Elegant, kraftvoll und vor allem authentisch: das Poledance-Alphabet von Theresa Zettelmann soll dazu anregen, das sexualisierte Genre differenziert wahrzunehmen.
Hochschule Pforzheim. Welche Rolle spielt Schrift bei der Gestaltung und Vermittlung von sexualisierten Themen? Für ihre Bachelorarbeit »TYPOTEASE« im Fach Visuelle Kommunikation begab sich Theresa Zettelmann auf die Suche nach einer Gestaltungslösung, die zum Poledance-Genre in all seinen Facetten passt und eine bewusste Auseinandersetzung mit den komplexen Hintergründen der Tanzform ermöglicht.
Sie wollte wissen, wie Schrift als übergeordnetes Gestaltungsmitte das Spannungsfeld zwischen Verführungstanz und Olympiadisziplin – ohne Vorurteile und Stereotypen zu reproduzieren – angemessen und respektvoll darstellen kann: »Meine Frage war, inwiefern typografische Elemente dazu beitragen können, ein differenziertes und nuanciertes Bild zu zeichnen, das der Vielschichtigkeit und den Einflussfaktoren sexualisierter Ausdrucksformen wie Poledance zeigt«, so Zettelmann.
Nach eingehender Recherche von den Anfängen in rituellen orientalischen Verführungstänzen über die Hoochie Coochie- und Striptease-Girls bis hin zum Fitness- und Medaillen-Tanz konzipierte Zettelmann ein Alphabet, das die Eigenheiten des Poledance über jeden Buchstaben transportiert – von A wie Artistik über O wie Olympia bis hin zu Z wie Zensur.
Anschließend entwickelte sie zu jedem Buchstaben einen Prompt, mit dem sie in Midjourney Buchstabe für Buchstabe generierte. Um eine einheitliche Bildsprache zu erhalten, promptete Zettelmann natürliche Lichtbedingungen und neutrale Hintergründe. Daneben ziehen sich Haut- und Metalltöne wie ein roter Faden durch die Bilder und verleihen dem Schriftbild eine elegante und kraftvolle Anmutung.
Als Medium für ihre so erstellte Schrift entscheid sich Zettelmann für ein Lexikon, bestehend aus einem Abecedarium und einem Kompendium mit Begriffen rund um Poledance. Das Abcdarium zeigt alle Schriftbilder großflächig, seitenfüllend und in verschiedenen Variationen.
Das alphabetisch geordnete Kompendium sollte in erster Linie der Informationsvermittlung dienen und ist entsprechend rational und nüchtern gestaltet. Trennlinien, die sogar durch die unauffälligen Schwarz-Weiß-Abbildungen und Grafiken laufen, sorgen hier für klare Struktur.
»It didn’t come from the glamorous work of Mid-Century Swiss designers but from the utilitarian work that we see every day. Typefaces like Matthew Carter’s CRT Gothic or Video. Typefaces that were meant to look good in bad places.« JTD Type
Daneben prägt die Neo-Groteske »Parabolica« Zettelmanns Arbeit. Die Schrift von James Hultquist-Todd (JTD) ist gut lesbar und wirkt zugänglich. In ihrer Zweckmäßigkeit »verkörpert sie eine ähnliche Haltung wie meine Arbeit: Sich einem Thema unvermittelt annehmen und aktiv werden«, so Zettelmann.
Bild: Stella Maria LudwigTheresa Zettelmann möchte als Designerin die Schnittstellen von Gestaltung und Forschung ausloten und bringt dazu eine großes Interesse an designtheoretischen Inhalten und ästhetischer Theorie mit. Gleichzeitig möchte sie weiter aktiv gestalten und am liebsten im Kunst- und Kulturbetrieb nach praxisnahen Lösungen suchen.