Die Agentur Jungen & Thönes thematisiert die Gewalt, der Beschäftigte der Stadt Saarbrücken ausgesetzt sind. Als »ohne Umwege voll auf die Zwölf« beschreiben die Kreativen selbst ihre aufrüttelnde und erfolgreiche Kampagne.
Beschäftigte im öffentlichen Dienst sind zunehmend körperlicher und verbaler Gewalt am Arbeitsplatz ausgesetzt, heißt es in der Kampagne Mensch im Dienst der Agentur Jungen & Thönes aus Saarbrücken.
Mit Schrecken sieht man immer wieder Bilder, wie Rettungssanitäter oder Feuerwehr bei ihren Einsätzen angegriffen werden. Und das ist nur, was an die Öffentlichkeit dringt. Denn viel Gewalt findet ungesehen oder hinter verschlossenen Türen statt. Ob in den Publikumsämtern, in Kliniken, der Saarbahn, bei der Stadtreinigung, in den Ktias ober beim Kommunalen Ordnungsdienst.
Markus Jungen und Stefan Thönes sind in enger Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung Saarbrücken, dem Personalrat und Betroffenen, tief in die Problematik eingestiegen und haben schon in den Vorgesprächen gedacht, dass man für dieses Thema »starke Worte statt Weichspüler« braucht.
Denn es müsse auf den ersten Blick klar sein, was jeden Tag passiere und mit welchen Anfeindungen die Bediensteten der Landeshauptstadt Saarbrücken jeden Tag befasst seien. Und auch, was diese Worte mit den Menschen machen.
Harte Worte, starke Botschaft
Zur Vorbereitung gehörten »Workshops mit der Stadt und Beteiligten, die den Mut gefunden haben, über die fast alltäglichen Anfeindungen im Dienst zu berichten und damit an die Öffentlichkeit zu gehen«, wie Jungen & Thönes sagt. »Auch der Personalrat und selbst der Oberbürgermeister waren involviert.«.
Jetzt heißt es auf den Plakaten, »Heute war ich schon Bitch, Arschloch und wurde bedrängt«, »Heute war ich schon dumme Fo**e und wurde angeschrien« oder »Heute war ich schon Blödmann, Wi***er und wurde mit einem Hammer bedroht«.
»Natürlich gab es Bedenken, wie so eine Kampagne aufgenommen wird. Schließlich hauen wir damit der Öffentlichkeit im gesamten Stadtbild, auf Großflächen, Citylights und Cityboards Schimpfworte und Beleidigungen um die Ohren.« Aber die zu fast 100 Prozent positive Resonanz hat die Agentur und ihren Ansatz bestätigt.
Und der geht unter die Haut. Und zwar direkt. Denn so unverblümt und dann auch noch von den Betroffenen selbst, ist man mit dem Thema noch nicht konfrontiert gewesen und hat das gesamte Ausmaß nicht auf diese Weise begriffen. Jetzt plötzlich aber ist man ganz nah dran.
Kampagne ohne Umwege
Gerade auch von den Mitarbeitern selbst sowie vom Personalrat, den Vereinen, Organisationen und vielen Stadtverwaltungen aus ganz Deutschland gab es Zustimmung zu diesem Umgang mit dem Thema, heißt es aus der Agentur.
Die Fotos und Videos der Mitarbeiter entstanden gemeinsam mit der Saarbrücker Agentur Cuvée. Die Aufnahmen, die gewollt düster und eindringlich sind und den Betroffenen sehr nahe kommen, werden mit handschriftlichem Text ergänzt.
Erst sollte dieser von den Personen selbst geschrieben werden, was am Ende aber nicht umsetzbar war. Wahrscheinlich auch, weil die einzelnen Handschriften zu verschieden sind.
Deshalb wurden sie schließlich in einen SVG-Font mit verschiedenen Zeichenvarianten umgesetzt, bearbeitet und eingefärbt.
»Die Kampagne hat uns darin bestärkt, progressiv mit sensiblen Themen umzugehen. Ohne Umweg voll auf die Zwölf«, heißt es von Jungen & Thönes. »Das erzeugt Aufmerksamkeit. Und die braucht es, wenn in unserer Gesellschaft Menschen attackiert werden.«