
Ideen & Entwürfe präsentieren: Die besten Tipps aus der Praxis!
Die Möglichkeiten, Kund:innen Entwürfe zu präsentieren, sind vielfältig. Aber wie gelingt es, Kunden eine Designlösung überzeugend nahezubringen? Wir zeigen, wie man Konzepte für Motion, Packaging, Brand und Experience Design am besten vermittelt.
Während seiner Arbeit an den Designs läuft stets ein Screenrecorder mit, dessen Aufnahmen Tamti anschließend als Zeitraffer vor Kund:innen präsentiert, um seine Ansätze und Ideen zu erklären. Bei besonders engen Kollaborationen tauscht er sich sogar über Screenshots live mit seinen Kund:innen aus, während er an ihrem Design arbeitet. Sobald auf diese Art das Keyvisual entstanden ist, fügt er die Recordings in eine Keynote-Präsentation ein, und inszeniert den Entwurf in ersten Grafiken, die zeigen, wie das finale Design aussehen könnte. Die Aufnahmen nutzt er nach Projektabschluss außerdem als Social-Media-Content oder stellt sie als Reels gegen einen Aufpreis Kund:innen zur Verfügung.
So eine ungewöhnliche Präsentationsform kann nicht nur für Kund:innen erleuchtend sein, sondern auch andere Kreative inspirieren. Im Folgenden geben Designstudios Einblick, welche Vorgehensweisen sich bei ihnen bewährt haben und wie sie ihre Konzepte für unterschiedlichste Medien präsentieren.

1. Immersive Präsentation
- Was? Vorstellung einer interaktiven Live-Experience
- Ziel? Verdeutlichung des Storytellings und Freigabe der Gestaltung
- Wie? 3D-Modell, erlebbar über ein mobiles VR-Headset
- Wann? kurz vor der Umsetzung des Projekts im Raum
- Wer? florafaunavisions, Berlin ↗ www.florafaunavisions.de
Das Berliner Studio florafaunavisions hat für die Präsentationen seiner interaktiven Rauminstallationen eine clevere Form gefunden, die es ihm erlaubt, das Storytelling und Schlüsselmomente zu visualisieren, ohne dabei zu sehr in Vorleistung zu gehen. »Für uns ist es wichtig, mit technologischen Entwicklungen Schritt zu halten«, erklärt Gründerin Leigh Sachwitz. »Deshalb haben wir schon sehr früh damit begonnen, unsere Projekte als VR-Versionen einzurichten – nicht nur extern für Kunden, sondern auch intern zur Qualitätskontrolle.«
Im Büro nutzen die Kreativen dazu ein festes VR-Setup für die Konzeption und Verfeinerung der Experiences. Dabei bauen sie den zu bespielenden Raum in 3D nach – ein Modell, das sie ohnehin brauchen, um Größenverhältnisse und Abläufe zu testen – und setzen erste Entwürfe direkt ein. Zu Kundenterminen bringen die Kreativen das optimierte Modell auf einem leistungsstarken Laptop mit, mit dem sich ein portables VR-Headset verbinden lässt. »Damit ermöglichen wir es unseren Kund:innen und Partnern, immersiv in die von uns geschaffenen Erlebnisse einzutauchen – auch wenn sie bisher nur digital existieren. Das bringt eine ganz neue Energie in die Planung und Präsentation, weil man sich das Endprodukt so viel besser vorstellen kann«, so Sachwitz.

Dabei führt sie die Kund:innen höchstpersönlich durch das VR-Modell, während alles, was sie in VR sehen gleichzeitig auf dem Laptop gespiegelt wird. So »verläuft« man sich nicht, und Leigh Sachwitz kann einzelne Stationen der Experience erklären. Je nach Projekt gestaltet das Team für die Präsentation verschiedene Schlüsselmomente der Experience aus, anhand derer Kund:innen das Design kennenlernen sollen. Die Dauer einer solchen Präsentation hängt von der Komplexität des Projekts ab. »Es ist wichtiger, dass alles verstanden wird, als schnell fertig zu sein«, erklärt Sachwitz. Trotzdem steht das visuelle Erlebnis an erster Stelle, und sobald Kund:innen das VR-Headset auf setzen, werden sie erst einmal von einer bildgewaltigen Szene überrascht. Denn: »Großartige Arbeit ist das, was die Menschen begeistert.«
2. Google-Slides-Präsentation im Videocall
- Was? visuelle Konzepte für gebrandete Animationen
- Ziel? Entscheidung für einen Animationsstil
- Wie? Google-Slides-Präsentation im Videocall
- Wann? nach Freigabe des Storyboards
- Wer? illo.tv, Turin ↗ https://illo.tv
Das Turiner Motion-Design-Studio illo beginnt jedes Projekt damit, zwei verschiedene Google-Slides-Präsentationen anzulegen. Eine dient der internen Kollaboration unter den Kreativen. Dort fügen sie Scribbles, Moodbilder oder Zwischenstände ein. Sobald ein Projektschritt abgeschlossen ist, werden die betreffenden Folien aufgeräumt und in eine zweite Präsentation eingepasst. Diese wird durchgehend mit den Kund:innen geteilt, um sie über den aktuellen Stand zu informieren, und ihnen die Möglichkeit zu geben, selbst Kommentare, Moodbilder oder Anmerkungen einzufügen.
Über kleinere Updates in der geteilten Präsentation informiert illo die Auftraggebenden per Mail. Größere Milestones wie die Vorstellung möglicher Animationsstile werden in einem Google-Meets-Call live vorgestellt. Dabei verbleiben alle Folien aus vorherigen Projektphasen in der Präsentation, werden aber nicht mehr ausführlich besprochen, sondern bei Rückfragen schnell wieder zu Rate gezogen. Um dennoch direkt zu Beginn des Calls das Ziel und die zu besprechenden Elemente deutlich zu machen, duplizieren die Kreativen ein bis zwei der aktuellen Slides und setzen sie an den Anfang der Präsentation. »So kontrollieren wir die Erwartungshaltung der Kundinnen und Kunden für die Präsentation und stellen sicher, dass Scribbles nicht schon wie finale Illustrationen bewertet werden«, so Brand Strategist Giovanna Crise.
Nach Abnahme des Storyboards zeigt illo in einer weiteren Präsentation immer zwei bis drei Stilrichtungen mit Moodboards und den wichtigsten Styleframes. Minimalistische, grafische Mockups – etwa ein Screen aus Instagram oder Facebook – vermitteln einen ersten Eindruck davon, wie die Animation auf den Kanälen des Kunden wirkt. »Zu komplexe Visualisierungen lenken vom Design ab«, erklärt Giovanna Crise. »Es geht zunächst darum, den Auftraggeber:innen die nötigen Informationen mitzugeben, um sich anhand weniger Bilder eine ganze Animation vorstellen zu können.«

