Coole KI-Tools für Kreative und wie man sie nutzt!
Space, the final frontier – Machine Learning und KI erleichtern Designern und Developern in vielen Bereichen die Arbeit. Wir stellen euch einige spannende neue Tools vor.
Wer nicht nur Porträtfotos, sondern Aufnahmen von Fotomodellen – etwa fürs eigene E-Commerce-Angebot – benötigt, kann ab ungefähr 200 Dollar mit Tools wie Artificial Talent oder Rosebud.ai eine Kombination aus KI und 3D-Rendering nutzen und künstlich erzeugte Mannequins in das im eigenen Shop angebotene Outfit stecken.
Computer Vision für Interfaces
Andere beliebte Tools, um in kurzer Zeit funktionierende Interface-Prototypen zu erstellen, basieren auf Computer Vision, also der Fähigkeit von Software, Bilder zu erkennen und zu interpretieren. Uizard oder Fronty befinden sich zwar noch in der Betaphase, und auch Sketch2Code von Microsoft ist eher ein Experiment doch dürfte es schon bald ein Leichtes für Designer sein, ihre handgefertigten Interface-Skizzen mithilfe von künstlicher Intelligenz in funktionierenden HTML-Code umzuwandeln und diesen dann zu einer funktionierenden Anwendung weiterzuentwickeln.
Farb- und Fontwahl, Objekte platzieren
Auf Machine Learning basieren auch die Farbtools Colormind und Khroma. Letzteres kann man mit auf der Website vorgehaltenen Lieblingsfarben trainieren, während Colormind stetig Farben aus Fotos, Filmen und populärer Kunst lernt und daraus neue Farbpaletten generiert. Auch eigene Bilder lassen sich einspeisen. Wer die API installiert, kann alle Funktionen der Webapp direkt im Layoutprogramm nutzen.
Auch bei der Schriftauswahl können KI-Tools unterstützen. Fontjoy etwa kombiniert unterschiedliche bis sehr ähnliche Fonts zu harmonischen Schriftpaaren. Einfach eine Ausgangsschrift voreinstellen und zu ihr passende Schriften anzeigen lassen. Ein ähnliches Tool ist die interaktive Font Map von IDEO, die mehr als 750 Google Fonts nach Ähnlichkeiten verortet. Man kann eine Schrift nach Namen suchen oder sie auf der Map anklicken, und das Tools zeigt ähnliche Schriften an. Designern soll Font Map in erster dabei Linie helfen, Zusammenhänge in der Buchstabenanatomie zu erkennen.
Freistellen 2021 ist die auf Augmented Reality und Machine Learning basierende Android- und iOS-App ClipDrop. Sie erfasst Objekte aus der Umwelt und extrahiert und speichert sie als PNG-Datei, die man in diverse Bearbeitungsprogramme laden kann. Einfach knipsen, aufs Cloudsymbol tappen, und schon ist das freigestellte Objekt im Viewport am Desktop zu sehen.

Logos auf Basis von KI
Während Websites wie www.thisworddoesnotexist.com oder http://thisstartupdoesntexist.com dabei helfen, neue Firmennamen zu kreieren, können Designer sich von sehr simplen KI-Webtools wie Looka oder Brandmark beim Logodesign inspirieren lassen. Zugegeben überzeugen die Ergebnisse nicht wirklich – aber mit Algorithmen generierte und von Gestaltern modifizierte Logos können sich durchaus sehen lassen.

Ein ansprechendes Logo für die dai conference etwa entstand im Oktober mittels Machine Learning. Ein auf Bild- und Mustererkennung in Buchstabenformen trainiertes neuronales Netz suchte nach Ähnlichkeiten oder prägnanten Bereichen und generierte aus der als Ligatur gesetzten Buchstabenfolge dai (designing with artificial intelligence) diverse Variationen mit typografischen Ähnlichkeiten. Dann untersuchten die Veranstalter Marc Engenhart und Sebastian Löwe die maschinell erstellten Variationen auf ihre semiotische und inhaltliche Wirkung sowie auf seine ästhetische Qualität und zeichneten ihren Favoriten ins Reine. Et voilà – fertig war das Logo.
