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Umweltfreundliche Veredelungen: Alles ganz öko!

Auch wer sein Printprojekt veredeln möchte, kann dabei die Umwelt im Blick haben. Wir zeigen ökologisch vertretbare Lösungen.

Notizbücher aus Abfall: Den Schutz der Meere hat sich die erst 14-jährige Emelie Böhm auf die Fahne geschrieben. Sie gestaltete Notizbücher, deren Innenseiten aus Makulatur bestehen – was den Wasser- und Energieverbrauch der Bücher auf ein Minimum reduziert. Dafür bekam sie beim Gmund Naturpapierdrucker Award 2017 einen Sonderpreis. Wirklich gelungen sind auch die Prägungen auf den Covern, noch schöner wäre es gewesen, Emelie Böhm hätte auf die nicht gerade umweltfreundlichen Neonfarben verzichtet. Bild: www.berg12.de Michael Namberger All rights reserved Bild: www.berg12.de Michael Namberger All rights reserved

Beim Stichwort Veredelung denkt man vor allem an Folienprägung und Spotlackierung. Glanzvolle Effekte, die zweifellos für Aufmerksamkeit sorgen, ökologisch betrachtet jedoch ihre Schattenseiten ha­ben. Vor allem lackveredelte Printprodukte gelten als kaum recycelbar, denn die Trennung des Lacks vom Bedruckstoff ist schwierig und aufwendig.

Thomas Fleckenstein, Prokurist bei der Umweltdruckerei Lokay, fasst den Begriff Ver­edelung ohnehin etwas weiter: »Printprodukte lassen sich nicht nur materiell, sondern auch immateriell veredeln, indem man sie etwa durch die Wahl der Papiere und der Farben umweltfreundlich druckt. Ich finde, der Blaue Engel auf einer Broschüre oder einem Flyer ist auch eine Veredelung.«

 

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Knalliger Farbschnitt: Sofern die Farben mineralöl- und möglichst auch kobaltfrei sind, ist ein Farbschnitt eine umweltschonende Möglichkeit der Veredelung. Das hier eingesetzte Grün erfüllt sogar den Blauer-Engel-Standard. Eine zusätzliche Blindprägung, wie im Fall der von Letterjazz produzierten Visitenkarten für Flaggschiff Film, erfreut nicht nur das Auge, sondern auch die Finger.

Prägen und Stanzen: Rein in Papier und Pappe

Wer materiell und trotzdem nachhaltig ver­edeln will, kann eine Prägung oder Stanzung wäh­len. Bei diesen rein mechanischen Verfahren oh­ne Farben, Foli­en oder Chemikalien, ist der Einfluss auf die Umwelt entsprechend gering. Die Möglich­kei­ten reichen von einer einfachen Blindprägung bis zur dreidimensionalen Reliefprägung. Hier kommen statt eines Werk­zeugs zwei zum Einsatz: Matrize und Patrize drücken von beiden Seiten aufs Papier und erzeugen verschiedene Höhen und Tiefen. Wer sich an der sichtbaren Form auf der Rückseite des Papiers stört, kann diese mit einer Kaschierung verstecken, was durch die erhöhte Grammatur auch gleich noch für mehr Stabilität sorgt.

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Prägen und kaschieren: Verschiedenfarbige Papiere aus der Colorplan-Range von Römerturm wurden bei Letterjazz ausgestanzt und mittels Kaschierung passgenau von Hand zusammengesetzt. Das Logo wurde zudem farblos hochgeprägt. Der dafür gravierte Prägestempel lässt sich nahezu unbegrenzt oft wiederverwenden – für Visitenkarten ein wichtiges Kriterium.

Für eine wirkungsvolle Prägung braucht man ein passendes Papier. Nicht zu dünn darf es sein, mindes­tens 170 Gramm, gerne auch dicker. Weiche Papie­re, zum Beispiel mit einem hohen Anteil an Baumwollfasern, eignen sich besonders gut, hier lässt sich das Motiv tief hineinprägen.

Auch eine Stanzung sorgt für Aufmerksamkeit. Bei einer Formstanzung werden per eigens gefertigtem Stanzwerkzeug beliebige Formen aus dem Material geschnitten. Entweder ganz, sodass der Blick auf die darunterliegenden Seiten frei ist oder nur an­gedeutet, wie zum Beispiel bei einer Wellenlinie. Da­bei sollte man bei größeren ausgestanzten Flächen die Stabilität des Ganzen im Blick behalten. Fei­ner und filigraner lässt sich per Laser stanzen. Durch den Energieverbrauch des Lasers ist die Umweltbilanz etwas schlechter als bei einer rein mechanischen Stanzung.

