Serifen wie fließende Tinte, eine Krähen-Schrift und eine wie aus der Tropfsteinhöhle: Zum 70. Mal hat der Type Directors Club New York (TDC) seine Auszeichnungen verliehen, 203 waren es in diesem Jahr – und hier unser Best-of Type Design.
Wir hatten sie bereits letztes Jahr mit Begeisterung vorgestellt: die Identity für Chaumont, Stadt des Grafikdesigns von baldinger•vu-huu aus Paris in der sich Igel-, Würstchen und Blumen-Icons ebenso wie der Font Dina Chaumont Display durch die Stadt ziehen.
Bei der 70. Ausgabe des Type Directors Club New York, in der insgesamt 203 internationale Arbeiten ausgezeichnet wurden, war in diesem Jahr auch die ausgelassene und kunstvolle Schrift Dina Display, zu der darüber hinaus über 250 Piktogramme gehören, unter den Gewinnern.
Vibrierende Fonts
Ausgelassen ist auch die Nifty der F37 Foundry aus Manchester mit ihren 24 Stilen und drei variablen Achsen – und ihrem Spiel mit Positiv- und Negativraum, mit Kontrasten und Illusionen, die wie zahlreiche der ausgezeichneten Type Designs als eigenständiges Projekt entstand.
Die Foundry EK Type aus Mumbai hingegen schuf mit dem Variable Font Honk eine Schrift, die das vibrierende Leben auf den Straßen Indiens spiegelt und gleichzeitig die leuchtend bunten Schriftzügen auf den Lastwagen des Landes zitiert. »Sie spricht nicht nur, sie singt und schreit mit ihren vielfältigen Stilen, Farben und dynamischen Formen« heißt es von den Schriftgestaltern.
Ausgelassen ist auch das preisgekrönte Handschrift-ScriptDASH von der Typotheque aus Den Haag und die Multiple Axis Type Family Loes von Duong Tran aus Hanoi (ganz oben). In ihren lyrischen Serifen zitiert sie die Stalaktiten und Stalagmiten, wie man sie in Tropfsteinhöhlen findet. Gleichzeitig erinnern sie an fließende Tinte und, um ihr einen Hauch Erhabenheit zu geben, wie Duong Tran sagt, hat er gleichzeitig römische Buchstaben eingestreut.
Loes bietet zudem mehr als 600 Glyphen, unterstützt eine Vielzahl lateinischer Glyphen, einschließlich Vietnamesisch und eignet sich besonders für großformatige Designs – und alles, das kunstvoll veredelt werden soll.
Gothic Touch und das Metaverse
Eine Schrift wie Krähen und so auch besonders geeignet für die Filme von Tim Burton: Das ist die Crow Type von Cinketype aus Budapest, die aus kalligrafischen Experimenten mit einem Pinselstift und einer Vorliebe für Schriften mit verschiedenen Neigungswinkeln.
Das Apple Design Team hingegen setzt mit der SF Grorgian und auf eine moderne und »freundliche Stimme«, mit der sie ihre San Francisco-Schriften für Marketing und Hard- und Software erweitert. Und das mit neun Schnitten in sechs Breiten und einer abgerundeten Variante und mit variablen optischen Größen und einer dynamischen Laufweiten.
Metawhat? fragt das Studio Sharaf mit seiner Metawhat, einer zweisprachigen Schrift, die dem Prinzip des Metaverse das Shapeshiftung erlaubt, heißt, seine Gestalt zu verwandeln. Mit einem lateinischen und arabischen Alphabet ist sie in ihren Stärken und ihrer Form veränderbar und spielt dabei zudem im Lateinischen mit Weiten und im Arabischen mit Kashidas arbeitet, mit erweiterten Buchstaben, die einen Blocksatz erzeugen.
Typo-Spaß mit Hamster
Die Darvish von Standard Font ist ebenfalls ein unabhängiges Projekt und berührt durch ihr unglaublich schönes Schriftbild, während es nicht überrascht, dass ein Font, der Hamster heißt, von dem Stockholmer Designstudio SNASK stammt, bekannt für ihren unbändigen Humor.
Von Joe Stitzlein des Fontwerk Berlin entwickelt, ist sie von den Haustieren inspiriert, die er und seine Freund:innen als Kinder hatten – und von den Habitrails, Käfige und Laufröhren einer gleichnamigen Firma, die dafür sorgten, dass die Hamster sich ordentlich bewegen konnten.
Gleichzeitig zitieren die abgerundeten Formen und fetten Schnitte die Hamsterbacken der Nager, ihre Farben das Fell der Hamster und entstanden ist sie mithilfe der Microsoft COLR-V0-Technologie.