Was in diesem Fall zu tun ist, beantwortet Christian Büning, Präsident des Berufsverbandes der Deutschen Kommunikationsdesigner …
Jannis, 38: Ich mache seit 15 Jahren Werbung – das sehr gerne und gerne auch unter Druck. Bei den letzten Präsentationen hatte ich allerdings nicht den Erfolg, den ich sonst hatte. Ich bin etwas panisch und fürchte, dass ich meine Kreativität verloren haben könnte. Kann ich mich irgendwo fortbilden oder etwas anderes tun, um meine Kreativität wieder zurückzugewinnen?
Christian Büning:
Lieber Jannis, Design ist eine ehrliche Disziplin wie Musik oder Kochen. Guten Musikern hört man gerne zu, schlechten kann man bestenfalls ausweichen. Ihre Sorge scheint mir unbegründet: Ihre Kreativität ist sicher nicht verschwunden.
Es klingt eher nach einer Überbeanspruchung und mangelnder Anregung von außen. Sie haben 15 Jahre lang aus dem Vollen geschöpft und alles gegeben – jetzt braucht Ihr Gehirn neues Futter, um neue Verbindungen herstellen zu können. Neue Verbindungen sind die Grundlage für neue, kreative Ideen.
Als Kommunikationsdesigner sind Sie Filter, Übersetzer und Arrangeur in einem. Sie erstellen für einen bestimmten gesellschaftlichen und medialen Hintergrund passende Lösungen. Dafür brauchen Sie selbst einen Hintergrund. Und zwar einen möglichst breiten und bunten. Wenn dieser zum Beispiel durch jahrelange, ähnliche Arbeit schleichend kleiner wird, werden auch die Ergebnisse kleiner.
»Machen Sie sich wieder auf die Suche nach dem, was Sie packt und interessiert«
Sie können Ihren Hintergrund zum Glück aktiv erweitern. Das geht leider nicht am Bildschirm, sondern am besten möglichst weit weg davon. Machen Sie sich wieder auf die Suche nach dem, was Sie packt und interessiert, zum Beispiel eine Gitarre, ein Berg oder Kulturen ohne Umlaute.
Auch wenn es banal klingt – reisen Sie und mischen Sie sich unter Menschen. Verbannen Sie die E-Mails von Ihrem Telefon, und laden Sie sich wieder auf mit neuen Eindrücken. Ihr Gehirn wird sich gierig über sie hermachen, jede Menge neue Verbindungen und quasi als Nebenprodukt gute Laune produzieren.
Sie müssen übrigens nicht zwingend eine Auszeit vom Beruf nehmen. Manchmal reicht es schon, eine Woche lang jeden Tag pünktlich zu gehen und sich der ungewohnten freien Zeit auszusetzen. Gestalten Sie Ihren eigenen Hintergrund üppig und bunt, das wird früher oder später auch das Lächeln in Ihre Präsentationen zurückbringen.
Christian Büning
Präsident des Berufsverbandes der Deutschen Kommunikationsdesigner/
PAGE Kolumnist »Business Basics«
Christian Büning ist Inhaber des Büro Büning Informationsgestalter und Gründer des Werkstoff Verlags. Er ist Autor der BDG Gründerfibel und schreibt in der PAGE monatlich für Designunternehmer. Im BDG engagiert er sich für faire Märkte und professionelle Teilnehmer, seit 2011 in der Funktion als Präsident. Er ist leidenschaftlicher Fan von schematischen Zeichnungen und kann sich oft stundenlang nicht zwischen der Unit und der Droid Sans entscheiden. Christian Büning lebt und arbeitet in Münster – mit Fahrrad, natürlich.
Führung übernehmen – ja oder nein? ++ Social Design: Take Action! ++ Haptik-Trend ++ Brands: Neue Narrative ++ SPECIAL Cabeza Patata ++ Rebranding als transparenter Prozess ++ CD/CI: Design remote bei Fuenfwerken ++ Digitale Schriftmuster