»arab photography now«
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as Interesse für die arabische Welt ist groß zur Zeit – da kommt der Band »arab photography now« gerade recht.
Wie sieht arabische Fotografie heute aus? Der Bildband »arab photography now«, der jüngst im Kehrer Verlag erschien, gibt Antworten. Er ist so aktuell ausgerichtet, dass er sogar schon Bilder vom ägyptischen Frühling auf dem Tahrir Platz in Kairo zeigt. Bei den meisten Fotos in dem von der Kuratorin, Essayistin und Galeristin Rose Issa zusammengestellten Buch handelt es sich aber nicht um rein dokumentarische, sondern um konzeptionell starke Bilder. Das Schöne daran: Jeder der rund dreißig vorgestellten Fotografen erklärt das Konzept des gezeigten Projekts in eigenen Worten.
So zum Beispiel bei der Serie »Upekkha« der ägyptischen Fotografin und Grafikdesignerin Nermine Hammam. Sie montierte Bilder von Soldaten, die sie auf dem Tahrir Platz und Umgebung geschossen hatte, in idyllische Landschaftsfotos – quasi als Gegenentwurf zu der gewaltsamen Umgebung, in die sich die jungen Männer während der Revolution gestellt sahen. Die Optik alter Kinomelodramen hingegen greift der in Kairo geborene und in New York lebende Youssef Nabil auf, sicher einer der international bekanntesten arabischen Fotografen.
Youssef Nabil, Lonely Pasha, Cairo 2002
Auch die 1978 in Saudi-Arabien geborene Jowhara Al Saud pendelt zwischen ihrer alten Heimat und ihrem neuen Wohnort New York. In der im Buch gezeigten Bildserie befasst sie sich mit der Zensur in Saudi-Arabien, die Gesichter auf Werbeplakaten unkenntlich macht, da persönliche Porträts nach dem Willen der Zensoren dem privaten Bereich vorbehalten bleiben sollen.
Jowhara Al Saud, Halos, 2008
In eine ganz andere Richtung weist der ebenfalls hochspannende Ansatz von Taysir Batniji. Der Palästinenser aus Gaza sah in Paris eine Retrospektive von Bernd und Hilla Becher. Inspiriert von deren Wassertürmen startete er die Fotoserie »Miradors (Watchtowers)« mit Bildern aus der West Bank.
Taysir Batniji, Miradors (Watchtowers), 2008
Das Coverbild ist ein Ausschnitt aus der großangelegten Fotocollage »Oum El Dounia« (zu deutsch Mutter der Welt) der Libanesin Lara Baladi, in der es um Mythen und Klischees rund um die arabische Wüste geht. Baladi ist übrigens aktives Mitglied der Arab Image Foundation, deren Website für alle an arabischer (auch historischer) Fotografie Interessierten unbedingt einen Besuch wert ist.
ARAB PHOTOGRAPHY NOW
Rose Issa, Michket Krifa (Hrsg.)
Festeinband
24 x 30 cm
240 Seiten
220 Farb- und S/W-Abb.
Englisch
ISBN 978-3-86828-189-7
36 Euro
Kehrer Verlag
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