»Ich finde, der Blaue Engel auf einer Broschüre oder einem Flyer ist auch eine Veredelung«

Thomas Fleckenstein, Prokurist bei der Umweltdruckerei Lokay, Reinheim, www.lokay.de

 

Umnweltfreundliche VeredelungenBild: Katharina Hadem
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Blauer Faden: Ein Nachhaltigkeitsbericht sollte sparsam mit Veredelungen umgehen. TUI Cruises wählte für den Umschlag einfach einen unbedruckten Karton und ließ diesen mit einem hellblauen Faden steppstichheften. Anschließend ließen sie bei der Umwelt­druckerei Lokay zwei Schlitze in das Cover stanzen und eine Banderole drucken, die in diese Schlitze gesteckt wurde. So war der Bericht umweltfreundlich und trotzdem optisch exklusiv. Bild: Katharina Hadem Bild: Katharina Hadem

Umweltfreundliche Papiere und Farben

Eine schöne Wirkung lässt sich durch die Kombination verschiedener Papiere in einem Objekt erzielen. Hier sollte man schauen, wie viel Frischfaseranteil die Sorten enthalten und ob dieser FSC-zertifiziert ist. Oder man greift gleich zu recycelten Sorten von denen es inzwischen eine große Auswahl an Fär­bun­gen und Oberflächen gibt, die sich wunderbar miteinander mischen lassen.

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Selbst geprägt: Schön unauffällig und absolut umweltfreundlich ist die Logo­prägung, die Blok Design aus Toronto per Hand in Visitenkarten und Briefbogen des Trendbüros f32 aus Los Angeles prägte.

Zahlreiche Druckereien arbeiten heute mit mi­ne­ralöl­freien Farben. Nachfragen sollten Sie trotzdem. Bestehen die Farben aus pflanzlichen Ölen und Harzen und aus organischen Pigmenten? Für den Blauen En­gel auf einer Drucksache müssen die Farben außerdem kobaltfrei sein. Wie aber sieht es mit Son­der-, Neon- und Metallicfarben aus? »Tagesleuchtfarben enthalten mineralölhaltige Pigmente und Tro­ckenstoffe auf Kobaltbasis, daher sind diese Far-ben für eine umweltfreundliche Produktion auszu­schlie­ßen«, weiß Christin Lieke, Qualitäts- und Um­weltbeauftragte beim DBM Druckhaus Berlin-Mitte, Deutschlands erster Blauer-Engel-Druckerei.

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Weißer Siebdruck: Für die Identity des Architektur­büros superkül aus Toronto ließ Blok Design das Naturpapier Nomad Grey Smooth in Schwarz bedrucken. Als Veredelung kam im Siebdruck Weiß obendrauf. Gerade auf unge­strichenen Papieren kann man mit weißem Siebdruck eine schöne Deckung erzielen.

Gleiches gilt für Metallicfarben, die endliche Roh­stoffe wie Gold, Bronze oder Aluminium enthalten und schon deshalb nicht als nachhaltig einzustufen sind. Die für gold- und bronzehaltige Druckfarben eingesetzten Pigmente sind auch seit Januar 2014 als umweltgefährliche Stoffe eingestuft. Zudem lassen sich wegen des Kobaltanteils weder Leucht- noch Me­tallicfarben ganz deinken, sodass damit be­druck­te Papiere entsprechend schwer zu recyceln sind.

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Minimale Heißfolie: Mit dieser Verpackung für Ackerlust sicherte sich die Druckerei Eberl Print den ersten Platz in der Kate­go-rie Packaging beim Gmund Naturpapierdrucker Award 2017. Die digi­tal gedruckte personalisierte Banderole mit Bändchen sorgt ebenso für Exklusivität wie die eingepassten Magneten und die schön sparsame Heißfolienprägung im Logo. Bild: www.berg12.de Michael Namberger All rights reserved Bild: www.berg12.de Michael Namberger All rights reserved

Auf Besonderes muss man trotzdem nicht zwingend verzichten, Nachfragen kann sich oft lohnen. »Möch­ten Kunden eine Sonderfarbe drucken, lassen wir uns ihre Vorstellung zeigen und fragen dann bei unserem Farbhersteller nach, ob es möglich ist, diesen Farbton aus umweltverträglichen Farben her­zustellen«, so Lieke. Ein schöner Hingucker ist übrigens auch ein Farbschnitt – natürlich mit aus ökologischer Sicht unbedenklichen Farben.

