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Zeitreise in die Geschichte der Digitalisierung

Ein sensationelles, sehr unterhaltsames und oft überraschendes Buch lädt ein, auf die Entwicklung der digitalen Technik zurückschauen.

Publikation »The Computer«, Seite 138: Für Digital Natives rätselhaft dürfte in dieser Vision von Hughes Electronics von 1956 nur eins sein: die Wählscheibe
Für Digital Natives rätselhaft dürfte in dieser Vision von Hughes Electronics von 1956 nur eins sein: die Wählscheibe © Courtesy of Hughes Products

Eigentlich trägt dieser überdimensionale Bildband den falschen Namen. Tatsächlich handelt es sich bei »The Computer« um die vielleicht erste, definitiv aber umfangreichste Geschichte digitaler Technik und ihrer Anwendung in nahezu allen Lebensbereichen – ob elektronische Musik oder Überwachungskamera (die erste wurde schon 1968 installiert, natürlich in London).

Gerade jetzt, wo wieder gigantische Disruptionen anstehen, ist dieser Rückblick spannend. Schon 1930 reagierten Roboter auf Sprachbefehle, was sie als Attraktion im US-Kaufhaus Macy’s vorführten. Und 1964 konnten Singles in New York digital auf Partnersuche gehen: mit Hilfe eines Großrechners, der nach Auswertung eines langen Fragebogens fünf Partnerempfehlungen ausspuckte. Interessant ist auch, dass manche Entwicklungen einfach in der Luft zu liegen scheinen. So wurden 1984 fast gleichzeitig in Frankreich und in den USA Patente für 3D-Drucktechniken angemeldet.

Buchtipp: Entwicklung der digitalen Technik

Hier und da kommt bei der Lektüre Nostalgie auf. Fast vergessen ist die Zeit, als Bildschirmschoner noch das Einbrennen der fetten Röhrenmonitore verhindern mussten und »Flying Toasters« über Apple-Displays schwebten … Spurlos wieder von der Bildfläche verschwunden sind aber auch deutlich schwergewichtigere Phänomene wie GeoCities, wo Privatmenschen ab 1995 erstmals eigene Websites online stellen konnten (heute Kult als Gruselkabinett des Pixeldesigns). Immerhin 38 Millionen Sites gingen offline, als der Dienst 2009 eingestellt wurde.

Die digitale Welle rollt halt immer weiter. »Die Computer-Revolution: Fortschritt macht arbeitslos« titelte der »Spiegel« 1978. Wir wissen, dass es anders kam. Der vorletzte Eintrag in diesem großartigen Buch gilt dem Thema »Text to Image«, wobei hier auch alternative Midjourney-Entwürfe fürs Cover von »The Computer« zu sehen sind. Jens Müller und sein Studio vista in Düsseldorf, die den Band gestalteten, entschieden sich aber für eine andere Lösung. Ganz am Schluss steht dann ein Ausblick aufs Quantum Computing, dessen Rechenleistung alles in den Schatten stellt, was wir bisher kannten. Noch passiert das in Forschungslaboren. Wenn diese Power in Gang kommt, müssen wir ein neues Kapitel der Computergeschichte aufschlagen.

 

Publikation »The Computer«, Seite 145: Erste Detektoren und Datensammlung in der Hirnforschung 1961
Erste Detektoren und Datensammlung in der Hirnforschung 1961 © Courtesy of Brookhaven National Laboratory

 

 

Jens Müller, Julius Wiedemann (Ed.): The Computer. A History from the 17th Century to Today
Taschen Verlag, Köln 2023
472 Seiten
60 Euro
ISBN 978-3-8365-7334-4
Direkt beim Verlag bestellen 

 

 

 

Publikation »The Computer«, Seite 267: Schon 1983 starteten in Kalifornien die Tests für die Informationsportale des Online-Service Gateway
Schon 1983 starteten in Kalifornien die Tests für die Informationsportale des Online-Service Gateway © Courtesy of Claessens Product Consultants

 

Publikation »The Computer«, Seite 465: Mitherausgeber Jens Müller vom Designstudio vista experimentierte bei der Cover-Gestaltung auch mit Midjourney – verwarf diese Entwürfe jedoch
Mitherausgeber Jens Müller vom Designstudio vista experimentierte bei der Cover-Gestaltung auch mit Midjourney – verwarf diese Entwürfe jedoch

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