Logos und Icons für die multimediale Markenkommunikation
Ab sofort im Handel: PAGE 12.2010
Editorial: Signale
Man sehe, höre und staune: Apple erhitzt die Gemüter doch immer wieder aufs Neue. Selbst die Einführung eines neuen Icons bleibt nicht mehr unkommentiert. „Steve, enjoyed the presentation today. But . . . this new iTunes Logo really sucks. You’re taking 10+ years of instant product recognition and replacing it with an unknown. Let’s both cross our fingers on this“, lautete denn auch eine an Steve Jobs höchstpersönlich gerichtete Mail von einem gewissen Joshua Kopac, wie wir kürzlich auf Wired.com lesen konnten.
Jobs’ Antwort darauf? „I disagree. Sent from my iPhone.“ Was auch sonst? Hatte er doch bei der Vorstellung von iTunes 10 den Signetwechsel damit erklärt, dass in den USA bald mehr Musik über iTunes verkauft werde als auf CD. So sei es an der Zeit, die CD im Logo über Bord zu werfen. Aber selbst, wenn man dieser Begründung folgen mag und die geschmäcklerische Seite mal außer Acht lässt – handwerkliche Kritik ist auf alle Fälle angezeigt. Denn das Icon ist eirig. Auch Jürgen Siebert wollte es nicht glauben und maß nach. Und siehe da: Es ist rund! Dass es trotzdem in der Verkleinerung wie ein Ei-con wirkt, erläutert er in seinem Fontblog mit einem Phänomen, das Schriftentwerfern und Grafik-Designern bestens bekannt sein sollte: „Unser Auge interpretiert horizontale Strukturen kräftiger als vertikale. Grafiker gleichen diese physiologische Eigenschaft durch eine optische Täuschung aus: Soll ein Kreis perfekt aussehen, flachen sie ihn oben und unten leicht ab …“.
Und dieses Zeichen war bekanntlich nicht das einzige dicke Ei, das unlängst für Schlagzeilen sorgte. Da gab’s auch noch den Rechtsstreit zwischen Apple und Koziol wegen des Eierbechers eiPott. Der Weltkonzern siegte. Denn: Auch wenn zwischen den Zeichen eiPott und iPod weder in begrifflicher noch in schriftbildlicher Hinsicht Ähnlichkeit bestehe, so das Hanseatische Oberlandesgericht, sei aufgrund der Identität in klanglicher Hinsicht eine markenrechtliche Verwechslungsgefahr nicht auszuschließen.
O ja, Logos, Icons, Phonogramme – Bestandteil beinahe jeden Corporate Designs – können Sprachgrenzen überschreiten und sind Indikator der Globalisierung. Sie kommunizieren und differenzieren, sie profilieren und standardisieren, sie emotionalisieren und polarisieren. Chancen und Klippen bei der Gestaltung multimedialer Zeichensysteme, siehe Seite 22 ff.
Gabriele Günder,
Chefredakteurin/Publisher
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