Anusch Thielbeer illustriert Porträts junger Mädchen, die trotz ihrer Jugend schon spannende Geschichten zu erzählen haben.
Schon immer hat die Berliner Illustratorin Anusch Thielbeer am liebsten Gesichter gezeichnet. Mit Aquarellfarben und diversen Stiften lässt sie nun zwölf junge Mädchen aus Deutschland im Buch »stark. Rebellinnen von heute« lebendig werden.
Es sind Mädchen zwischen 13 und 19 Jahren, die trotz aller Unterschiede eines gemeinsam haben: Sie nehmen ihr Leben selbst in die Hand.
Zum Beispiel Lotte, die in einem kleinen Dorf in der Uckermarck nahe der polnischen Grenze aufwuchs. Schon als Dreizehnjährige engagierte sie sich spontan in einer benachbarten Flüchtlingsunterkunft, gab dort Deutschunterricht. Dabei lernte sie selbst so viel Arabisch, dass sie jetzt Arabistik studieren will.
Oder Zofia, die mit zwölf in eine Krise geriet, weil ihr Vater gestorben war und ihre beste Freundin sich von ihr abwandte. Sie begann Songs zu schreiben und im Berliner Mauerpark als Straßenmusikerin ihre Lieder zu singen.
Anusch Thielbeer und Kathrin Köller erzählen ihre Geschichten weiter, in kleinen Texten, die uns ins Leben und Denken der Mädchen eintauchen lassen, und jeweils mit einem eindrucksvollen Porträt. Gerade, indem sie die Zeichnungen bewußt unfertig wirken lässt, lenkt die Illustratorin den Fokus aufs Wesentliche: den Menschen hinter dem Bild.
Wie die Idee zu dem Buch entstand
Alles fing mit dem Porträt von Suzan an (siehe unten), das Anusch Thielbeer während der Langen Nacht der Illustration in einer kleinen Berliner Galerie ausgestellt hatte. Autorin Kathrin Köller war von der Ausstrahlung des Mädchens auf dem Bild so fasziniert, dass sie mehr über sie erfahren wollte.
Anusch Thielbeer wiederum beschäftigte sich schon länger mit der spannenden und oft äusserst schwierigen Zeit des Erwachsenswerdens – sie erlebt das mit ihren Kindern hautnah mit. Sie begann, nicht nur ihre eigenen Kinder zu zeichnen, sondern auch deren Freunde und später junge Frauen, die sie auf der Straße, im Supermarkt oder in der S-Bahn ansprach.
»Die Mischung aus Leichtigkeit und Ernst, Stärke und Weichheit in den Gesichtern, aber auch ihre ganz diversen Körperhaltungen weckten meine Neugier. Die Ausstellung war dann der erste Schritt an die Öffentlichkeit«, so die Illustratorin. »Kathrin sprach mich an und so entwickelte sich die Idee zu einem Buch. Wir wollten Mädchen heute in all ihrer Vielfalt vorstellen.«
Die Ilustrationstechnik: Aquarellfarben und …
Autorin und Illustratorin trafen sich gemeinsam zum Interview mit den Mädchen. Anusch Thielbeer machte Fotos, traf daraus eine Auswahl und zeichnete die Porträts später. Mal hielt sie sich enger an die Vorlage, mal geriet das Bild freier.
»Was die Mädchen im Gespräch von sich preisgaben, hatte natürlich auch Einfluss auf die Zeichnung«, erklärt sie. »Ich mag Brüche. Für mich machen sie den Menschen erst aus. Und so sehen dann auch die Zeichnungen aus.«
Zwar arbeitet Anusch Thielbeer vorwiegend mit Aquarellfarben, aber fast immer kommt anderes dazu – vor allem Buntstift, Bleistift oder Tinte. Ab und zu aber auch Acryl, Kuli, Pastell, Kohle, Filzstift, Textmarker et cetera.
Dabei passiert alles recht direkt, ohne Skizzen, Schichtenmalerei oder spezielle Technik. »Wenn das Bild nicht gelingt, schmeisse ich es weg und beginne gegenfalls neu. Meist bleibe ich jedoch bei der ersten Zeichnung.«
Gekonnt ist eben gekonnt.
Kathrin Köller, Anusch Thielbeer: Stark. Rebellinnen von heute Ab 12 Jahre 112 Seiten, Gebunden Format 173 x 245 mm ISBN 978-3-522-30553-2 15 Euro Gabriel Verlag, Stuttgart Bestellen