
Step by Step: 3D-Design in Cinema 4D
3D liegt im Trend. Der Grafikdesigner Martin Lorenz hat sich die faszinierenden Gestaltungsmöglichkeiten mithilfe der 3D-Software Cinema 4D erschlossen. Er zeigt uns Schritt für Schritt, wie einfach sich damit ein animiertes Plakat erstellen lässt.
1 Illustrator-Datei laden
Um die einzelnen Pfade in Cinema 4D öffnen zu können, muss ich die Datei mit dem Lettering zuvor im Illustrator-8-Format speichern. Nun lassen sich die Pfade über den »Datei«-Reiter oben links importieren. Im Editor-Fenster von Cinema 4D sind die Pfade als Linie sichtbar.
2 Hintergrund erstellen
Aus der »Grundobjekte erzeugen«-Befehlsgruppe hole ich mir einen Würfel und bringe ihn für mein Plakat im Attribute-Manager (Fenster rechts unten) ungefähr auf ein DIN-Format. Als Tiefe stelle ich den Wert 0 ein. Nun passe ich mit der Maus das Lettering in Größe und Position so an, dass es in das Plakat passt.
3 Pfade verbinden und löschen
Öffnet man per Klick im Objekt-Manager (Fenster rechts oben) den Ordner mit den importierten Pfaden, sieht man alle Pfade, aus denen sich mein Lettering zusammensetzt. Um die nächsten Schritte ausführen zu können, wählt man die Pfade mit gedrückter Shifttaste an und geht unter »Objekte« auf den Befehl »Objekte verbinden + löschen«. Damit wird aus den einzelnen Pfaden ein zusammengesetzter Pfad, mit dem ich weiterarbeite. Danach benötige ich weder den Ordner, in dem sich dieser Pfad befand, noch die Originalpfade.
4 Oberfläche erstellen
Nun will ich einen Sweep auf den Pfad anwenden. Ein Sweep ist ein schlauchförmiger Spline-Generator, mit dem man aus sogenannten Splines eine 3D-Oberfläche erzeugt. Dafür benötige ich neben meinem Pfad ein Spline-Objekt, das ich dem Sweep unterordnen kann, um ihn zu aktivieren. In der Befehlsgruppe »Spline-Grundobjekte« wähle ich ein Rechteck. Probieren Sie auch andere Splines aus und schauen Sie, was passiert. Man kommt oft auf die spannendsten Ergebnisse, wenn man ab und zu vom Tutorial abweicht! Die Hierarchie im Objekt-Manager muss man von Hand verschieben: Der Sweep liegt ganz oben, es folgt das Rechteck, darunter mein Pfad mit der Typo. Der Sweep gibt dem Rechteck den Befehl, sich um den aus Illustrator importierten Pfad zu legen. Die Standardgröße des Rechtecks ist allerdings noch viel zu groß. Im Attribute-Manager muss ich im »Objekt«-Menü die Werte auf einen Zentimeter verringern.
5 Materialien erzeugen
Als Nächstes lege ich über »Erzeugen › Material › Neues Material« oder Befehl-N drei Materialien an. Materialien sind Farben, Bilder oder Eigenschaften, die man auf die Oberfläche der Objekte anwendet. Ich bereite mir ein weißes, nicht reflektierendes Material zu, ein spiegelndes sowie eines mit einem Bild, das ich zuvor in Photoshop angelegt habe. Da es sich um ein unscharfes Muster handelt, das auch unscharf bleiben soll, darf das Bild ruhig klein sein (circa 2000 Pixel Breite).
6 Materialien anwenden
Um die Farbgebung meines Letterings ein wenig interessanter zu machen, wende ich per Drag-and-drop das spiegelnde Material darauf an – und auf einen sogenannten »Himmel« das unscharfe Muster. Der Himmel lässt sich über der Befehlsgruppe »Umgebung« einfügen und umgibt dann sämtliche Objekte. In der Hierarchie steht er über dem Sweep. Auf diese Weise spiegelt das Lettering je nach Position eine andere Farbe des Musters wider und fängt an, zu schimmern und zu glitzern. Das weiße Material nutze ich als Hintergrundfarbe für meinen Würfel.
