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»Jedes Unternehmen mit über 30 000 Mitarbeitern hat ein Konfliktpotenzial«

Militär, Rüstung, Tabakindustrie … Wie entscheidet man, ob öffentlich umstrittene Kunden zu einem passen? Dazu befragten wir Hans Reitz, Geschäftsführer der Agentur für Livekommunikation circ.

Kreativbranche, Auftragsakquise, Werbeagentur, Corporate Design Agentur, Digitalagentur, Designagentur

Der Wiesbadener Kreativcoach Hans Reitz entwickelt mit seiner Agentur circ Live-Events für Auftraggeber wie E.ON, H&M, BASF, Volkswagen, LEGO oder SOS-Kinderdörfer. Darüber hinaus coacht Hans Reitz Unternehmen in Sachen sozialer Wandel und setzt sich weltweit für Social Businesses ein. Sein Anspruch: Kunden und Geschäftspartner inspirieren und durch ausgewählte Projekte die kulturelle Transformation antreiben. In PAGE 05.2019 erklärte Hans Reitz uns, für welche Kunden er arbeiten will und für wen nicht.

Sie kämpfen als Unternehmer und Kreativcoach für das Gute. Passt der Kunde Volkswagen nach dem Dieselskandal noch ins Portfolio?
Hans Reitz: Ich arbeite für Volkswagen, und das aus Überzeugung! Jedes Unternehmen mit mehr als 30 00 Mitarbeitern hat ein Konfliktpotenzial. Und VW ist das perfekte Beispiel dafür, wie die Fehltritte einzelner Manager für ein Image gesorgt haben, das dem Konzern meiner Meinung nach nicht gerecht wird. In Zeiten eines extremen sozialen und technologischen Wandels geht es um individuelle Transformationsansätze der Arbeitsbereiche – diesen Prozess begleite ich gerne.

In welchen Bereichen sehen Sie ähnliche Chancen?
In der Lebensmittelbranche. Ich bin selbst Vegetarier und habe einmal eine Anfrage von McDonald’s abgelehnt. Auch für einen Wurstfabrikanten oder Ähnliches könnte ich nicht arbeiten. Was mich reizen würde, wäre ein neuer Umgang mit Zucker, Fett und Geschmacksverstärkern. Hier muss sich in den Köpfen der Menschen etwas ändern, und dazu müssen auch die »Großen«, also Ferrero, Nestlé und Co, mit neuen Geschäftsmodellen beitragen.

Lesen Sie mehr in unserem Report zum Thema: »Beauty & The Beast – Wie halten Sie’s mit heiklen Kunden?« in PAGE 05.2019. Hier geht’s zur aktuellen Ausgabe …

PDF-Download: PAGE 5.2019

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Für welchen Ihrer Auftraggeber müssen Sie sich rechtfertigen?
Bezüglich der Arbeit für BASF hatte ich intern wie extern immer harte Diskussionen – Stichwort Ressourcen. Man sollte aber nicht unterschätzen, welches Know-how in diesem Unternehmen steckt und welche positive Kraft daraus entstehen kann. Firmen bewegen sich im Spannungsfeld zwischen den eigenen Unternehmenswerten und den Anforderungen der Finanzmärkte. Das gilt auch für die Energiebranche, die sich gerade zugunsten ökologischer Angebote wandelt. E.ON haben wir bei diesem Wandel begleitet.

Würden Sie für Zigaretten Kommunikation machen?
Nein! Rauchen hat mir persönlich sehr geschadet, deshalb würde ich in diesem Bereich nicht tätig werden. Welchen Vorteil unsere Gesellschaft aus Zigaretten ziehen kann, ist mir persönlich bis jetzt nicht klar geworden.

Das könnte man über Alkohol auch sagen.
Lustigerweise waren es meine Mitarbeiter, die unbedingt eine Anfrage von Martini annehmen wollten. Offensichtlich fanden sie das weniger kritisch als spannend. Mir war es recht, solange wir im gemeinsamen Austausch bleiben und die Projekte immer wieder aus verschiedenen Blickwinkeln hinterfragen.

Eine Branche, die für einige Agenturen als No-Go gilt, ist die Rüstungsindustrie. Wie stehen Sie dazu?
Aus sehr überlegten und persönlichen Gründen würde ich für Waffen und Rüstung nicht arbeiten. Trotzdem respektiere ich alle Menschen, die sich für unsere Verteidigung mit einsetzen.

Gibt es andere Bereiche, die Sie kategorisch ausschließen?
Die Arbeit für Parteien habe ich früher strikt abgelehnt. Nach den politischen Entwicklungen der letzten Jahre bin ich jedoch bei den Grünen eingetreten und würde diese Partei auch gerne mit meiner Expertise unterstützen. Im Team würde ich es halten, wie das meines Wissens auch die großen Werbeagenturen tun, die Parteikampagnen entwickeln: Jeder darf, keiner muss.

Ähnliches gälte wahrscheinlich für Themen rund um Religion und Kirche.
Das wäre für mich kein Auftrag im kommerziellen Sinne. Da ich der Auffassung bin, dass kein Mensch sich seiner Religion schämen müssen sollte, würde ich den Dialog mit jeder Kirche führen – und das auch in meiner Rolle als Berater und Coach. Am Ende ist fast alles eine Sache der persönlichen Entscheidung. Sowohl im privaten als auch beruflichen Rahmen sollte jeder die Möglichkeit haben, aufgrund der eigenen geistigen Haltung täglich neu zu entscheiden. Unser Agenturansatz: Sobald wir das Lösungspotenzial höher einstufen als das Konfliktpotenzial, begleiten wir das Unternehmen gerne.

Den ausführlichen Report zum Thema »Beauty & The Beast – Wie halten Sie’s mit heiklen Kunden?« gibt’s in PAGE 05.2019.

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