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Tief hinein: Für die Londoner Serviceagentur People of Print fertigte die Letterpress Manufaktur Hamburg richtig fette Visitenkarten, beste-hend aus zwei weißen Lagen des Papiers Metapaper Multiloft Cover Extrarough zu jeweils 325 Gramm und einem innen liegenden schwar-zen Bogen à 270 Gramm, alles zusammen stolze 920 Gramm. Veredelt wurden die Karten mit schwarzem Letterpress-Druck und im zweiten Durchgang mit einer Tiefprägung ohne Farbe. Bild: Zden Pospisil Bild: Zden Pospisil

Heißfolienprägung ohne giftige Zusätze

Zu den beliebtesten Veredelungen gehört die Heißfolienprägung, bei der durch Hitze und Druck die Beschichtung einer Trägerfolie – zum Beispiel metallische Farben – herausgelöst und auf den Bedruck­stoff gepresst wird. Per se kein umweltfreundlicher Vorgang, den man aber mehr oder weniger umweltfreundlich gestalten kann. »Damit möglichst wenig Material im Altpapier landet, sollte man keine zu gro­ßen Flächen prägen«, berichtet Thomas Fleckenstein von der Druckerei Lokay, die auch den Onlineshop Umweltdruckerei.de betreibt. »Zudem sollte man den Dienstleister auf eine Folie ohne giftige Schwermetalle ansprechen.«

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Auf den zweiten Blick: Auch Naturkarton kann man wunderbar veredeln. Egger Druck + Medien wählte für diesen Schuber eine Blindprägung. Die schön gestaltete, im Offset bedruckte Banderole sorgt für einen zusätzlichen Hingucker.

Der Prägefolienhersteller Leonhard Kurz gilt als führend in der Heißprägetechnik und räumt mit Vorurteilen auf. Zum Bei­spiel damit, dass die Folie mit aufs Papier kommt. »Bei der Heißfolienprägung werden nur extrem dün­ne Farb- oder Aluminiumschichten auf das Produkt übertragen«, erklärt Holger Habekus, Produktma­na­ger Grafik bei Kurz. »Die Folie dient dabei nur als Trägerma­terial und wird nach dem Applikationspro­zess vom Produkt wieder abgelöst. Daher lassen sich heiß gepräg­te Produkte völlig problem- und gefahrlos dem Pa­pierrecycling zuführen. Zudem kommen bei Heißprägefolien von Kurz auch keinerlei gefährliche Inhaltsstoffe zum Einsatz, die Trä­ger­fo­lie und auch die Transferschichten sind schwer­me­tallfrei.« Gerade erhielt das Unternehmen von der Internatio­nal Association of the Deinking Industry (INGEDE) ein Zertifikat, das die problemlose Deink­barkeit einer getesteten Leonhard-Kurz-Folie beschei­nigt.

Drucktechniken: Folienabfälle reduzieren

Derzeit arbeitet Leonhard Kurz an der Optimierung von Recyclingtechnologien für Folienabfälle und an der Entwicklung von Alternativen zum PET-Träger aus nachwachsenden Rohstoffen. »Um die Aus­wirkungen auf die Umwelt möglichst gering zu halten, bieten wir zudem mit dem Kalkulationsprogramm FoilConnect die Möglichkeit, den Folienbedarf exakt zu kalkulieren und dadurch kleinstmögli­che Folienmengen einzusetzen«, resümiert Habekus.

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Wellen stanzen: Den Aufkleber mit dem Versal-ß gestaltete Achim Reissner für die Wolf-Manufaktur. Er zeigt sehr schön, wie sich per Stanzung Muster ins Papier bringen lassen.

Besser nur partiell: UV-Lacke

Auf der Umweltfreundlichkeitsskala weit unten finden sich UV-Lacke. »UV-Lack ist nichts anderes als flüssiger Kunststoff, der mit UV-Wellen gehärtet wird«, erklärt Thomas Fleckenstein. »Das heißt, man bringt flüssigen Kunststoff aufs Papier, der sich im Recyclingprozess niemals ganz herausfiltern lässt.« Denn beim Härten unter UV-Licht entsteht eine hauchdünne Kunststofffolie, die beim Recycling in kleine Schnipsel zerreißt und sich beim Deinken nur schwer entfernen lässt. Beim LED-UV-Druck, der auf­grund der geringeren Emission von Ozon und Stickoxiden ja eigentlich als umweltfreundlicher gilt, besteht sogar die gesamte Farbe aus Kunststoff.

