PAGE online

Wie Kreative helfen: Leitsystem für Flüchtlinge

Um Flüchtlingen auf ihre Weise Respekt zu zollen, hat das buero bauer ein großartiges Erste-Hilfe-Infosystem für Notunterkünfte entwickelt. Chapeau!

Infosystem für Flüchtlinge

Die Universität für Angewandte Kunst in Wien, die erst noch bezogen wird, ist zu einer Notunterkunft für Flüchtlinge geworden. Bis zu 1.200 von ihnen sind hier untergebracht, in der Regel nur für eine Nacht bevor sie weiter verteilt werden.

Ihnen stellen sich viele Fragen, die lange mit Zetteln in verschiedenen Sprachen – und teilweise widersprüchlichen Informationen – zu beantworten versucht wurden.

Wo bin ich hier? Wo geht es zum Bahnhof? Ist das Trinkwasser? Wo gibt es medizinische Versorgung?

Das Wiener buero bauer hat zur Unterstützung ein Infosystem gestaltet, das mit Hilfe von Icons Orientierung gibt. Inhaber Erwin K. Bauer sieht es als

»die erste Form von Respekt, die wir Flüchtlingen entgegenbringen können«

Dafür kombinierten die Kreativen für die »Medizinische Versorgung« die Zeichen Halbmond und Kreuz, schufen Icons, die Frauen mit Kopftuch darstellen, das gleichzeitig aber auch als Frisur interpretiert werden kann, zeigen Spielräume, Wartezimmer, die Benutzung der Duschen oder Toiletten.

Die simple Umsetzung durch NGOs und Freiwillige war Prämisse, es kann ganz einfach ausgedruckt und aufgehängt werden und setzt sich als modulares System aus Icons, Pfeilen und minimalem Text zusammen.

Ausgedruckt wird es einfarbig schwarz auf Neonpapier in A3 oder A4 und nach den creative commons Prinzipien allen zur Verfügung gestellt, die es brauchen.

Neben der Notunterkunft in der Kunstakademie wird es bereits auch von einer Einrichtung der Caritas genutzt, in einem leerstehenden Bürohaus mit Unterrichtsräumen für Deutschkurse und mit Kinderspielräumen eingesetzt und soll auch an einem der Hotspots für Flüchtlinge in Wien, dem Westbahnhof, installiert werden.

In Absprache mit den NGOs wird es beständig verbessert. Doch schon jetzt ist der Erfolg sichtbar. nicht nur, dass die Flüchtlinge sich besser und schneller zurechtfinden, können die Mitarbeiter, statt sich um die Vermittlung von Informationen, gezielter um die medizinische Versorgung kümmern.

Ein großartiges Projekt!

Ganz so wie auch die Abschlussarbeit von Amelie Kim Weinert, die ein großartiges Set entwickelte, das Flüchtlingen hilft, Deutsch zu lernen.

Infosystem für Flüchtlinge
Temporäres zu Hause: Unterkunft & medizinische Versorgung – Bild: büro bauer
1/11
Infosystem für Flüchtlinge
Eine simple Karte zeigt, wo Österreich liegt. – Bild: büro bauer
2/11
Infosystem für Flüchtlinge
Bild: büro bauer
3/11
Infosystem für Flüchtlinge
‚Wo bin ich?“ ist eine der ersten Fragen. Die Abreissadressen finden rasch Anklang. – Bild: büro bauer
4/11
Infosystem für Flüchtlinge
Das Icon für Frau: mit oder ohne Kopftuch? – Bild: büro bauer
5/11
Infosystem für Flüchtlinge
Hier ist das Wasser trinkbar. – Bild: büro bauer
6/11
Infosystem für Flüchtlinge
Mit oder ohne Kopftuch? – Das Icon für Frau ist je nach kulturellem Background individuell lesbar. – Bild: büro bauer
7/11
Infosystem für Flüchtlinge
In der arabischen Welt steht häufig der Halbmond für Erste Hilfe, bei uns das Rote Kreuz, wir stellen beide Symbole dar. – Bild: büro bauer
8/11
Infosystem für Flüchtlinge
Eines der größten Probleme: die Dusche wird als WC benutzt. Vor allem Flüchtlinge aus Afghanistan sind auf Icons angewiesen, da aus diesem Land die meisten Analphabeten kommen. – Bild: büro bauer
9/11
Infosystem für Flüchtlinge
Bild: büro bauer
10/11
Infosystem für Flüchtlinge
Bild: büro bauer
11/11
Produkt: Download PAGE - Ausstellungsdesign - Cases, Insights, Perspektiven - kostenlos
Download PAGE - Ausstellungsdesign - Cases, Insights, Perspektiven - kostenlos
73 Seiten Making-ofs, Projekte und Überblicksartikel zu den Themen Ausstellungsdesign und Szenografie – klassisch, interaktiv, virtuell

Kommentar zu diesem Artikel

  1. Das ist großartige Arbeit vom buero bauer und eine so hilfreiche und unkompliziert umsetzbare Hilfe. Toll!

    Wir arbeiten an genau dieser Idee mit vielen Kreativen und versuchen die Arbeit einer breiteren Masse an Helfern zur Verfügung zu stellen. Die Recherche für das Projekt (breaking-barriers.jovoto.com) hat einen intensiven Einblick in die Arbeit von Freiwilligen und Aktivisten aus unterschiedlichsten Regionen möglich gemacht. Beeindruckende Arbeit wird geleistet und die gilt es zu unterstützen und zu vereinfachen.

    So schnell vergisst man welche Herausforderungen einem entgegen treten, wenn man schon von einfachsten Informationen auf Grund von Kommunikationsbarrieren ausgeschlossen ist.

    Danke ans buero und für den interessanten Artikel!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.

Das könnte dich auch interessieren