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Neue Schrift fürs ZDF

Anja Meiners und Ralph du Carrois gestalteten mit ihrem Designbüro bBox Type einen neuen Customfont fürs ZDF. Fontwerk, die Foundry von Ivo Gabrowitsch übernahm den gesamten technischen Part.

ZDFOpener

Die Digitalisierung des Zweiten Deutschen Fernsehens begann 2001 mit dem Start der ZDFmediathek im Internet. Zwei Jahre zuvor wurde die ZDF-App für verschiedene mobile Betriebssysteme eingeführt. In den darauffolgenden Jahren ergänzten mehrere Dutzend Social-Media-Accounts die digitale Kommunikation des „Zweiten“.

Seit dem Sendebeginn vor fast 60 Jahren sendet das ZDF bewegte Bilder und Text auf Bildschirmen. Besonders erfreulich sind die technischen Fortschritte der vergangenen zwölf Jahre auf diesem Terrain bezüglich Auflösung, Farbe, Bandbreite und Mobilität. Wir alle haben praktisch rund um die Uhr einen HD-Fernseher in der Hand. Bilder und Texte werden dort gestochen scharf wiedergegeben. Dank dieser Qualitätssteigerung wächst auch die typografische Freiheit in der Fernsehgrafik – und das auf allen digitalen Kanälen zugleich.

ZDFDuell

Die neue Hausschrift des ZDF ist flexibler und besser lesbar, ohne dass sich die Sehgewohnheiten ändern müssen.

Mehr Freiheit heißt auch mehr Schrift. Das Berliner Designbüro bBox Type um Anja Meiners und Ralph du Carrois hat die ZDF-Hausschrift komplett neu gedacht und neu entworfen, Fontwerk übernahm die Fontproduktion und das -Mastering. Von der Helvetica kommend war das Ziel und die Vorgabe vom ZDF eine bessere Leserlichkeit, mehr Flexibilität und eine stärkere Identität zu gewinnen, ohne das Schriftgenre und damit die Sehgewohnheiten des Publikums zu verlassen. Das Ergebnis ist ein extrem umfangreiches Corporate-Type-System: 116 Fonts mit drei Breiten und drei Stilen, jeweils aufrecht und kursiv.

ZDFSchriftÜbersicht

ZDFSchrift

Für beste Leserlichkeit sorgen die drei optischen Größen der Schrift. Die ZDF Micro für sehr kleine Texte läuft weiter, hat eine größere Mittellänge und setzt Serifen und gebogene Abstriche ein, damit sich ähnliche Buchstaben besser unterscheiden. ZDF Type ist für mehrzeilige Lesetexte optimiert, die Buchstaben ähnlich konstruiert wie bei der Micro, aber enger zugerichtet und mit kleinerer Mittellänge. Beide Stile sind über alle Strichstärken dicktengleich gebaut, das heißt: Ein Text in Light und ExtraBlack nimmt den gleichen Raum ein. Die Strichstärke wächst aus dem Inneren der Buchstaben, die Abstände bleiben konstant und der Zeilenumbruch bleibt erhalten.

ZDFSchriftVergleich

ZDF Design ist die neutrale Headline-Schrift der Familie, mit grafischer Strenge und konsequenter Formgebung. Hier folgen die Strichstärken – über alle Schnitte gesehen – dem klassischen, typografischen Wasserfall, das heißt: Headlines werden mit zunehmender Fette breiter. Die Schnitte der ZDF-Type bilden dabei die Basis der ZDF-Hausschrift. ZDF Micro und ZDF Design werden ausschließlich für die oben beschriebenen Einsatzgebiete eingesetzt.

ZDFMobil

Damit die digitalen Inhalte des ZDF auf allen Computern gut aussehen, versorgte Fontwerk die gesamte Familie mit einem aufwendigen manuellen TrueType-Hinting, bei dem die Fonttechniker die Bildschirmdarstellung nicht nur für moderne Betriebssysteme, sondern rückwärtskompatibel bis zu Windows XPs ClearType-Rasterizer optimierten. Im Vergleich zum marktüblichen automatischen Hinting konnten so nicht nur kleinste Details justiert, sondern die Fonts auch optimal aufeinander abgestimmt werden.

Viele ZDF-Kanäle haben bereits auf die neue Hausschrift umgestellt. So ist sie bereits On-Air im Einsatz, sowie auf den Websites und in der ZDFmediathek. Des Weiteren wird sie für Instagram-Beiträge und -Grafiken von @zdfheute, @zdfmediathek, @sportstudio, @zdfwiso und @fernsehgarten verwendet. Von besonderer Bedeutung aber sind die Möglichkeiten der neuen ZDF-Schrift in Bereichen, die den meisten Zuschauerinnen und Zuschauern gar nicht bewusst sind. Es geht um Barrierefreiheit … durch Audiodeskription, Gebärdensprache und Untertitel.

ZDFWiso

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Kommentare zu diesem Artikel

  1. Das Briefing des ZDF war sehr eng gesteckt. Wir haben innerhalb dieser Vorgaben sowohl die Lesbarkeit im Auge behalten, als auch die explizit gewünschte Strenge.
    Das ZDF verwendet die „ZDF-Type“ für alle Textanwendungen und die „ZDF-Design“ für Logos, Headlines oder andere Besonderheiten.
    Bezogen auf die Version „ZDF-Design“ war das Einhalten der Versalhöhe bei den Gemeinen explizit gewünscht. Ein „oben gerader“ Eindruck wurde einer besonders einfachen Lesbarkeit vorgezogen. Die „ZDF-Design“ soll kompakte, starke und optisch möglichst unaufgeregte Headlines erzeugen. Sie ist demnach nicht in erster Line auf Lesbarkeit optimiert, sondern auf Plakativität.
    In der „ZDF-Type“ ist die Erkennbarkeit der Zeichen durch ihre Form gegeben. So konnten wir auch bei ihr und der „Mirco“ diese Eigenschaft beibehalten.
    Beiden Versionen, sowohl „Type“, wie auch „Design“, stehen via OpenType-Feature jeweils Varianten der kritischen Figuren zur Verfügung.
    Wir freuen uns immer über aufmerksame Designer:innen und hoffen unser Ansatz und unsere Lösungen sind damit gut erläutert.

  2. Insgesamt eine bessere Fontlösung als die Helvetica, allerdings finde ich die Figuren immer noch zu geschlossen (e, g … ). Die Lesbarkeit bei der ZDF-Design (Headlineschrift) hättet noch gesteigert werden können, wenn die Oberlänge die Versalie überragt. Gerade bei dem Beispiel »Illner« gut zu erkennen.

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