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Hippe Hexen

In »Hexen« beschwört die Leipziger Illustratorin Malwine Stauss in schönstem Aquarell kosmische Schnecken, geheimnisvolle Geister und weibliche Intuition.

Bild: Malwine Stauss

Als Malwine Stauss an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig studierte, fühlte sie sich oft nicht ernst genommen in ihrer Arbeit, in ihrer intuitiven Vorgehensweise, ihrem dekorativem Stil und den Themen, mit denen sie sich beschäftigte.

Sie haderte und begann zu recherchieren, beschäftigte sich mit der Rezeptionsgeschichte von Künstlerinnen, die ähnlich arbeiteten und machte dabei gleich mehrere Entdeckungen.

Dazu gehörte die kulturhistorische Abhandlung »Caliban und die Hexe« der New Yorker Professorin Silvia Federici, die darin darlegt, wie der Frauenkörper auf den Weg in den Kapitalismus rationalisiert wurde, um als Arbeitskraft zu dienen.

Und dazu gehörte auch die Ausstellung »Weltempfänger« im Münchner Lenbachhaus, die Arbeiten der spiritistischen Künstlerinnen Georgiana Houghton, Emma Kunz und Hilma af Klint zeigte, die ihre übersinnlichen Erlebnisse auf die Leinwand brachten und sich schon weit vor Wassily Kandinsky der Abstraktion widmeten.

All das führte sie schließlich zu Malwine Stauss Diplomarbeit »Hexen«, die jetzt in überarbeiteter Form bei Rotopol erschienen ist.

Wie malt man Unsichtbares?

Assoziativ hat sich die Leipziger Illustratorin von Kapitel zu Kapitel gearbeitet, sich an Bilder und an das Erzählen herangetastet.

Dabei habe sie konstant versucht, den schmalen Grad zwischen zwei Extremen auszuloten: dem Übererzählten und Übererklärtem, das der Geschichte die Energie raubt und dem zu stark Abstrahiertem und Assoziativen, das dann nicht mehr zugänglich ist.

So entstand ein Buch, das statt auf viele Worte, auf Himmelslandschaften, Innenleben und Abstraktionen setzt, die den Stil von Malerinnen wie Hilma af Klimt neu interpretieren, die von geheimnisvollen »Blasen der Nacht« erzählen, von modernen Hexen mit meterlangen Kugelzöpfen, die rauchen und Rotwein trinken, die zusammenhalten, tanzen und malen und vielleicht auch mal die Geister rufen, sich mit kosmischen Schnecken beschäftigen und mit Fragen, wie man Unsichtbares malt.

In schönstem Aquarell lässt Malwine Strauss die Erzählung über die Seiten fließen und hält sie geschickt in der Schwebe zwischen den verschiedenen Welten und zwischen dem Gestern und Heute.

Malwine Stauss: Hexen, 96 Seiten, Farbe, 17×23 cm, Rotopol Press, ISBN 978-3-96451-014-3, 20 Euro

 

 

 

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