Große Freude! Neue Gestaltung feiert die Schönsten Bücher 2024
In diesem Jahr hat Neue Gestaltung aus Berlin den Katalog der »Schönsten Deutschen Bücher« designt – und der ist kühn und bunt, versetzt in Feierlaune und bietet gleichzeitig einen packenden Blick hinter die Kulissen. Wir haben bei Creative Director Pit Stenkhoff nachgefragt, wie das Kunststück entstand.
Wie gestaltet man ein Buch über die beste Buchgestaltung? Ist das eine besondere Herausforderung?
Pit Stenkhoff: Huh?! Gar nicht so einfach zu beantworten. Allem voran sahen wir darin eine Anerkennung unserer Arbeit, denn gewonnen hatten wir im Wettbewerb bislang noch nichts (lacht).
Die einzelnen Kategorien sind in unterschiedlichen Farben gehalten. Das ergibt ein tolles Streifenmuster, ist übersichtlich, aber auch sehr gewagt. Denn die Farben legen sich über das Design der preisgekrönten Bücher … Wie schwer war es, diese Idee durchzusetzen?
Birte Kreft, die Geschäftsführerin der Stiftung Buchkunst, gab uns zu Beginn des Projektes eine Carte blanche. Das machte es nicht unbedingt leichter, weil man plötzlich sein eigener Feind ist. Doch in diesem Fall war die Idee schnell geboren. Denn der Hersteller, der das Papier Jahr für Jahr sponsert, hatte uns eine Mappe mit verschiedenen Mustern zur Verfügung gestellt. Neben den üblichen weißen, gestrichenen wie ungestrichenen Papieren fanden wir eine Reihe farbiger. Da wir auf der Suche nach einer Rubrizierung waren, die es uns erlaubte, die fünf plus eins Kategorien sinnlogisch voneinander zu trennen, war das eigentlich der Ausschlag für den Entwurf. Alles andere wurde dann der Grundidee konsequent untergeordnet. Natürlich waren wir ein wenig aufgeregt, als wir den Entwurf präsentierten – insbesondere, weil alles in schwarzweiß angelegt wurde. Aber alle, die den Entwurf sahen, waren sofort einverstanden. Das war schön zu sehen!
Und was sind das für Anmerkungen, mit denen die einzelnen Seiten in Handschrift versehen sind? Einblicke hinter die Kulissen?
Ja, so etwas in der Art. Wir wollten im Katalog die Ergebnisse mit dem Findungsprozess verbinden, um die Heterogenität des Auswahlverfahrens und die Kommentare der Juroren allen Lesern zugänglich zu machen. Denn die Jurybögen sind eine Besonderheit des Wettbewerbs. Alle Wettbewerbsteilnehmer, ob Preisträger oder nicht, erhalten die Jurybögen am Ende. Es ist spannend zu erfahren, wie Dritte, die mit der Entstehung eines Buches nichts zu tun hatten, es schließlich bewerten – das ist manchmal durchaus berechtigt, manchmal witzig, aber manchmal auch gefühlt unter der Gürtellinie.
Auffällig ist auch die Größe der Rhymes, gerade bei der Darstellung des Impressums. Was ist die Idee dahinter?
Ich liebe die Rhymes! Sie ist eine wunderschöne Hommage an die Times New Roman. In der Tat kennen und nutzen wir die von Jakub Samek entworfene Schrift schon recht lange. Ich würde die Rhymes am liebsten überall verwenden, aber geht natürlich nicht immer. Da der letztjährige Katalog der Stiftung B Buchkunst auf die Arial setzte, im Übrigen ein wunderschöner Katalog, war uns schnell klar: Wir belegen das Gegenüber!
Die Rhymes haben wir konsequent funktionsorientiert und in drei Größen eingesetzt. Dass die Paginierung der Größe nach stets folgt, ist übrigens ein kleiner Seitenhieb auf den Kommentar eines Juroren aus dem Jahr 2016. Abgesehen von einer Kursive verzichten wir auf alle weiteren Auszeichnungen in der Schrift.
Der Umschlag schließlich ist nicht nur im schönsten Celadon gehalten, sondern ist aus Toile du Marais, aus gewebtem Textil. Es soll sehr umweltfreundlich sein. Was begeistert euch besonders an dem Gewebe?
Wir wollten – weil es um die schönsten Bücher geht – mit einem Zitat eines klassischen Bucheinbands antworten. Um allerdings die Elastizität des Katalogs zu erhalten, haben wir das Leinen im Rohzustand verwendet und lediglich einmal nach innen eingeschlagen. So fühlt sich der Katalog sehr weich an, hält die Assoziation zum Buch und bleibt leicht im Gewicht!
Gleichzeitig ist es aber auch eine ungewöhnliche Wahl für eine Publikation von 450 Seiten. Ist auch die haptische Spannung, die durch den »weichen« Umschlag entsteht, ein entscheidender Faktor?
Ja. Wie gesagt, trotz seines Umfangs sollte der Katalog weich und geschmeidig bleiben, und, auch wichtig für den Versand, mit seinem Gesamtgewicht unter 890g bleiben.
Ein Ja, Ja, Ja! tanzt auf dem Titel, hinzu kommen die Farben, die Titel sind auf dem Buchrücken gegeneinander gestellt und hinzukommt der ausgelassene Umgang mit den Siegertiteln. Die ausgesuchte Gestaltung trifft auf Feierstimmung. Oder?
Ja, absolut. Aber ehrlich gesagt, gehören natürlich immer zwei dazu. Die Stiftung Buchkunst war ein großartiger Partner für uns. Ich denke, wir haben uns gut ergänzt und lagen auf einer Wellenlänge. Ich muss gestehen, ich war, bin und bleibe schwer begeistert von dem, was Birte Kreft und ihr Team Jahr für Jahr auf die Beine stellen!
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