Die Jury hat getagt und die Branche hat gefeiert. Gestern Abend wurden im Hamburger Curio-Haus die Gewinner des Eurobest 2010 bekannt gegeben.
Da die “Kleine Schwester der Cannes Lions” das letzte Festival der Saison ist, gab es wie erwartet keine großen Überraschungen unter den Siegern. Auch waren nicht alle Jurys mit der Qualität der Einreichungen vollends zufrieden. James Hilton beispielsweise, Gründer von AKQA und in diesem Jahr Jurypräsident in der Eurobest-Kategorie Interactive & Mobile sowie Mitglied der Integrated Jury, beispielsweise hätte sich gerade in diesen zukunftsträchtigen Bereichen überraschendere Ideen, besser erzählte Storys und auch sinnvoller aufbereitete Cases gewünscht. “Die meisten Einreichungen bestehen aus viel zu langen Filmen, die Challenge und Lösung erklären sollen”, bemängelt Hilton. “Aber warum verdammt noch mal brauche ich für einen Banner einen Erklärungsfilm?”
Letztendlich ist Hitlon, der als Juryvorsitzender keine eigene Stimme abgeben darf, mit den Ergebnissen seiner Jurykollegen jedoch zufrieden – vor allem natürlich mit den Grand Prixs. Diese gehen in der Sparte Interactive an Les 84 Paris für die Arbeit “Monet 2010” im Auftrag der Réunions des Musées Nationaux – tatsächlich eine der wenigen Arbeiten, die bei den Award Shows der letzten Monate noch nicht groß gefeiert worden sind – und in der Sparte Mobile an AKQA selbst für “True City” im Auftrag von Nike Sportswear. Neben dieser Arbeit schafften es übrigens gerade einmal vier weitere Mobile Cases aufs Treppchen – die Jury vergab vier Mal Bronze in der Kategorie. So wenig Edelmetall gab es sonst nur bei Radio (Grand Prix für McCann Norwegen und Netcom GSM plus fünf Mal Bronze), bei Craft Print (siehe unten) und bei Integrated. Hier liegt die geringe Medaillenanzahl allerdings in den traditionell besonders harten Vorgaben der Kategorie. In diesem Jahr gab es daher auch keinen Integrated Grand Prix, sondern “nur” zwei Mal Gold, drei Mal Silber und sechs Mal Bronze.
Obwohl nicht Nike der Eurobest Advertiser of the Year ist, sondern Ikea, staubte der Sportartikler einen weiteren Grand Prix ab, und zwar in der Kategorie Film mit dem Werk “Write the future” von Wieden + Kennedy Amsterdam und der Filmproduktion Anonymous Content / Independent Films. Darüber hinaus zeichneten die Film-Juroren drei Spots mit Gold, vier mit Silber und 19 mit Bronze aus. In der Extra-Sparte Film Craft geht der Grand Prix an TBWA in Paris und die Warm & Fuzzy Filmproduktion für den Spot “Death Penalty” im Auftrag von Amnesty International France. Dazu kommen eine goldene, acht silberne und fünf bronzene Trophäen. In der Craft-Kategorie für Print indes gibt es keinen Grand Prix, sondern nur zwei Mal Gold, drei Mal Silber und drei Mal Bronze.
Acht Goldmedaillen und damit mehr als in den meisten anderen Kategorien wurden in der noch jungen Festival-Sparte PR verteilt – und zwar vor allem an Werbeagenturen. Dazu gab es sieben Mal Silber, zehn Mal Bronze und einen Grand Prix für Bungalow 25 aus Madrid und ihre Microsoft-Kampagne “A Village of Experts”. PR-Agenturen hatten sich nicht sehr stark am Wettbewerb beteiligt, wahrscheinlich, weil ihnen die Welt der Awards noch fremd ist. “Ich hätte gerne mehr Einreichungen von PR-Agenturen gesehen”, meint Jurorin Désirée Maurd von der PR-Agentur Prime. “Unsere Branche kann noch eine Menge von anderen Agenturen lernen, wenn es darum geht, ihre Arbeit zu präsentieren.” Eine Erfahrung, die auch Media-Agenturen gemacht haben, als ihre Disziplin in die Kreativwettbewerbe Einzug erhielt. Und gemeinsam ist den beiden Kategorien auch ihr Grand Prix, denn in der Sparte Media geht er ebenfalls an Bungalow 25 Madrid und Microsoft, dieses Mal für die Kampagne “Something has happened in Sietes”. Zudem gab es auch hier acht Gold-, zwölf Sillber- und 15 Brozemedaillen.
Die Design-Juroren veredelten vier Arbeiten mit Gold, zehn mit Silber und 12 mit Bronze. Der Grand Prix geht hier an Amsterdam Worldwide für den Onitsuka-Tiger-Tansu-Schuh. In der Disziplin Direct gab es zwei Mal Gold, sechs mal Silber und zehn Mal Bronze. Den Grand Prix erhält ein weiteres Mal JWT Milan für ihre Heineken-Aktion “Auditorium”. In der Kategorie Promo & Activation geht der Grand Prix indes an Abbott Mead Vickers in Großbritannien für ihre Arbeit “Sandwich” im Auftrag von Pepsico. Zudem gab es hier zwei Mal Gold, acht Mal Silber und 14 Mal Bronze.
Ebenfalls bekannt und vielfach preisgekrönt ist die Grand-Prix-Arbeit in der Sparte Outdoor. Hier ist die “Volkswagen Fun Theorie” von DDB Schweden der Liebling der Jury. Darüber hinaus fand sie drei Kreationen gold-, sechs silber- ud neun bronzewürdig. Ein weiterer Grand Prix für Volswagen und DDB fällt im Bereich Press ab, diesmal für die Londonder Niederlassung der Agentur, die die Jury mit einer sechsteiligen Anzeigenkampagne überzeugte.