7 Kamera, Licht und Schatten setzen
Um die Perspektive, aus der ich mein Plakat aufnehme, besser steuern zu können, setze ich über die Befehlsgruppe »Kamera« eine solche. Damit ich eine Frontalansicht erhalte, stelle ich im Attribute-Manager alle Koordinaten der Kamera auf 0 und zoome dann wieder heraus, indem ich sie auf der z-Achse in den Minusbereich verschiebe. Für die Beleuchtung und einen Schatten setze ich über die Befehlsgruppe »Licht« eine »Flächen-Lichtquelle«, die für eine gleichmäßige und weiche Beleuchtung sorgt.
8 Schrift animieren
Nun sind alle wesentlichen Voreinstellungen getätigt, und ich kann im Attribute-Manager die Variablen des Sweep-Objekts verändern, um die Form des Letterings zu modifizieren und zu animieren. Ich zoome dafür wieder in die Buchstaben. Zunächst drehe ich das Spline-Objekt, das als Rechteck um den Pfad liegt, im Attribute-Manager mittels »Rotation Ende«. Wenn Sie am Anfang des Zeitstrahls einen Keyframe (der Kreis vor dem Befehl) bei »Rotation Ende« auf 0 Grad setzen und etwas später einen Keyframe mit höherer Gradzahl, sehen Sie, wie sich die Stämme des Letterings verdrehen. Der erste animierte Effekt dieses Plakats.
9 Elemente langsam einblenden
Für etwas mehr Dynamik der Animation lasse ich die Elemente mit »Wachstum Start« langsam auftauchen. Bei 100 % sind keine Elemente zu sehen, bei 0 % sind sie alle da. Wenn man also zunächst einen Keyframe mit 100 % setzt und dann einen mit 0 %, bauen sich die Elemente nacheinander auf. Kombiniert mit deren Drehung, entsteht eine interessante Animation.
10 Animation rendern und für Social Media speichern
Zu guter Letzt passe ich dann noch die Rendereinstellungen an. Da ich meine animierten Plakate hauptsächlich für Instagram mache, wähle ich ein quadratisches Format. Wichtig ist, dass das Antialiasing auf »Bestes« steht. Die fertig gerenderte Datei braucht man nur noch unter dem Diskettensymbol im MP4-Format zu speichern. Diese Datei lässt sich nun unkompliziert auf Facebook und Instagram teilen und wird dort automatisch immer wieder abgespielt.
Tutorials & Tipps zu Cinema 4D
- Schnelleinstieg in Cinema-4D-Grundlagen. Hersteller Maxon bietet eine kompakte Einführung als PDF an.
- Einführungsvideos von Christoph Doe. In sieben leicht verständlichen YouTube-Tutorials führt Christoph Doe, Spatial Experience Designer bei Atelier Markgraph, von den ersten Steps übers 3D-Modelling bis zum Rendering durch Cinema 4D.
- Quick-Tipps von Sean Dove. In seinen Cinema-4D-Tutorials auf YouTube beschäftigt sich der Motion Designer und Artdirektor bei den Melbourner Chocolate Studios oft mit animierten Schriften.
- Tutorials, Tools & Assets. Martin Lorenz empfiehlt Greyscalegorilla – das Unternehmen bietet Tools und Inhalte für die Cinema-4D-Community. Neben dem YouTube-Channel mit kostenlosen Tutorials und Schulungen verkauft Greyscalegorilla Assets wie Texturen, Rastergrafiken und Videoelemente.
- Kostenlose Texturen und Rastergrafiken. Hier finden sich viele Gratis-Assets für die Gestaltung in Cinema 4D
Martin Lorenz lebt in Hamburg und arbeitet in Barcelona. Er ist verheiratet mit der Grafikdesignerin Lupi Asensio, Vater von zwei Söhnen und hat wenig Gründe, zu weinen.
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