Finding Fonts: Die besten Tools und Plattformen
Hier finden Sie typografische Inspiration und Tools, die Sie bei der Wahl geeigneter Schriften unterstützen.
Beim Klick auf einen Font erscheinen in einem neuen Fenster weitere Informationen zu ihm, zur Foundry und zum Designer der Anwendung. Über »Related Typefaces« lassen sich verwandte beziehungsweise stilistisch ähnliche Typen entdecken. Das kann hilfreich sein, wenn die besagte Schrift nicht digital vorliegt oder man eine weniger bekannte Alternative sucht.
Inzwischen enthält das Archiv über 18 000 Bilder, die rund 7300 Schriften zeigen. Da jeder, der einen Account angelegt hat, Beispiele hochladen kann, werden es (fast) täglich mehr. Manchmal werden Anwendungen sogar schon vor dem Release der Schrift veröffentlicht (diese einfach mit dem Tag »early uses« suchen).
Charakter bestimmen
Das vom Berliner Designbüro Kore entwickelte Font-Discovery-Tool Fontbrief hilft bei der Suche nach Schriften vor allem für Branding-Projekte. Mithilfe von acht Gegensatzpaaren (Cold/Warm, Elegant/Rugged, Neutral/Expressive et cetera) bestimmt man die Persönlichkeit des gewünschten Fonts, zusätzlich lassen sich noch die Kategorien »Serif«, »Sans«, »Workhorse« oder »Free« ankreuzen. Daraufhin werden aus einer Auswahl von 330 wenig abgenutzten Schriften passende vorgeschlagen. Wem das zu umständlich ist, der kann sich auch gleich die Top 10 der Rubriken »Expressive«, »Sans«, »Serif«, »Workhorse«, »Progressive« und »Daring« anzeigen lassen.
Fonts identifizieren
Wem irgendwo eine Schrift ins Auge sticht, der kann mit WhatTheFont herausfinden, um welche es sich handelt. Das Tool von MyFonts kann man kostenlos im App Store oder bei Google Play herunterladen, mit einem ordentlichen Foto liefert es recht zuverlässige Ergebnisse: Der Text muss möglichst horizontal fotografiert werden. Außerdem sollten es nicht zu wenig Buchstaben sein, die sich nicht berühren und groß genug sind, etwa 100 Pixel.
Um Fonts auf Websites zu bestimmen, ist die von Developer Chengyin Liu entwickelte Chrome-Extension WhatFont wunderbar praktisch. Nach der Installation braucht man nur mit der Maus über einen Text zu fahren und bekommt zuverlässig angezeigt, um welche Schrift es sich handelt.
Typo für Instagram
Wer sein Instagram-Profil unterscheidbarer machen möchte, kann igfonts.io nutzen. Der Font Generator erzeugt Texte in verschiedenen Schriften, die sich dann per Copy-and-paste in die Bio einfügen lassen. Auch die Gestaltung eines eigenen Fonts ist möglich. Allerdings muss man mit Symbolen und Icons etwas aufpassen, gelegentlich verweigert Instagram deren Darstellung.
Schriften mischen
Auf fontpair.co präsentieren die drei Kreativen Hayden Mills, Dakota Weatherford und Sydney Mills gut zusammenpassende Google Fonts und zeigen sie auch gleich in der Anwendung auf Websites.
Auch auf typ.io drehen sich die gezeigten Schriftkombinationen vor allem ums Webdesign. Man kann sich entweder von ausgewählten Sites inspirieren lassen oder gezielt nach Kombinationen suchen, zum Beispiel nach Sans- und Serifpaaren oder nach passenden Fonts für Header und Content.
Tiefer ins Thema einsteigen kann man mit dem 2020 erschienenen Buch »Schrifttypen – Verstehen Kombinieren« (9783035611137, www.degruyter.com ). Philipp Stamm, Professor für Schriftgestaltung und Typografie in Basel, vermittelt viele Erkenntnisse, berücksichtigt bei den Anwendungsbeispielen aber leider kaum neuere Fonts.
Typografische Inspiration: Die besten Plattformen
TYPE01
Mit der Plattform TYPE01 und der Foundry Type Department bietet Amber Weaver Inspiration und praktisches Know-hows
Es begann mit einem Buch. 2019 gab die britische Designerin Amber Weaver den Band »Femme Type« heraus, der Schriften von 46 Typedesignerinnen aus aller Welt vorstellte. Das reichte ihr aber nicht und sie startete www.femme-type.com. Die Plattform will vor allem Frauen in der Kreativbranche fördern, bietet aber auch darüber hinaus spannende Einblicke, aktuell etwa mit einem Beitrag über die boomende Typoszene in Warschau. Anstatt sich nun entspannt zurückzulehnen, gründete Amber Weaver TYPE01 Ltd als Dach für diese und weitere Aktivitäten im Bereich Typografie.
