Was passiert eigentlich mit unserer Kacke nach dem Toilettengang? In seinem MaroHeft »Aus den Ärschen aus dem Sinn« erklärt der Berliner Zeichner Felix Bork das so kenntnisreich wie umwerfend lustig.
Als wir neulich im Baumarkt waren, sprach der Verkäufer von dem »kleinen braunen Elefant«, der abhängig, ob man einen Flach- oder Tiefspüler wählt, entweder mit Zwischenstopp oder auf direktem Weg im Abfluss landet. Andere nennen ihn Stuhl oder Exkrement.
Den Haufen eben, die Kacke, die jeder produziert und über die fast niemand redet.
Genauso wenig wie über den Ort, an dem man sie in die Welt entlässt, dort wohin auch der König zu Fuß geht, wo man sich pudert, der für kleine Königstiger ist oder wohin man mal kurz austritt.
Das fand auch Felix Bork, preisgekrönter Berliner Zeichner und Autor, dem wir bereits so heißgeliebte Bücher wie Oh, ein Tier! und Oh, eine Pflanze! verdanken. Und übernahm es selbst, Licht in das Dunkel der Abflussrohre zu bringen.
Als der Augsburger MaroVerlag, der seit letztem Jahr die so klugen, subversiven, herrlich illustrierten und liebevoll gestalteten MaroHefte herausgibt, Bork anbot, auch eins zu machen, nahm er sich der menschlichen Notdurft an. Und zwar der Reise auf die sie geht, sobald wir die Toilette verlassen.
Illustrierte Tour de Force
»Eine Odyssee durch Körper, Klo, Kanalisation, Kläranlage und Wolken« hat er sein Werk im Untertitel genannt und führt darin so flapsig wie wohl informiert von der Kloschüssel aus durch die Abwassersysteme, an legendären Fettbergen wie dem 140 Tonnen schweren »Whitechapel Monster« vorbei, der unentdeckt unter den Straßen von London wuchs, zu Klärwerken und in Seen, wo die Fische unter im Klo entsorgten Medikamenten leiden, bis ins Grundwasser hinein und aus dem Wasserhahn wieder heraus.
Dabei lüftet er ganz nebenbei nicht nur das sagenumwobene Geheimnis, ob Klowasser wirklich wieder zu Trinkwasser wird, sondern beschäftigt sich mit dem Wasser als lebenswichtigem Element überhaupt – von der »babykatzenminikleinen« Menge, die wir selbst täglich trinken bin hin zur teuflisch lukrativen Wasserwirtschaft.
Ist man auf der letzten Seite angekommen, wundert man sich kein bisschen mehr, dass Bork sein Heft allen Menschen widmet, »die uns täglich den Arsch retten!« und sich bei allen diesen Personen bedankt, die sich um unseren Scheiß kümmern.
Das alles ist nicht nur eine herrlich schräge und unterhaltsame Tour de Force, sondern vor allem auch ein schöne: In drei Sonderfarben gedruckt und mit Königstigern illustriert, mit einem Kacken-Bingo, mit griesgrämigen Fischen, mit jeder Menge Rohren, Ab- und Kreisläufen, auf verschiedenen Papieren gedruckt – und mit zwei besonderen Beigaben.
Gestaltung mit Extras
Mit einem klein gefalteten Plakat, das von Scheißfliegen, von »falschen Cabanossi«, von Doppeldecker-Haufen und versehentlichen braunen Graffitis erzählt und das alles ist großzügig im eigensinnigen Bork’schen Stil illustriert, der irgendwo zwischen Kinderzeichnung, zwischen Comic und Malerei liegt.
Dazu gibt es noch ein Lesezeichen, das mit Abstand und garantiert, das skurrilste (und das praktischste?) ist, was bisher zwischen den eigenen Buchseiten gelandet ist und in sattem Braun auf schönstem Altrosa acht verschiedene Stuhlformen zeigt, die »Supi«, ein »Problem« oder das Ergebnis eines »Tiefspülers« sind.
»Für mich hat die Arbeit dazu geführt, dass ich heute mit einem anderen Bewusstsein, viel Achtsamer auf dem Klo hocke :)«, schreibt Bork. Wir jetzt auch!
Felix Bork: Aus den Ärschen aus dem Sinn. Eine Odyssee durch Körper, Klo, Kanalisation, Kläranlage und Wolken, 32 Seiten, 13,5 x 20,5 Zentimeter, MaroHeft#3, MaroVerlag, Augsburg, 16 Euro ISBN 978-3-87512-618-1