Die Verleihung der ADC Junior Awards fand in diesem Jahr leider nur via Instagram statt. Wir feiern die Gewinner dafür besonders gebührend!
Dieses Jahr war beim Wettbewerb des Art Directors Club Deutschland alles etwas anders. Jury-Sitzungen online, Diskussionen über Video-Chat – und dann noch eine relativ un-pompöse Präsentation der Gewinnerarbeiten via Instagram-Storys. Eines war aber wie immer: Studierende und Junioren haben wahnsinnig gute und kreative Arbeiten eingereicht – was uns bei PAGE als Sponsor des Junior-Wettbewerbs natürlich besonders freut.
Aus Platzgründen können wir hier nur die Grand Prix- und Goldgewinner zeigen, alle Preisträger findet ihr in der Gewinnergalerie in der ADC App!
Die Grands Prix 2020
Nach ausgiebigen Diskussionen via Video-Chat konnte sich die Jury in diesem Jahr auf zwei Grand Prix Gewinner einigen: Die Semesterarbeit »nicht gönnen können« von Farina Lichtenstein von der HAWK Hildersheim/Holzminden/Göttingen und die Abschlussarbeit »Uniperverse« von Vanessa Melzner von der HAW Würzburg-Schweinfurt.
Barbara Kotte, Chairwoman des diesjährigen Juniorwettbewerbs zur diesjährigen Auswahl:
»Mehr Mut und mehr Irrsinn – das wünschen sich die Jurys des Art Directors Club Deutschland von den Junioren.
Beim Grand Prix Gewinner “nicht gönnen können“ dreht sich alles um den Neid – schon allein das Thema ist wunderbar und jede Seite des Buches ist sehens- und lesenswert. Der zweite mit einem Grand Prix prämierte Case, der Film „Uniperverse“ begeistert, weil die wilden Fantasien voller schwarzem Humor und mit einem Hauch Wahnsinn schön rotzig animiert sind. Beides Arbeiten, die was wagen. Davon mehr.«
Editorial-Buch: »nicht gönnen können«
Die Jury sagt zur Arbeit von Farina Lichtenstein: »Gut, dass wir in diesem Jahr nicht gemeinsam im Jury-Raum waren – sonst hätte eine(r) von uns dieses Buch geklaut. Ein tolles Thema, nah, persönlich und gestalterisch großartig umgesetzt. Diesem Buch ist, im Gegensatz zum Titel, alles gegönnt!«
Craft – Animation: »Uniperverse«
Vanessa Melzners Arbeit lobt die Jury mit folgenden Worten: »Der Titel: Uniperverse. Die Zutaten: Ufos und Sex. Der Look: die zeitlose Ästhetik der 60iger Jahre – da trifft Kraftwerk auf Monty Python. Wir tauchen ein in eine phantasievolle Darstellung von Pseudo-Wissenschaft, nach denen man sich in Zeiten von täglichen Pressekonferenzen des Robert Koch Instituts sehnt. Collagen und Charaktere sind meisterhaft inszeniert. Einfach geil.«
Die Gold-Gewinner 2020: Semesterarbeiten
Experimentelles Gestalten – Design: »Nachklang – Eine interaktive Soundinstallation«
Gewinner: Erik Weiss, Lars Schönfelder, Valentin von Uslar-Gleichen von der Dualen Hochschule Baden-Württemberg Ravensburg.
Jurykommentar: Die Semesterarbeit »Nachklang – Eine interaktive Soundinstallation« hat die Jury restlos überzeugt und begeistert. Die StudentInnen haben das Mahnmal für die ermordeten Juden Europas in Berlin digital augmentiert und damit die bereits bestehende Wirkmächtigkeit des Ortes noch einmal verstärkt. Je weiter man sich in das Mahnmal hinein begibt, desto intensiver wird das auditive Erlebnis, das sich mit jedem Schritt weiter verändert. Raum und Hören vermischen sich und das immersive Erlebnis regt das Mitfühlen und Mitdenken auf hochemotionale Art an. Kurzum: eine großartige Arbeit, die in der heutigen Zeit ein wichtiges Zeichen setzt.
