Während der Luminale Licht-Messe in Frankfurt letzten Monat erleuchtete das ATELIER BRÜCKNER die Börse mit einem besonderen Visual: Unter dem Titel »Handeln« wurde die Börse ganz in blau getaucht und mit einer durchdachten, audiovisuellen Installation bespielt.
Das Projekt wurde zusammen mit dem Lichtkünstler Ingo Bracke von LichtRaumKunst realisiert. Für PAGE Online erklärt Ingo Bracke den Aufbau der Installation:
Wie haben Sie die LEDs an den Wänden genau eingesetzt?
Es wurde eine bestehende LED-Matrix in Form einer Weltkarte – entworfen vom Stuttgarter Atelier Brückner und technisch realisiert durch Lightlife aus Köln – als Pixelscreen verwendet. Deren einzelnen Bildpunkte, 466 in der Breite und 24 in der Höhe, sind einzeln ansteuerbar und wurden durch ein sich stetig bewegendes und überblendendes Videobild bespielt. Zu sehen waren lineare Elemente wie sie aus Architekturplänen stammen, sowie binäre Codes.
Die Decke wurde außerdem mit verschiedenen Visuals bespielt, erklären Sie das bitte genauer.
Die hellen Deckenfelder wurden durch verschiedene grafische Aufprojektionen bearbeitet. Hochweißes Licht von Gasentladungslampen wurde durch Gobos projiziert, das sind diaähnliche Bilder, allerdings aus Metall oder Glas um der Hitze des Scheinwerfers zu widerstehen. Diese Projektionen wurden durch verschiedene Effektgeräte wie Dowser, das sind mechanischer Dimmer, die nicht dimmbare Entladungslampen in der Helligkeit beeinflussen können, oder rotierende Prismen als bewegtes und sich in der Intensität stetig wandelndes Lichtbild in den Raum gesendet. Die Lineaturen fassten den Raum architektonisch zusammen, die Zahlenformationen bildeten eine ‚grafische Rätselschicht’, die dazwischen schwebte.
Mit welcher Software haben Sie dafür gearbeitet?
Die Video wurden als Bitmaps durch das Atelier LichtRaumKunst erstellt und später mit dem Videomodul der E:CÜ Steuerung animiert und auf den Handelsaal der Börse pixelgenau angepasst. Die Programmierung wurde durch Florian Kick von der Firma lightlife aus Köln umgesetzt – ihm sei dieser Stelle ein Kompliment für die wunderbaren feinen Übergänge ausgesprochen die durch mehrfaches rendern ‚ruckel-frei’ zu erleben waren. Die Grafiken für die Gobos wurden als Vektorgrafiken geliefert, welche dann in die dichroitischen (farbaufspaltende) Gläser gelasert wurden.
Zuallerletzt, wie haben Sie dann drei Soundscapes in die Installation integriert?
Die Kompositionen bestanden aus ortsbezogenen Klängen wie dem Klackern der Börsenanzeige Tafel sowie Händerufen und anderen Alltagsgeräuschen der Börsenwelt. Sie waren zu einer musikalischen Gesamtform geschichtet.
Zunächst dachten wir an ein Triggern der Soundspur durch Sensoren. Das haben wir jedoch im Entwurfprozess zugunsten eine sich überlappenden Schichtung verschiedenen akustischer Loops in den Räumen der Börse verändert, dass heisst es gab keine direkte Interaktion von Besuchern und Installation. Die Dramaturgie sah jedoch einen steten Wandel vor mit langsam aufeinander abgestimmten, sich steigernden Crescendi, deshalb merkten die Besucher beim Ergebnis nicht, ob es eine tatsächliche Interaktion gab oder nur eine emphatische. Die Interaktion von Licht, Projektion, Videobild und Raum gestaltete sich auf mehreren Ebenen: Der Handelssaal der Börse Frankfurt ist sozusagen das ‚mediale’ Gesicht des Börsenhandels, der im Grunde genommen sehr unscheinbar und für Außenstehende fast unsichtbar abläuft – nämlich auf Computern und im Rechenzentrum. Die binären Zahlen, die in der Lichtinstallation in verschiedenen Medien verwandt wurden, verweisen auf diesen Aspekt. Die chaotisch verlaufenden Linen können als Netzwerk bildende Kommunikationslinien gelesen werden.
Ingo Bracke, wir bedanken uns!