Mit der Website https://type-01.com bietet die Designerin eine Fülle an Informationen: Vorstellungen von Fonts und Foundries, Interviews mit bekannten und weniger bekannten Kreativen, Tutorials zur Animation von Buchstaben oder Ratgeberartikel, etwa wie man als selbstständiger Typedesigner überleben kann. Auch wer einfach nur auf der Suche nach Fonts ist, ist dort richtig. Denn es gibt noch Type Department, die Foundry von TYPE01, in der man Fonts unabhängiger Schriftgestalter:innen kaufen kann.
Und dann ist da noch ein gedruckter Ableger: Im November 2020 erschien die erste Ausgabe des gedruckten Magazins »TYPEONE«, ein weiteres Informations- und Ideenfeuerwerk. Eine dritte Ausgabe ist bereits in Arbeit. Geplant sind zwei Hefte jährlich, das Jahresabo kostet 20 britische Pfund. Die Finanzierung ihrer Projekte läuft größtenteils über Crowdfunding und Sponsoren. Und natürlich bewältigt Amber Weaver nicht alles alleine, sondern hat ein Team zur Seite. Trotzdem: Von der Energie dieser Frau würde ich mir gerne ein Scheibchen abschneiden.
Stereo Typefaces
Prozessorientiert und ergebnisoffen entstehen bei Stereo Typefaces variable Fonts – und ein spannendes Magazin
Schon im Studium an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart und der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig fokussierten sich Mark Julien Hahn und Jan Robert Obst auf Schrift: »In gemeinsamen Projekten und ersten Auftragsarbeiten probierten wir uns aus und merkten schnell, dass durch eigene Schriftentwürfe Eigenständigkeit und Individualität beim Gestalten entsteht.« Einige dieser Fonts bauten sie dann weiter aus. Die Headlinevariante der Protest Grotesk zum Beispiel entwickelten sie ursprünglich für das Erscheinungsbild des Vereins Stadtlücken e. V. Nach und nach wurde daraus eine komplette Familie.
Generell testen die beiden ihre Schriften gerne schon in frühen Stadien und nehmen die Erfahrungswerte aus der gestalterischen Praxis wieder mit in den Typedesignprozess. »Dadurch lassen sich unsere Fonts nach zeitgemäßen Anforderungen für Web- und Printanwendungen optimieren.« Anfang des Jahres gründeten sie Stereo Typefaces als Plattform für »variable font research, generative design tools and contemporary type design«. Im Herbst sollen ihre bislang vier Schriften dort zu kaufen sein. Schon jetzt bieten sie dort Automat an, ein Onlinetool, mit dem sich, basierend auf einem variablen Rasterfont, generativ Entwürfe gestalten, speichern und downloaden lassen.
So selbstverständlich sich Mark Julien Hahn und Jan Robert Obst im Digitalen bewegen, gedruckte Bücher und Magazine üben ebenfalls eine starke Anziehungskraft auf sie aus. Beides zusammen bringen sie in ihrem Magazin »Type as Image«. Auf den 153 Seiten setzen sie ihre variablen Schriften ein, mal als Texte, mal als typografische Illustrationen. Darüber hinaus generierten sie mittels Coding und 3D-Rendering in einem ergebnisoffenen Prozess fragmentarische Digitalornamente, die bewusst ihren programmierten Ursprung zeigen und nichts figürlich Darstellendes haben. Demgegenüber stehen 3D-modellierte Skulpturen, die durch gezielte Lichtstimmung und einen Schattenfall eine gewisse Räumlichkeit imitieren.
Mit ihren ursprünglichen Typedesigns haben diese Visualisierungen nur noch wenig zu tun. Vielmehr ging es den Designern darum, zu zeigen, dass jede Schrift auch etwas Bildhaftes hat, was durch die subjektiven Vorstellungen und Assoziationen der Betrachtenden entsteht. »Type as Image« steckt voller spannender Konzepte, die die beiden ästhetisch überzeugend präsentieren. Wer sich für das Magazin interessiert, schreibt einfach eine E-Mail an info (at) stereotypefaces.com.
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Dieser Artikel ist in PAGE 08.2021 erschienen. Die komplette Ausgabe können Sie hier runterladen.