Es passiert nicht oft, dass ein großer Konzern einen Schriftgestalter ohne Weltruhm mit einer neuen Hausschrift beauftragt. BMW vertraute Typedesigner Robert Strauch, der dem Autobauer einen schönen, markanten und sehr funktionalen Custom Font schneiderte
Dynamik, Kraft, Klarheit – diese Leitbegriffe der Marke BMW sollte die neue Schrift transportieren. Bis dahin war es ein langer Weg. Er begann 2016, als die Münchner Agentur Becc von BMW den Auftrag erhielt, den Markenkern zu schärfen. Claudius Gagalka, Senior Designer bei Becc, kannte Typedesigner Robert Strauch von einer früheren Zusammenarbeit und schlug seinem Creative Director Martin Hospach vor, ihn einmal einen Blick auf den bisherigen Custom Font BMW Type Global Pro werfen zu lassen.
»Die Schrift war sehr neutral und für Laien praktisch nicht von einer Arial oder Helvetica zu unterscheiden«, sagt Strauch. Die Anfrage, ob er einzelnen Buchstaben etwas mehr Profil geben könne, fand er schwierig, schließlich habe ein solcher Eingriff Auswirkungen auf das gesamte Schriftbild. Er bot an, einen Basiszeichensatz zu gestalten, über den man dann konkret reden könne. Damals wussten weder die Designer noch BMW selbst, dass dies der Beginn einer komplett neuen Hausschrift war.
PROJEKT Gestaltung der Schriftfamilie BMWTypeNext KUNDEBMW, München DESIGNERRobert Strauch, Augsburg TYPE ENGINEER Alexander Haberer, Augsburg TOOLS Papier, Stifte, iPad Pro, Apple Pencil, Procreate, FontLab Studio 5, FontLab 7 und 8, DTL OTMaster 8, TypeRig ZEITRAUM Seit Ende 2016
Schriftentwurf: Detaillierte Nachfragen
Robert Strauch machte sich daran, die Markenwerte in eine gestalterische Formensprache zu übersetzen, wobei Klarheit das zentrale Thema seines Schriftentwurfs bildete: »Wir wollten die Buchstabenformen reduzieren, alles wegnehmen, was nicht nötig ist, und zugleich die einfachsten Formen der Glyphen wählen – etwa ein einstöckiges anstelle eines zweistöckigen a.«