Umwerfende Nähe: Cinema Ethiopia
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hristoph Keller hat für den Spiegel, die Zeit und für Automagazine fotografiert – und entdeckte schließlich die Faszination Äthiopiens, die er wie kein anderer einfängt.
Vielleicht liegt das an der Nähe. Daran, dass Christoph Keller wochenlang bei den Hamer lebte, dem Stamm des jungen Fremdenführers Geltiy, den er im Frühjahr 2007 in Addis Abeba kennen lernte und der ihn Jahre später mit zu seiner Familie in das Dorf Kaina nahm.
Knapp 700 Kilometer ist es von der lärmenden Hauptstadt entfernt – und dazwischen liegen Welten.
Dort trieb Keller, der schnell »Ikana«, kleiner Bruder genannt wurde, Rinder und Ziegen zur Wasserstelle, ging mit auf die Jagd, räucherte Bienenstöcke aus und wurde damit geehrt, dass die junge Algo, die ihr zweites Kind erwartete, ihn bat, ihm seinen Namen geben zu dürfen und er vor Sonnenaufgang in ihre Hütte gebeten wurde, um ihr eine Perlenkette umzulegen und ihr zerkaute Kaffeesamen auf den Bauch zu spucken, wie ein Ritus es verlangt.
Immer wieder war er dabei mit der Kamera unterwegs, zeigt Bilder von einer umwerfenden Selbstverständlichkeit, völlig losgelöst, voller Ungezwungenheit, Nähe und Präsenz.
Als Christoph Keller seine Geschichte im April bei PechaKucha in Hamburg präsentierte, gab es rauschenden Applaus für diese ungewöhnlichen und persönlichen Einblicke in eine Welt, die längst von Dürre, die durch den Klimawandel entsteht, bedroht ist, von Eingriffen in die Natur, von Staudämmen und dem überdimensionalen Zuckerrohr-Anbau ausländischer Firmen.
Kontrastiert hat er das Dorfleben mit Bildern aus der Hauptstadt, die ein Addis Abeba zeigen, in dem Leuchtreklamengerippe baumeln, man Kaffee in einem nachgebauten Flugzeugrumpf trinkt, sich vorm Einkaufszentrum Autos stapeln, während Studenten ganz entspannt auf einer Treppe Zeitung lesen.
Das Buch »Cinema Ethiopia – Bilder aus dem Zentrum und vom Rand« kann auf der Website von hristoph Keller eingesehen und bestellt werden.
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