Mit ihrem ersten, wunderbar gezeichneten und gemalten Comic erregt Lina Ehrentraut gleich Aufsehen.
Eine Physikerin baut einen perfekten Körper, in den sie ihr Bewusstsein überträgt – und dann damit auf die Reise in ein Paralleluniversum geht. Wobei dieses sich gleich in ihrer Lieblingskneipe um die Ecke befindet, wo sie sich selbst begegnet. Beginn einer interessanten Liebesbeziehung …
Es ist eine gleichzeitig fantastische und sehr eng an ihrer persönlichen Realität orientierte Geschichte, die Lina Ehrentraut in »Melek + Ich« erzählt. Ursprünglich war der Comic ihre Abschlussarbeit an der Leipziger Hochschule für Grafik und Buchkunst und umfasste auch selbst entworfene (vor allem bemalte) Textilien. Die ungewöhnlichen Klamotten, die im Buch zu sehen sind, gibt es also wirklich …
Mit leichter Hand verwebt Lina Ehrentraut so verschiedene Ebenen miteinander: die Themen Identität, Selbstliebe und Selbsthass, Sexualität zwischen Frauen (ebenso explizit wie einfühlsam gezeichnet), Science-Fiction, die letztlich zum Trip in die eigene Gefühlswelt wird. Auch visuell ist das Buch vielschichtig. Die eigentliche Geschichte wird in Schwarzweiß erzählt, während die Bilder in den fantastisch-emotionalen Episoden in opulente, teils abstrakte Farbigkeit abdriften. Dazu kommt wie gesagt noch die textile Dimension.
Kurz, ein Comic, der den Zeitgeist auf den Punkt bringt und dabei doch zeitlos ist – unbedingt empfehlenswert und als Buch jetzt erschienen bei Edition Moderne.