Kommunikationsdesign – Anzeige: »WeTransfer – Share to Perfect«
Gewinner: Biko Varshanidze, Theresa Schmitz, Lisa Kirmsse von der Miami Ad School Europe GmbH
Jurykommentar: »Share to Perfect« – die Kampagne hat eine klare und überzeugende Idee. Mit großer exekutiver Überzeugungskraft. Aufregend und inspirierend. Besser kann man den Nutzen von WeTransfer nicht auf den Punkt bekommen. Deshalb ganz klar und ohne Diskussionen: verdient Gold.
Kommunikationsdesign – Plakat: »Bauhaus-Zitate mit AR-Anwendung«
Gewinnerin: Anna Fröse von der AMD Akademie für Mode & Design
Jurykommentar: Bauhaus. So oft (falsch) zitiert, als Referenz zu niedrigen Zwecken missbraucht, zur Helene Fischer des Grafik Designs verkommen. Bis jetzt. Diese Arbeit transferiert die Elemente des Bauhaus so gekonnt und souverän in die Neuzeit, dass man sich um den (Gestaltungs-)Nachwuchs im Land keine Sorgen machen muss.
Audiovisuelle Kommunikation – Film: »A fished up life«
Gewinner: Alexander Dreissig, Hanna Seidel, Lukas Bäuerle von der Filmakademie Baden-Württemberg GmbH
Jurykommentar: Skurriles Casting, selbst mit dem Fisch als eigenen Charakter, realistische Specialeffects und eine echt schräge Story – handwerklich perfekt umgesetzt. Vielleicht ein paar Sekunden zu lang, aber keinen Augenblick langweilig. Super Semesterarbeit.
Editorial – Buch: »schnurstracks – vom Gehen und Bleiben«
Gewinnerinnen: Anna Schuierer und Paula Riek von der HAW Würzburg-Schweinfurt
Jurykommentar: Diese tolle Arbeit hat sich schnurstracks an die Spitze der Kategorie gesetzt. Eigentlich ein Wunder, ist es weder eine Auseinandersetzung mit einem Thema unserer Zeit, noch eine Abhandlung über Medien oder Technologie. Genau genommen gibt es keinen greifbaren Sinn. Es sind kunstvoll aufbereitete Eindrücke einer Reise ohne besondere Route oder Orte. Einfach nur: sechs Tage nach Norden – mehr oder weniger im Nichts. Die Banalität des Unterfangens mag verwundern, doch die Aufbereitung der sinnlichen Erfahrungen und Wahrnehmungen verzaubert. Sehr viel spannende Illustration, gute Grafik. Wenige, aber hervorragend gesetzte Worte. Spannende Seiten. Immer wieder frisch, mutig. Frei von Effekthascherei. Ein tiefer Blick in die Seele des Wandernden. Und da erstaunt dann noch viel mehr die hier erzielte Harmonie der Vielfalt. Das ist eine echte Spitzenleistung. Ein großartiges Buch, das wir alle gern kaufen würden. Sofort. Das wird wohl ein Traum bleiben. Denn es ist ja “nur” eine Semesterarbeit. Bravo!
Editorial – Magazin: »gum N°13 – Magazin für konzeptionelles Gestalten«
Gewinnerinnen: Katharina Meier und Denise Albrecht von der FH Bielefeld
Jurykommentar: Hier werden alle Kategorien der Gestaltung untersucht – das Beste an Editorial, radikal umgesetzt, überwältigend in der Wirkung.
Gewinner: Nico Papayannis und Dana Elmi Sarabi von der HAW Hamburg
Jurykommentar: Die Bereiche Mode und Design verbinden sich hier auf seltene und herausragende Art und Weise – mit geradezu explosionsartigen Bildstrecken: eine Liebeserklärung an Print.