Gibt es umweltfreundliche Disper­sionslacke?

Besser sieht es bei Dispersionslacken aus, die meist nach dem eigentlichen Druckprozess aufgetragen werden. Dieser matte oder glänzende Lack schützt Drucksachen vor Abrieb und macht sie zugleich etwas glänzender oder matter. Hier gibt es durchaus umweltfreundliche Alternativen, die aus Wasser und Bindemitteln wie Harzen bestehen. »Es gibt nicht nur Druckfarben, sondern auch Disper­sionslacke, die einen Blauen Engel haben«, sagt Tho­mas Fleckenstein. »Leider sind Farbe und Lack zwar meist einzeln deinkbar, aber nicht in der Kombination, wenn also über die Farbe noch ein Lack gedruckt ist. Meines Wissens existiert nur eine einzige Kombination, bei der das möglich ist.« Tatsächlich gibt es beim DBM Druckhaus Berlin-Mitte eine Mattlack-Farb-Kombination, die nach den Kriterien des Blau­en Engels zertifiziert ist.

Fairerweise muss man sagen, dass der Vergleich zwischen UV- und Dispersionslack hinkt. Sorgt Letz­terer vor allem für den Schutz des Druckerzeugnis­ses, lassen sich mit partiellem UV-Lack echte Hingu­cker realisieren. Wer auf diesen Effekt nicht verzichten möchte, sollte ihn nur punktuell einsetzen und vor allem die so veredelten Druckerzeugnisse in die Restmülltonne und nicht ins Altpapier werfen.

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Leuchtendes Rot: Das Letterpress-Verfahren verbraucht weniger Ressourcen als der Offsetdruck und ist schon deshalb umweltfreundlicher. Prägungen und Stanzungen werden hier während der Produktion erstellt und sorgen für schöne Veredelungen. Wie im Fall der von Menori Design gestalteten und bei Letterjazz Print-Studio produzierten Karten, bei denen zusätzlich noch die Schnittkanten leuchtend rot eingefärbt wurden.

»Neonfarben und andere Tagesleucht­farben enthalten mineralölhaltige Pigmente und Trockenstoffe auf Kobaltbasis, daher sind diese Farben für eine umweltfreundliche Produktion auszuschließen«

Christin Lieke, Qualitäts- und Umweltbeauf­tragte beim DBM Druckhaus Berlin-Mitte, www.druckhaus-berlin-mitte.de

Duftlack: Mögliche Umweltbelastung & Recyclingprozess

Nicht nur die Kosmetikindustrie, auch andere Branchen greifen häufig gerne auf Duftlack zurück, um ihre Wer­bebotschaft zu emotionalisieren. Da sieht man nicht nur ein Cabrio durchs Lavendelfeld fah­ren, sondern kann den Lavendelduft auch gleich riechen. Umweltfreundlich ist auch ein Duftlack nicht wirklich, aber doch deutlich umweltschonen­der als Warenproben, wie man sie beispielsweise in Frauenzeitschriften findet. Denn für diese braucht man deutlich mehr Parfümöl und darüber hinaus noch Folien zum Verpacken.

»Unsere Duftkapseln werden als fünfte Farbe im Druckverfahren aufgetragen, das funktioniert in allen Drucksystemen. Reibt man später mit leichtem Druck über die Stelle, platzt die Kapsel und setzt den Duft frei«, berichtet Birgit Rothörl, Geschäftsführerin bei Schubert International, wo man sich auf den Druck von Duftlacken für Duftwarenproben spezialisiert hat. Wel­che Art Farben sich in den anderen Farbwerken befindet, spielt keine Rolle, und auch hinsichtlich des zu bedruckenden Papiers geht fast alles. Bei Schubert International empfiehlt man zwar glanzgestrichene Sorten, aber selbst mit ungestrichenen Papieren las­sen sich gute Ergebnisse erzielen.

