Das sollten Designabsolvent:innen können!
Was wünschen sich Agenturen und Unternehmen von Designabsolvent:innen? Was sollen sie können?
Kollaboratives Arbeiten
Wiederum andere Anforderungen hat Thorsten Jankowski, UX Lead der Volkswagen IT: »Im Bereich Interaction Design suchen wir vor allem Menschen mit einer lösungsoffenen Denkweise. Bei der Frage, wie ein Mensch mit einem digitalen Produkt interagiert, spielen soziologische, psychologische und philosophische Aspekte mit hinein.« Designer:innen, die mit ihm arbeiten, müssten abstrahieren können und in der Lage sein, ihre Erkenntnisse in funktionale Gestaltung umzusetzen – wobei die »reine Formgebung« keine zentrale Rolle mehr spiele.
Jankowski arbeitet mit seinen Teams unter anderem in Design-Thinking-Prozessen und achtet darauf, dass er für jede Phase entsprechende Expert:innen hat. Es muss also keine:r alles können. Viel wichtiger sei ein ausbalanciertes Team, in dem neben Designer:innen auch Entwickler:innen sitzen. Dafür sind bestimmte Fähigkeiten und Eigenschaften nötig:
»Ich brauche Leute, die kommunizieren können und ihr Wissen offen teilen. Die Fähigkeit zur Kollaboration ist wichtiger als individuelle Expertise.«
Leider werde diese Art des Arbeitens an Hochschulen kaum gefördert. Dort arbeite man meist allein oder in kleinen Teams unter Designer:innen – disziplinübergreifendes Arbeiten lerne man so nicht. Während Jankowski fundierte Techniken der Visualisierung voraussetzt, ist ihm die Kenntnis spezifischer Programme nicht so wichtig: »Tools ändern sich schneller, als man gucken kann. Die lernt man am besten über YouTube. Dazu braucht es natürlich die Bereitschaft, sich ständig weiterzuentwickeln und dazuzulernen.«
Mentor:in gesucht
»Die Frage ist seit ein paar Jahren eigentlich vielmehr: Was erwarten Absolvent:innen von den Agenturen?«, sagt Lis Nielsen, Gründerin der Recruiting- und Personalberatungsagentur Headstart in Hamburg. Auch die Pandemie habe nichts daran geändert, dass sich vor allem gut ausgebildete Designabsolvent:innen in der Kreativbranche ihre Arbeitgeber:innen aussuchen können. Allerdings beobachtet Nielsen auch, dass viele Designabsolvent:innen weder auf die Selbstständigkeit noch auf Bewerbungsverfahren gut vorbereitet sind: »Ein paar Kurse im Bewerbungstraining und in Selbstdarstellung wären sicherlich hilfreich, damit Absolvent:innen wissen, was sie erwartet und wie sie sich am besten präsentieren.«
Beim Berufseinstieg sei Mentoring ein wichtiges Thema, erklärt Recruiterin Nike Greulich von Headstart: »Junge Kreative wünschen sich jemanden, von dem sie lernen und dem sie vertrauen können.« Es sei wichtig, den Übergang von der Hochschule in den Berufsalltag zu begleiten: »Man kann nicht erwarten, dass Absolvent:innen fertig und einsatzbereit von der Uni kommen.« Das nimmt zwar Zeit und Energie in Anspruch – von denen es im Agenturalltag oft zu wenig gibt – aber es lohnt sich: »Jemanden richtig anzulernen und zu fördern sorgt für eine große Verbundenheit und Loyalität gegenüber dem Unternehmen. Das spricht sich herum – und Mundpropaganda ist das wichtigste Recruiting-Tool«, sagt Greulich.
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Dieser Artikel ist in PAGE 08.2021 erschienen. Die komplette Ausgabe können Sie hier runterladen.



