Das Logo für Olympia 2024 sorgt für Kritik bei Experten und bissige Memes auf Twitter. Eine französische Feministin fordert auf change.org sogar ein Redesign.
Sogar die Bild-Zeitung titelte »Olympia 2024 sorgt für Logo-Lacher. Wirbt Paris hier für die Tinder-Spiele?« Und schrieb am Ende des Artikels: »Hauptsache, auch 2024 werden wieder genügend Pariser im Olympia-Dorf verteilt …«
Dass eine gewisse Ähnlichkeit zum Tinder-Logo entsteht, hat tatsächlich nicht nur mit der Form, sondern auch mit der frivolen Anmutung des Paris-Zeichens zu tun …
Aus der Sicht des Pariser Olympia-Komitees war alles natürlich ganz anders gemeint. Das weibliche Gesicht sei eine Hommage an weibliche Athletinnen und an die Geschichte. So waren bei den Olympischen Spielen in Paris im Jahr 1900 erstmals Frauen zugelassen. Und bei Olympia 1924 war gerade Art Déco angesagt, wovon sich die Agentur Royalties Ecobranding angeblich beim Design inspirieren ließ.
Zudem stehe das weibliche Gesicht für die französische Nationalfigur der Marianne, seit der Französischen Revolution ein Symbol der Freiheit und der damals entstandenen französischen Republik. Sie ist in Frankreich häufig auf Statuen und auch auf den französischen 1-, 2- und 5-Cent-Münzen zu sehen.
Das Olympia-Logo funktioniert so aber nicht
Auch wenn zwei Frauen – Julie Matikhine, beim Olympia-Komitee für die Marke Paris2024 zuständig, und Sylvain Boyer, Mitgründerin der Agentur Ecobranding – maßgeblich für den Look verantwortlich sind, scheint einiges schiefgegangen zu sein.
Das Update der Marianne etwa als Art-Déco-Flapper findet Michael Johnson, einer der renommiertesten britischen Branding-Experten, höchst fragwürdig, wie er gegenüber »Designweek« erklärte. Letztlich bliebe beim Logo als Botschaft das altbekannte »Paris = Frauen + Lippenstift.« Noch weiter geht Pali Palavathanan von Templo, ebenfalls ein vielfach preisgekrönter Markendesigner. »Mir sagt das Logo: Komm nach Paris, wir haben sexy Frauen und nebenbei findet noch die Olympiade statt.«
Tatsächlich sieht der Frauenkopf definitiv weder nach Art Déco und schon gar nicht nach Sport aus – eher nach L’Oréal oder Friseurwerbung, finden Twitter-User. Andere fühlen sich an Manga erinnert, etwa die französische Feministin Rebecca Ansellem.
Sie startete eine Petition auf change.org. »Die perfekt gezeichneten Lippen und die an weibliche Manga-Figuren erinnernde Frisur zeigen die Frau als Objekt sexuellen Begehrens«, schreibt sie. Das sei keine bloße Geschmacksfrage. »Man kann nicht im Jahr 2019 Frankreich durch eine hypersexualisierte Marianne repräsentieren.«
Hat Rebecca sonst keine Sorgen?