Buchdesignerin Christina Schmids neuestes Werk ist ein Künstlerbuch mit ihren eigenen Träumen, ummantelt von kunstvollen Cyanotypien von Sara Förster.
Fabelhafte Träume, im Halbschlaf notiert: Daraus besteht »geträumt«, das neue Künstlerbuch von Christina Schmid. Eingefasst ist es in zwanzig unterschiedliche Umschläge aus Cyanotypien der Bremer Künstlerin Sara Förster, die in Anlehnung an zerknitterte Kopfkissen entstanden. Dafür wurde das lichtempfindliche Papier in immer neuen Faltungen durch die Sonne belichtet.
Begleitend zum Buch gab es eine Ausstellung mit Texten und Cyanotypien im Literaturhaus Stuttgart, das so zu einem »begehbaren Traumtagebuch« wurde, so Schmid. Ein weiterer Höhepunkt war eine virtuelle Lesung – konsequenterweise im Bett und mit passender Cyanotypie-Bettwäsche. Der Dresscode für die Zoom-Veranstaltung lautete: »Gemütlich, gerne Schlafanzug«. Wir sprachen mit der Designerin über das spannende Projekt.
Was kam zuerst – Ausstellung oder Buch?
Christina Schmid: Die Idee, meine Träume in den Raum zu tragen, reizte mich schon länger. Vielleicht inspirierte mich die Geschichte von Robert Seethalers Trafikant, der seine Träume ins Schaufenster hängt. Schon 2016, während eines Stipendiums in Straßburg, träumte ich von einem Saal voller Kissen, aus denen meine Träume sprechen, und von Traumlesungen im Liegen. Während des ersten Corona-Lockdowns träumte ich besonders intensiv und ich beschloss, meine täglich wachsende Sammlung an Kopfkissengeschichten in einem Büchlein zusammenzufassen. Parallel zur Arbeit am Buch ergab sich die Möglichkeit, im Literaturhaus Stuttgart eine Ausstellung zu entwicklen, ein begehbares Traumtagebuch. Die Träume wirbeln als Textblätter über die Wände; sie hängen an feinen Nadeln mit blauen Köpfen, mit etwas Abstand zu blauen Papierschatten an der Wand. Die Scheinwerfer vervielfachen die Schatten und machen das Papier zum Objekt. Ein Buch im Raum.
Wie sind die Cyanotypien entstanden?
Für den Buchumschlag dachte ich an zerknitterte Kopfkissen. Davon erzählte ich der Bremer Künstlerin Sara Förster, die daraufhin mit Cyanotypien experimentierte. Sie arbeitet gerne aus dem Fotomaterial heraus: Das lichtempfindliche Papier wurde in immer neuen Faltungen durch die Sonne belichtet. Es entstand eine ganze Serie an Traumlandschaften aus Licht und Schatten. Zwanzig verschiedene Motive umhüllen nun meine Träume, die originalen Cyanotypien gibt es als gerahmte Edition. Zuletzt zerknitterte und belichtete sie sogar Stoff: Bettwäsche für meine Traumlesung im Bett.
Waren die Teilnehmenden der Lesung eigentlich alle im Schlafanzug? 😉
Da bei der Zoom-Lesung einige die Kamera ausgeschaltet ließen, weiß ich nicht, wer es alles geschafft hat, schon um 19:30 Uhr gemütlich im Schlafanzug den Träumen zu lauschen. Das Format passte jedenfalls gut zu diesem stürmischen Februarabend und in die Zeit des Zuhausebleibens, in der wir uns zumindest im Traum besuchen. Jeder Traumgast bekommt ein Buch!