Künstliche Intelligenz im Designprozess
An der Hochschule Hof experimentiert Michael Zöllner, Professor für Interaction Design, mit Algorithmen und künstlicher Intelligenz. Wir sprachen mit ihm über Designtools und Selbstbestimmung.
Warum gerade jetzt dieser große Hype um künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen?
Ein wesentlicher Grund dafür ist, dass erst seit Kurzem entsprechend performancestarke Rechner auf dem Markt sind – gut ausgerüstete Gaming-PCs mit einer leistungsfähigen Grafikkarte. Die braucht es, um große Datenmengen zu verarbeiten und künstliche neuronale Netze aufzubauen. Bei den ersten Experimenten hier an der Hochschule haben wir noch iMacs benutzt. Auf denen hat der Rechenprozess oft eine Woche gedauert, mit der aktuellen Hardware ist das eine Sache von Stunden.
Wohin geht die Entwicklung der KI?
Viele der Algorithmen, die wir heute noch anwenden, sind nicht neu. Sie wurden bereits in den 1970er und 1980er Jahren entwickelt. Lange wurden sie als ein festes Regelwerk eingesetzt, dem die Software folgt. Das macht die Ergebnisse aber zu kalkulierbar. Inzwischen setzen wir neuronale Netze ein, das bedeutet, dass die Software zu einem gewissen Grad in ihren Entscheidungen autonom ist. Was das Ergebnis weniger berechenbar macht.
Und was bedeutet das perspektisch für Designer?
Aktuell befinden wir uns in einem Hype Cycle, der noch eine Weile andauern wird, bevor Software mit künstlicher Intelligenz Standard wird. Aber es ist für alle Designer wichtig, sich jetzt damit auseinanderzusetzen, um Einfluss auf die Entwicklung zu nehmen.
Das ist dann aber eher eine Angelegenheit für Creative Coder wie Sie?
Nicht zwangsläufig. Jeder Designer sollte in der Lage sein, sich auf Codeebene mit den Werkzeugen auseinanderzusetzen, um sie zumindest verändern zu können. Sonst werden die Tools für uns gestaltet. In der Vergangenheit gab es immer wieder Software mit Defiziten, sei es, dass sie die dem Gestalter nur wenig Freiheiten einräumte, die neuesten Entwicklungen nicht einbezog et cetera. Es geht um Emanzipation und darum, sich als Gestalter zu behaupten, um nicht abhängig zu sein von einer Industrie, die uns die Werkzeuge vorgibt.
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