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Ausweitung der Designzone: Ist Design das neue Mantra?

AGD-Geschäftsführerin Victoria Ringleb schreibt in ihrer Kolumne diesmal über den AGD-Thinktank »Design 2030« …

In dem AGD-Thinktank »Design 2030«haben sich Designer zusammengefunden, um die Designzone um den Designdiskurs auszuweiten. Dafür gehen sie der Frage nach: Wie leben und arbeiten Designer im Jahr 2030? Das geht ganz ohne Kristallkugel. Vielmehr entwickeln die Teilnehmer in Workshops unterschiedliche Szenarien, wie Leben und Arbeit eines freiberuflichen Designers in gerade mal 14 Jahren aussehen könnten.

Die Zukunft des Designs: Volkssport oder Mantra?

Zum Thema Zukunft schreibt Heribert Prantl in der Süddeutschen Zeitung: »Zukunftsfähigkeit muss neu definiert werden, nämlich so: Wie wird die Zukunft fähig für die Gesellschaft? Wie wird sie fähig für ein Leben, das mehr ist als ein Überleben? Zukunft sollte so sein, dass Menschen heil und zufrieden leben können.«

Zukunft passiert uns nicht, sie ist Ergebnis unseres Handelns

 

Prantl nimmt damit eine interessante Perspektive ein, die uns wichtige Spielräume bei der Gestaltung der Zukunft zugesteht. Zukunft passiert uns nicht, sie ist Ergebnis unseres Handelns. Und diese Gestaltungsspielräume gilt es auszuloten und auszufüllen. Folgerichtig beschäftigen sich die »Design 2030«-Mitglieder mit Fragen wie: Ist Design in 14 Jahren Volkssport? Oder ist Design das neue Mantra? Verfolgen Designer ausschließlich individualistische Ziele, Partikularinteressen – wahlweise ihre eigenen oder die ihrer Kunden? Oder sind sie ausschließlich der Allgemeinheit verpflichtet, ist also der Bezugspunkt ihres Handelns und ihrer Entscheidungen immer die Frage nach dem Beitrag zum Gemeinwohl?

Tragen wir die zwei Fragenpaare an den Enden der x- und y-Achse eines Koordinatensystems ein, schafft das Struktur und Ordnung und den Szenarienentwicklern eine Vielzahl von Möglichkeiten, aus denen sie vielfältige »Zukünfte« mit unterschiedlichen Wahrscheinlichkeiten entwickeln können.

Vielfalt als Chance

Führt diese Vielfalt zu informeller Zersplitterung oder aber zu einer anderen Designkultur?

Führt diese Vielfalt zu informeller Zersplitterung oder aber zu einer anderen Designkultur? In unserer täglichen Arbeit brauchen wir einerseits soziales Engagement und müssen mit Kunden, Partnern, Lieferanten interagieren, andererseits sitzen wir isoliert vor unseren Computern und an virtuellen Orten. Führt das zu unzähligen unterschiedlichen Formen von interdisziplinären Netzwerken? Führt die hohe Zahl an so genannten Mikrounternehmen zu Zersplitterung, Ausgrenzung, die Ausbeutung erleichtern, wie sie allenthalben auf einschlägigen Portalen passiert, die vorgeben, viel Design für wenig Geld zu liefern? Oder sind sie die Arbeitsform der Zukunft, weil sie in ihren Netzwerken flexibel und fix wie eine Armada Schnellboote sind und nicht behäbig wie eine Tankerflotte an Designagenturen?

Sabine Reister, Designerin, Illustratorin und Mitglied des AGD-Thinktanks, sagt dazu: »Wir haben unzählige Möglichkeiten, kreativ mitzugestalten. Daher haben wir uns im Thinktank für die Szenario-Methode entschieden, weil sie uns die Möglichkeit gibt, unterschiedliche Geschichten mit unterschiedlichen Voraussetzungen und Akteuren zu erzählen und auf ihre Wahrscheinlichkeit hin zu überprüfen. Das macht großen Spaß und bietet viel Spielraum, über den eigenen Beruf und seine möglichen Zukünfte zu reflektieren und sich dazu auszutauschen.«

Sich auf diese Weise mit dem eigenen Beruf auseinanderzusetzen ist in einer Zeit des permanenten und schnellen Wandels bei Arbeitsinhalten und -strukturen elementar wichtig für die Entwicklung eines erkennbaren Profils, für die eigene Verortung, die im besten Fall meine Stärken und Bedürfnisse mit den Anforderungen aus meinem Umfeld zusammenführt. Sie hilft, Machbares von Nicht-Machbarem zu trennen, Wesentliches von Unwesentlichem zu unterscheiden, der Sinnhaftigkeit Raum zu geben statt der Sinnlosigkeit. Das sollte es uns wert sein.

Victoria Ringleb ist seit 2010 Geschäftsführerin der AGD. Sie hat Kommunikationswissenschaften und Interkulturelle Wirtschaftskommunikation in Jena, Cambridge und Brisbane studiert. Alle weiteren Ausgaben ihrer Kolumne lesen Sie hier.

ID 796

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