Doing The Work: Das moderne Leben meistern mit Nadine Redlich
Zum Glück gibt es Nadine Redlich und ihre lakonischen Illustrationen, die einem zeigen, dass man keineswegs alleine durch den Alltag stolpert, der voller Anforderungen und Arbeit an sich selbst steckt. Was sie davon hält, zeigt ihr neues Buch »Doing the Work«.
Gerade erst ist eine Illustration von Nadine Redlich in Die Zeit erschienen. Da lümmelt sich zu dem Thema, ob man über Gott lachen darf, eine ihrer knuddeligen Figuren mit Heiligenschein über dem Kopf auf Wolke 7.
Sie zeichnet außerdem für The New York Times, die Süddeutsche Zeitung, das Frieze Magazine oder Le Monde. Doch besonders schön ist es immer, wenn eines ihrer Bücher erscheint.
Wie Stones, in dem sie von dem emotionsreichen Innenleben der Steine erzählt, ihrer biestigen Abrechnung I Hate You – You Just Don’t Know It Yet, Paniktotem, in dem sie sich der Angst stellt – oder jetzt Doing The Work.
In Englisch erschienen, den schließlich sind ihre Geschichten universal und ist ihre Fangemeinde international, breitet sie auf 100 Seiten den ganz modernen Wahnsinn aus, der von Selbstoptimierung zu Prokrastination führt, von Ansprüchen an sich selbst zu Stress und Apathie und dann will man ja eigentlich noch die Welt retten, jeden Morgen Yoga machen und sich selbst neu entdecken.
Prokrastination statt Weltrettung
»I can’t touch anything« bedauert eines ihrer knuffigen Wesen und streckt riesige, zarte Hände hervor. Ein anderes krabbelt zum Weinen unter den Tisch, während ein Würstchen in somatischer Schonhaltung an der Wand lehnt, eine Banane verzweifelt, Oliven auf dem Selbsterfahrungstrip sind oder ein Wurm mit dem Lapotp auf dem Boden fläzt und verspricht: »Just one more episode then I’ll take care of the future of humanity«.
Ihre Character schaffen den nötigen Abstand, um über sich selbst zu lachen. Denn diese Situationen sind niemandem fremd. Auch Nadine Redlich nicht, die immer einen sehr persönlichen Ton anschlägt und sich selbst immer wieder in die Szenerie einbringt.
Clever und tröstend
Und neuen Character hat sie auch geschaffen. Eier, die ebenfalls mit den Tücken des Daseins zu kämpfen haben.
»I’m never confortable« stöhnt eins, das auf der Seite liegt, während zwei aufgeschlagene Eier um ihre Privatsphäre kämpfen.
Spätestens da, ist man Nadine redlich nicht nur dankbar, dass sie einen so verschmitzt zum Lachen bringt, sondern auch für den Trost, den sie auf so lakonische Weise spendet. Mit wenigen Strichen und noch weniger Worten, ausgelassen, frech – und so clever seziert.
Nadine Redlich: Doing the Work, 96 Seiten, 15 x 21,5 cm, Farbe, Broschur, in Englisch und erschienen bei Rotopol. 18 Euro,
ISBN 978-3-96451-045-7
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