Die Kapsel selbst besteht aus einem Kunstharz. Alle Versuche, die Kapseln aus einem biologisch abbaubaren Material herzustellen, scheiterten bislang. »Man braucht für die Kapselwand ein stabiles Material«, so Birgit Rothörl. »In der Vergangenheit hat man Duftkapseln mit einer Gelatinewand gefertigt – allerdings waren die Kapseln viel größer, ließen sich nur in einem wässrigen System verdrucken, und auch die Haltbarkeit war kritisch.«

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Muster per Laser: Filigraner Laserschnitt und eine Mikrogravur kennzeichnen diese von der Druckerei Tipografia Altedo gefertigte Einladung. Die einzelnen Teile sind von Hand zusammengesetzt und mit einem Magneten versehen. Auch dafür gab es beim Gmund Naturpapierdrucker Award 2017 einen ersten Platz – und zwar in der Kategorie Corporate Design. Bild: www.berg12.de Michael Namberger All rights reserved Bild: www.berg12.de Michael Namberger All rights reserved

Alles in allem sind die Umweltbelastungen beim Duft­lack minimal, weil die Auftragsmenge so gering ist. Laut Birgit Rothörl hat man im Offsetdruck ein Auftragsgewicht von 2 bis 3 Gramm pro Quadrat­meter. Dadurch ist der Recyclingprozess unproblematisch, ein Papier mit Duftlack lässt sich ganz normal wiederverwerten.

Bei Projekten mit Veredelungen geht es immer auch um schönes Design, deshalb müssen Gestalter die Wünsche ihrer Kunden ernst nehmen. Allerdings sollten sie kommunizieren, dass Glaubwürdigkeit mehr zählt als glanzvolle Effekte und man ei­nen Nach­haltigkeitsbericht besser nicht mit Neonfarben und UV-Lack veredelt. Und vielleicht können Kreative beim nächsten Auftrag den Kunden fragen, ob statt partiellem UV-Lack nicht auch eine schöne Prä­gung infrage käme. 

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Schauen und fühlen: Nicht neu, aber immer wieder schön und absolut umweltfreundlich ist die Kombination aus Prägung und Stanzung. In dieser Karte von Wehr & Weissweiler für die Wolf-Manufaktur übernimmt die Stanzung die Rolle einer Lesehilfe.

Umweltranking der Veredelungen

1. Prägung und Stanzung. Da es sich hier um rein mechanische Verformungen handelt, gibt es keinen nachteiligen Einfluss auf die Umwelt.

2. Laserstanzung. Durch die für den Laser verbrauchte Energie fällt die Umweltbilanz etwas schlechter aus als bei mechanischen Stanzungen.

3. Dispersionslack. Diesen meist zum Schutz der Druck­sachen aufgetragenen matten oder glänzenden Lack gibt es in umweltfreundlichen Varianten, die aus Wasser und Bindemitteln wie Harzen bestehen.

4. Heißfolienprägung und Duftlack. Beide sind per se keine umweltfreundlichen Veredelungen, aber besser als ver-gleichbare Möglichkeiten. Bei der Heißfolienprägung werden extrem dünne Farb- oder Aluminiumschichten auf das Produkt übertragen. Die Folie, die schwermetallfrei sein sollte, dient dabei nur als Trägermaterial und wird nach dem Applikationsprozess vom Produkt wieder abgelöst. Heiß geprägte Produkte lassen sich recyceln. Beim Duftlack besteht die Hülle der Duftkapseln aus einem Kunstharz. Der Duftlack wird als fünfte Farbe im Druckver­fahren aufgetragen. Da die Menge des Auftrags sehr gering ist, ist auch hier der Recyclingprozess unproblematisch.

5. UV-Lacke, Neon- und Metallicfarben. UV-Lack ist mittels UV-Wellen gehärteter, flüssiger Kunststoff. Beim Här-ten unter UV-Licht entsteht eine hauchzarte Kunststofffolie, die beim Recyceln in kleine Schnipsel zerreißt – ungünstig fürs spätere Deinking. Auch Metallic- und Neonfarben lassen sich nicht vollständig deinken, sie enthalten mineralölhaltige Pigmente und Trockenstoffe auf Kobaltbasis. Mit UV-Lack, Neon- oder Metallicfarben veredelte Druckprodukte gehören
in den Restmüll, nicht ins Altpapier.

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Zündende Idee: Veredeln lassen sich Printprodukte auch durch die Kombination verschiedener Materialien. Für die Mus­ter­kartenbox der Wolf-Manufaktur mixte Wehr & Weissweiler hier wei­ßen Karton mit Streichholzrei­beflächen. Diese enthält aller­dings Phosphor und sollte sehr sparsam eingesetzt werden.

Dieser Beitrag stammt aus der PAGE 02.2018

PDF-Download: eDossier: »PAGE EXTRA Print, Paper & Finishing«

FAQ: Hochwertige Printprodukte im Medienmix ++ Premiumpartner Index ++ Das kleine Druck-ABC: Veredelung, Druckverfahren, Papierwahl, Umweltschutz

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