abzubilden. Hier nur zwei kleine Beispiele, aber wir freuen uns über weiteren Input zu dem Thema – wenn Sie Vorschläge haben, gerne her damit.

    https://page-online.de/branche-karriere/interview-mit-tim/
    https://page-online.de/branche-karriere/interview_jwoessner/

  2. Was mich an eurem Magazin auch bei diesem Artikel schon wieder grundlegend stört:

    Warum erhalten Coder/Webentwickler – selbständig oder angestellt – in und mit der PAGE eigentlich kein Sprachrohr und keine Bühne? Sind diese nicht auch kreativ? Gehören sie nicht auch zur Kreativbranche?
    Den Begriff “Code” trägt jede Ausgabe schon ewig auf seiner Titelseite. Das war’s dann aber auch schon seit vielen Jahren für diese Clientel an Käufern/Abonnenten, während Designer und Typografen mit nahezu jeder Ausgabe inhaltlich bedient werden.

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