Charmant verkopft oder expressiv-emotional? Wir haben vier Designer beziehungsweise Designstudios zu ihren kreativen Herangehensweisen befragt – und teils überraschende Antworten erhalten
Klicks, Views, Likes – Daten bestimmen Kreativprozesse immer stärker, vor allem natürlich im digitalen Raum. Wie stark wirkt sich dieser Trend auf die Arbeit von Designern aus? Schlägt er sich dort konzeptionell und visuell nieder? Schließlich wollen auch Kunden durch immer rationalere Argumente von bestimmten Lösungen überzeugt werden. Bleibt da noch genug Raum für Emotion und Intuition, für freie gestalterische Entscheidungen jenseits von Nutzenorientierung?
Oder entsteht andererseits durch funktionale, intellektuell »verkopfte« Ansätze eine spannende neue Ästhetik? Till Wiedeck von HelloMe, Sina Pardylla und Marie Christall von Studio NEA, Type- und Plakatdesigner Cihan Tamti sowie Ann Richter und Pia Christensen von Studio Pandan geben Einblicke in ihrem Umgang mit dem Widerstreit zwischen Vernunft und Intuition.
Liste ≠ Liste
Erstaunlich viel Emotion steckt hinter den rational anmutenden Entwürfen von HelloMe
Wie stark schlichte Listen auf den Betrachter wirken können, zeigten Till Wiedeck und sein sechsköpfiges Team im Berliner Studio HelloMe jüngst bei zwei fotografischen Projekten. Eines ist der viel beachtete Fotoband »Autobahn« von Jörg Brüggemann, erschienen bei Hartmann Projects. Fünf Jahre lang hielt der Fotograf Bilder dieses mächtigen Netzwerks grenzenloser, aber auch rücksichtsloser Mobilität fest. »Die Fotos sprechen für sich, der Band bedarf keiner theoretischen Einordnung«, sagt Till Wiedeck, der schon mehrere Publikationen von Jörg Brüggemann gestaltete. Statt erklärender Essays gibt es nur eine Liste der Autobahnen gemäß der Reihenfolge, in der sie im Buch auftauchen.