Die Gold-Gewinner 2020: Abschlussarbeiten
Kommunikationsdesign – Corporate Design: »Uneo«
Gewinnerin: Lisa-Maria Kamysz von der Hochschule Rhein-Waal
Jurykommentar: Wenn Produktdesign Corporate Design wird … und beides neu erfunden wurde … und wenn beides kongenial zusammengehört und zusammenpasst, dann entsteht eine Arbeit, die wirklich Maßstäbe in ihrer Kategorie setzt. UNEO beschäftigt sich mit der Kulturgeschichte des Sitzens und schafft durch geschicktes Kombinieren eine völlig neuartige Produktfamilie. Zugleich entsteht ein visuelles System, welches ikonischer nicht sein könnte. Tolle Abschlussarbeit! Und hoffentlich bald auf dem Markt.
Digitale Medien – Website: »Plasticaeum«
Gewinnerin: Simone Glück von der Hochschule Augsburg
Jurykommentar: Eine sensationelle Website mit viel Liebe zu Design, 3D, Interaktion und Storytelling bis ins kleinste Detail. Ein toller Case, der nicht nur unter den Junioren hervorsticht, sondern der ganzen Branche zeigt, wo es in Sachen Website-Design hingeht.
Digitale Medien – Gamedesign: »Me, the Stranger«
Gewinner: Ido Back von der Kunsthochschule Berlin Weißensee
Jurykommentar: Ein Baby auf der Flucht vor der Bar Mitzwa, ein Häuserblock auf haarigen Füßen, Haifischraketen, Zombies in den Nachrichten und an der Wahlurne … alles Szenen des eigenen Erwachsenwerdens in Isreal. Ebenso liebevoll wie detailreich in Bild und Text illustriert, animiert, vertont und als interaktive Grafiknovelle in Szene gesetzt. Eine spielbare Version der eigenen Vergangenheit wird als begehbare Welt vor dem Betrachter ausgebreitet. Und während die erzählten “Lebens-Level” durchaus nachdenklich machen, kann sich der Betrachter der farbenfrohen Visualisierung und der selbstironischen Erzählweise nicht entziehen. Grossartig!
Editorial – Buch: »Einige Erlebnisse während meiner Dienstzeit«
Gewinner: Yannik Stechmeyer-Emden von der Staatlichen Akademie der Künste Stuttgart
Jurykommentar: Dieses Buch hat bei der Jury einen bleibenden Eindruck hinterlassen, besonders vor dem Hintergrund, dass es sich um ein studentische Arbeit handelt. Das Material, das dem Gestalter zur Verfügung stand, bot eine perfekte Steilvorlage und diese wurde wirklich par excellence verwandelt. Er verstand es dieses perfekt zu inszenieren. Mit welchem Feingefühl er der Geschichte seines Urgroßvaters den passenden Rahmen gab und wie gut er die zur Verfügung stehenden gestalterischen und handwerklichen Mittel richtig einzusetzen vermochte, ist wirklich sehr außergewöhnlich.
Jurykommentar: Diese Arbeit ist weit mehr als ein Buch. Es ist ein Zustand. Ein Zustand, den nicht nur wir alle kennen – sondern der jeden einzelnen von uns zu kennen scheint. Auf jeder Seite, in jedem vermeintlich achtlosen Bleistiftstrich, jedem hingefutzelten Stück Klebezettel atmet diese Arbeit das Warten. Warten auf die Eingebung. Es zelebriert regelrecht diesen stillen Schmerz, die Panik und das in einem Maß an Konsequenz, das man auch bei den goßen Awardshows nur selten sieht. Dieses waiting for inspiration bewirkt im Leser blitzartig das Gegenteil und belohnt uns mit der Gewissheit, die ein oder andere Kladde dieses Mal verschonen zu können. Wir lieben diese Arbeit und sind wirklich dankbar, dass es sie gibt.
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