Eine dystopische Graphic Novel über Gute-Laune-Faschismus
Die Illustratorin Bim Eriksson zeichnet in »Baby Blue« eine düstere Vision eines mit Gewalt Freude erzwingenden Staates.
»Reine Psyche – Meine Pflicht«, so das Motto, das die pupillenlosen Gutbürger:innen in der Graphic Novel »Baby Blue« von Bim Eriksson zu leben haben. Tun sie dies nicht ausreichend und von der Gute-Laune-Norm abweichend, dann schicken sie staatliche Securities – neben dem gut Zureden auch gewaltvoll – in psychiatrische Behandlung. Doch es regt sich maskierter, zurecht übellauniger Widerstand, der dem Wort Wutbürger ganz neue Bedeutung verleiht.
Die Stockholmer Comiczeichnerin und Autorin Eriksson, Jahrgang 1991, illustriert das Anderssein der gegen das System rebellierenden Figuren clever: Sie lässt sie zum Schutz ihrer Identität und Individualisierung Masken wählen, Berina etwa wird zum Kampfkaninchen. Der Protagonistin Baby begegnen die Systemtreuen als eintönig Uniformierte.
Der Look der Illustrationen ist zeitlos, wenn auch die historischen Verweise divers sind, durch die feinen Linien und zurückhaltende Farbgebung ist aber keine der Seiten überladen.
Das fürs Innere gewählte Blues-Blau auf Munken Polar könnte für die Geschichte nicht stimmiger sein. Das Coverdesign mit eleganter Folienprägung stammt von Kalle Mattson.
Eriksson gelingt mit »Baby Blue« ein stylishes, tiefsinniges und gleichzeitig leicht verschlingbares Zweitlingswerk, erschienen ist es im Wiener Luftschacht-Verlag. Definitiv eine Empfehlung, besonders auch für Fans von Nino Bullings »abfackeln«.
Bim Eriksson: Baby Blue
Aus dem Schwedischen von Andreas Donat
Luftschacht, Wien
1. Auflage Oktober 2022
262 Seiten, Broschur mit Folienprägung, Fadenheftung
28 Euro
ISBN 978-3-903422-16-2
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