Pop-Kultur Festival: Tolle Identity als »Visual Schlager«
Bergseen in Betonlandschaften, Wasserfälle vorm Plattenbau: Die Kampagne des Pop-Kultur Festivals bringt die Idylle in die Stadt – und hinterfragt den Begriff Heimat.
Das Festival Pop-Kultur, das vom 15. bis 17. August in der Kulturbrauerei Berlin stattfindet, bietet beste Musik von Lydia Lunch, Neneh Cherry, The Last Poets oder Automat mit Jochen Arbeit, DJ-Sets, Ausstellungen, Talks und Networking.
Es findet zum vierten Mal statt und auch diesmal stammt das Erscheinungsbild von dem gefeierten Londoner Grafikdesigner Scott King. Hat er im letzten Jahr die Berliner Straßen mit Katzenbabys und Hundewelpen tapezieren lassen, beschäftigt er sich diesmal mit dem, was Heimat ist.
Basierend auf den aktuellen Debatten über den Begriff »Heimat« entwickelten Scott King und sein Team eine Kampagne, die idealisierte, kitschige, schlagerhafte Bilder zeigt.
Für den britischen Gestalter bieten sie einen »fast albernen Blick auf diese Art von Ikonographie, die Kampagne beinhaltet Bilder, die einerseits harmlose, friedliche Landschaften zeigen, andererseits aber auch eine unheimliche Wirkung haben.«
Gleichzeitig bietet die plakatierte Idylle mit Bergwiesen, Alpenseen und Wasserfällen, Hütehunden, Bergziegen und grasenden Schafen »eine flüchtige Form von ›Regeneration‹ – eine hübsche, eingebildete, ländliche Vergangenheit, die in einer städtischen Gegenwart beziehungsweise im Internet präsentiert wird«, sagt King.
»Man sieht das oft in ärmeren Städten in Großbritannien: Stillgelegte Läden werden mit idealisierten Bildern von Gemüsehändlern aus den Fünfzigerjahren aufgehübscht, die dann das ganze Vorderfenster bedecken, um uns glauben zu machen, dass dieser leere Raum eine Art Zeitmaschine ist, die uns zurück zu einem ›früher war alles besser‹ bringen kann. Bei der neuen Pop-Kultur-Kampagne geht es buchstäblich darum, Risse zu bedecken.«
Und das macht die Kampagne auf eine ganz eigene Art, lässt Bergseen auf Berliner Plattenbauten treffen, grasende Kühe auf Neuköllner Grau, lässt schönste Blumen in der Stadtwüste blühen, inmitten von Beton Wasserfälle rauschen und Dorfkirchen leuchten. Das geschieht nicht ohne Ironie, sondern mit kritischem Blick, aber vielleicht auch mit etwas Melancholie.
Hier alle der wunderbaren Motive:
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