Testen und verbessern mit KI
Wie geschaffen für Anwendungen, die auf Daten und Statistiken beruhen, ist das Berechnen der Erfolgswahrscheinlichkeit eines Designs. Ein Tool, das vorhersagt, ob ein Logo funktioniert oder nicht, bietet Brandmark mit dem Logo Rank, der Logos nach Kriterien wie Einzigartigkeit, Lesbarkeit, Farben und Kontrast auswertet. Zudem lässt sich mit dem Tool recht einfach überprüfen, ob für ein angeblich originäres Logo Stock-Icons verwendet wurden. Die prädiktiven Designtools VisualEyes und Eyequant sollen Designern mit KI und simulierten Eyetracking-Verfahren bei der Interface-Analyse helfen.
Für die Bildoptimierung sehr beliebt ist das Tool des ukrainischen Start-ups Let’s Enhance. Mit ihm kann man Bilder bis zu 16-fach vergrößern, und zugleich rechnen Algorithmen Unschärfen heraus und verbessern das Bild. Dass Werkzeuge wie diese digitale Produktionskosten sparen, zeigt auch Tunnel23 in Wien. Für eine 3D-Videokampagne für den Uhren- und Schmuckhersteller Jacques Lemans nutzte die Agentur zwei KIs, um Content zu optimieren: Die eine rechnete die 3D-Texturen für TV-Clips und Onlinevideos in den 4K-Standard hoch, dann entfernte ein intelligenter Image Denoiser beim Export der 3D-Filme Bildrauschen und Unschärfen, um Renderzeiten zu verkürzen.
Sprachbasierte Layoutgeneratoren
Einen echten Hype lösten 2020 die spracherzeugenden KIs von OpenAI in San Francisco aus, allen voran GPT-3, die jüngste Version ihres Sprachmodells. GPT steht für Generative Pre-trained Transformer, eine Software, die Englisch inzwischen so gut in Echtzeit versteht, dass sie geschriebene Sätze sinnvoll beenden kann. Auf Basis von GPT-3 entstanden 2020 auch verschiedene sprachbasierte Layoutgeneratoren für Mock-ups und Interfaces, aus denen besonders die React-Applikation Debuild von Sharif Shameem heraussticht. Designer können in ihr eine gewünschte Webanwendung in einem Text beschreiben, und Debuild generiert daraus in Sekunden funktionierenden Code. Das Figma-Plug-in Designer von Jordan Singer, das ähnlich funktioniert, sowie weitere Anwendungen, die auf GPT-3 basieren, kann man sich hier anschauen: https://gpt3examples.com.
Audio- und Bildoptimierung mit KI
Ein anderes Start-up, das sich dem Thema Audio- und Bildoptimierung mit KI widmet, ist Deep Render aus London. Im Mai 2020 sammelten Christian Besenbruch und Arsalan Zafar 1,6 Millionen britische Pfund für die Entwicklung neuester Bildkomprimierungstechnologien, um mittels KI neuronale Prozesse des menschlichen Auges nachzuahmen. Von ihnen würden vor allem Contentplattformen wie Netflix, Facebook, Google oder Instagram und ihre Nutzer profitieren – spannend werden sie aber auch für jeden VR- und AR Creator sowie für Spieleentwickler und Motiondesigner.
Es lohnt sich, die Entwicklung in Sachen KI-Tools auf Plattformen wie https://mlart.co, https://machinelearning.design oder https://algorithms.design weiterzuverfolgen. Und solange man als Gestalter seine Tools im Griff hat und nicht umgekehrt, helfen sie, effizienter zu arbeiten, und regen mit unerwarteten Kombinationen und tausendfachen Variationen unsere Kreativität an.
Weitere Informationen zum Thema Künstliche Intelligenz und Design
- Chatbots & KI selbst realisieren. Wie’s geht, lesen Sie hier.
- PAGE Story »Keine Angst vor KI im Webdesign!«. Einen Überblicksartikel zum Thema finden Sie in PAGE 02.18
- PAGE Connect »KI und die Zukunft von Design bei Indeed«. Wie Agenturen künstliche Intelligenz erforschen und heute schon nutzen.
- PAGE-Video »Die Zukunft von Design im Zeitalter von KI«. Webinar mit Karel Golta, Managing Director von Indeed Innovation
Dieser Artikel ist in der PAGE 01.2021 erschienen, die Sie als P+-Abonnent hier kostenfrei runterladen können!












