Die Pictoplasma 2018 in Berlin war erneut ein großartiges Get-Together von Character Designern, Illustratoren, Animation Artists und AR- und VR-Spezialisten.
Sie kamen aus aller Welt, stellten drei Tage lang ihre Arbeiten vor, fanden in Workshops zusammen, auf zahlreichen Partys und der Pictoplasma Conference 2018.
Und gleich zu Anfang stellte die Illustratorin Charlotte Mei aus Großbritannien, die mit ihren Arbeiten die Konferenz eröffnete, fest: Pictoplasma ist die coolste Konferenz der Welt.
Im Babylon Kino in Berlin Mitte führte sie durch ihre Malerei, ihre Keramiken und Animationen, die u.a. für Hermes, für Sony oder Penguin entstehen, erklärte, wie eine Idee zum Bild wird und schloss ihren Talk mit einem Selbstinterview, für das sie zuvor auf Instagram Fragen sammelte.
Reiner Zufall, dass anschließend ihr einstiger Lehrer, der unübertreffliche Illustrator Jim Stoten, auf die Bühne kam. Irgendwann während der Präsentation seiner knallbunten und detailreichen Arbeiten (Abb. oben) erzählte er, dass er auch mal als Stand-up-Comedian aufgetreten ist. Wahr oder nicht, man glaubt es sofort. Und so führte er von der Geschichte, dass er erst sechs Jahre später die Einladung zu seinem Talk auf der Pictoplasma in einem abgelegten Email-Account fand, auch darüber, wie Taubenscheiße auf einer seiner Arbeiten ihn dazu brachte, Photoshop zu lernen – und bis hin zu, dass er Brian Enos Bonmot folgt, dass wir als Kinder spielen, um zu lernen und als Kreative das Spielen unsere Arbeit ist.
Stärker als zuvor ging es auf dieser Pictoplasma Konferenz auch um AR und VR. Alex Jenkins vom Londoner Studio Nexus Interactive Arts stellte mit HotStepper die erste AR Wayfinding App vor, in der ein tanzender Kerl einen durch die Städte der Welt führt, während Darren Dubicki von Aardman Animation einen auf eine beeindruckende Reise mitnahm.
Für die BBC entwickelte das Studio aus Bristol den VR-Film »We wait«, der eine syrische Familie auf ihrer Flucht über das Mittelmeer begleitet und einen tief hineinzieht in die lebensbedrohlichen Ereignisse.
Edel Rodriguez, bekannt geworden durch seine Cover für die New York Times, den New Yorker und zuletzt auch für Time Magazine und Spiegel, wo er Trump mit dem abgeschnittenen Kopf der Freiheitsstatue zeigte, war einer der großen Namen.
Ein anderer Réka Bucsi, ungarische Animationskünstlerin, die mit ihren surrealen Filmen bereits mehrmals auf der Berlinale eingeladen war und mit LOVE nicht nur für den European film Awards 2017, sondern auch für den César Award 2018 nominiert wurde. Sie führte durch ihr neuestes Werk Solar Walk, das auch mit großem Orchester aufgeführt wird und machte sich dafür stark, Geschichten zu erzählen, die eben nicht nach klassischen narrativen Strukturen funktionieren, sondern der Fantasie freien Lauf lassen.
Alex Norris zeigte seine unbändig lustigen Webcomics, deren Punchline immer ein »oh no« ist, während Marika Makaroff von Gutsy aus Finnland die Moomins in 3D ankündigte und die beiden Spanierinnen von Cachetejack umwerfend charmant durch ihr genauso zauberhaftes knallbuntes Portfolio führten – und durch ihre gemeinsame Arbeit. Und die ist ungewöhnlich. Denn sie arbeiten zwar in einem Stil, aber einzeln jeweils bei sich zu Hause. Und dort entstehen prägnante, flächige Illustrationen für The New Yorker, Pentagram, The New York Times, Zeit Leo und auch Urban Outfitters. Und diese hochkarätigen Kunden kommen nicht von ungefähr, denn sie sendeten tausende Emails mit ihrem Portfolio raus und tun das immer noch ab und an.
Abgeschlossen wurde das Konferenz-Programm von Encyclopedia Pictura aus Glassell Park, Los Angeles, berühmt für ihre Videos für Björk und Games für Kanye West und ihre Puppen- und Stop-Motion-Arbeit.
2012 gründeten die drei Kreativen mit ordentlich Spieltrieb ein Online-Schul-Projekt DIY, das Kinder ihre eigenen Fähigkeiten entdecken lässt – und gingen zwischendurch auf einen ganz besonderen Trip.
Mit Motion Designern, Programmierern und anderen Gestaltern zogen sie in die totale Einöde in ein Waldgebiet und bauten dort eigene Hobbit-Häuser, um abseits der Stadt zu arbeiten und zu leben. Nach drei Jahren kehrten sie allerdings in die Zivilisation zurück und jetzt können dort Freunde und Kollegen hin, die mal abschalten wollen.
So mitreißend das Programm der Pictoplasma war, so war es auch wieder die Atmosphäre. Zahlreiche Animationskünstler, die im Morgenprogramm ihre Filme zeigen (auf keinen Fall verpassen sollte man die einsamen Sardinen im Bademantel in The Burden von Niki Lindroth von Bahr und die großartige Selbstreflexion Art for Lawyers von Rory Waudby-Tolley), waren ebenso vor Ort wie Speaker der letzten Jahre, zu denen die heiß gehandelten Animations-Künstler und Motion Designer Jack Sachs und Julian Glander gehören.