Wer Schriften fürs UI Design und Coden sucht, muss einiges beachten. Wir sagen, worauf es ankommt, stellen geeignete Fonts vor und fragten 5 Kreative nach ihren Favoriten.
Für meine Crossfitkurse kann ich mich bequem im Internet ein- und auch wieder austragen. Superpraktisch. Weniger praktisch, dass ich kaum lesen kann, für was ich mich da eigentlich anmelde. Eine geometrische Serifenlose in winziger Punktgröße, dazu in Hell- auf Dunkelgrau, Blau oder Rot – da hilft selbst die Lesebrille nicht mehr. Auch wenn für gute Webtypografie weit mehr als die verwendete Schrift ausschlaggebend ist (siehe unseren Artikel »UI-Typo« in PAGE 10.19, Seite 44 ff.), soll es jetzt ausschließlich um Fonts gehen, die sich besonders gut fürs User Interface Design und fürs Coding eignen. Sei es, weil sie extra sorgfältig gehintet oder die Zeichen dicktengleich sind, also immer dieselbe Breite haben, oder weil sich kritische Buchstaben wie kleines l, großes I und die Ziffer 1 eindeutig unterscheiden. Aber wie geht man nun am besten vor, um die richtige Schrift für ein UI-Projekt zu finden?
Fonts: Ästhetische Kriterien im Vordergrund
Am Anfang steht die Frage der Anwendung: Soll die Schrift vorrangig im Bodytext oder eher in Headlines zum Einsatz kommen? Oder überall? Benötige ich viele verschiedene Schnitte und eine große Sprachunterstützung? Und wie sieht es mit dem Budget aus? Oft schränken diese Kriterien die möglichen Schriften schon stark ein. »In vielen Fällen haben wir gar nicht so viel Einfluss auf die Auswahl, wie wir gerne hätten, etwa weil der Kunde bereits eine Hausschrift hat«, sagt Raffael Stüken, Partner bei der Digitalagentur Humans & Machines in Berlin. »Manchmal aber gibt es schöne kleine Projekte, bei denen wir tatsächlich die Fonts selbst aussuchen können. Das machen wir äußerst sorgfältig, denn Schrift ist eines der ausdrucksstärksten Werkzeuge, um eine Stimmung zu erzeugen, auch unterschwellig.«
Raffael Stüken kommt es zugute, dass er als Grafikdesigner viel Wissen, Erfahrung und Feeling für Typografie mitbringt. Zuerst legen er und sein Team ästhetische Kriterien an; was gefällt, was passt zum Kunden, welche Schrift ist neu und noch nicht so angesagt, dass man sie demnächst überall sehen wird. Dafür schauen sie sich in erster Linie bei ihren Lieblingsfoundries um: Klim Type zum Beispiel, Commercial Type, Grilli Type, Lineto, Dinamo oder auch Schick Toikka. Als Inspirationsquelle nutzen die Kreativen zudem Typewolf, aber ebenso Instagram und Pinterest. »Wir haben eine Pinterest-Wall, auf der wir spannende Dinge speichern, die uns begegnen. Quasi ein Moodboard für Schriften. Dieses Gucken und Archivieren bildet eine hilfreiche Grundlage, wenn es an das konkrete Aussuchen geht.« Da Humans & Machines häufig umfangreiche E-Commerce-Projekte umsetzt, achten die Gestalter nicht nur auf gute Lesbarkeit der gewählten Schrift in den UI-Komponenten, sondern auch darauf, dass sie Tabellenziffern – also dicktengleiche Ziffern – enthält.