3. PowerPoint-Präsentation vor Ort
- Was? Vorstellung verschiedener Medien und Formate für die Markenkommunikation inklusive Produktionsmöglichkeiten
- Ziel? Freigabe eines Konzepts für die Ausarbeitung
- Wie? PowerPoint-Präsentation vor Ort beim Kunden
- Wann? möglichst kurz nach dem Briefing und der strategischen Ausarbeitung
- Wer? Morphoria, Düsseldorf ↗ https://morphoria.com/de
Morphoria aus Düsseldorf bezeichnet sich selbst als »Schweizer-Taschenmesser« – vielseitig einsetzbar, exakt und zeitlos. Das Angebot der Designagentur rangiert von hochdigitalen Brandings bis hin zu liebevoll veredelten Printprodukten, Büchern und Geschäftsberichten. Klar, dass da nicht eine Art der Präsentation alles abdecken kann. »Wir visualisieren immer so, wie es für die Idee am effizientesten ist«, erklärt Alexandros Michalakopoulos, Co-Founder von Morphoria. Das kann eine Kombination aus technischer Skizze und Moodbildern sein, ein selbst gebautes Modell oder KI-Visualisierungen. In den meisten Fällen versucht das Team aber, Kund:innen vor allem die verschiedenen Möglichkeiten aufzuzeigen, die eine Idee eröffnet.
Um diese darzustellen, setzen die Kreativen auf eine selbst aufgebaute Datenbank mit einer Fülle an Moodbildern von eigenen Projekten, Produkten, Texturen und Veredelungsmöglichkeiten. Bis zu hundert Folien kann eine Präsentation dann schon einmal haben, wenn gleich mehrere Konzepte präsentiert werden. Die Anzahl der vorgestellten Entwürfe variiert aber: »Wir zeigen nur das, woran wir absolut glauben«, so Michalakopoulos. »So klingt die Leidenschaft durch, die am Ende auch Kund:innen mitreißen kann.« Präsentiert werden diese Entwürfe deshalb auch von dem Teammitglied, das am meisten daran gearbeitet hat – egal ob nun die Praktikantin oder der Senior.

Die Kreativen leiten dabei über eine kurze Wiederholung der Problemstellung über eine Erläuterung des Prozesses hin zur Lösung. Auf Text verzichten sie dabei fast ganz und setzen eher auf die gewählte Visualisierungsart. Gestaltet werden die Präsentationen im Morphoria-Design-Template mit InDesign. Anschließend exportieren die Kreativen ihre Slides als JPEGs und fügen sie zusammen mit etwaigem Motion-Content in PowerPoint ein. So können sie nach der Präsentation die Datei ganz einfach übergeben, die Kund:innen können sie in einem vertrauten Tool noch einmal durchgehen und in aller Ruhe in das vorgestellte Design eintauchen.
4. Prototypen zum Anfassen
- Was? Vorstellung verschiedener visueller Richtungen für ein Packaging Design
- Ziel? Freigabe eines übergeordneten Packagingkonzepts für mehrere Produkte
- Wie? Keynote-Präsentation und physische Prototypen vor Ort in der Agentur
- Wann? nach Freigabe einer Strategie
- Wer? Ansichtssache, München ↗ www.ansichtssache.de
»Im Packaging Design sind frühe Prototypen essenziell«, sagt Florian Scharinger, einer der Grün der der Münchner Agentur Ansichtssache, die sich auf Brand, Editorial und Packaging Design speziali siert hat. Zu ihren Kunden gehören vor allem Marken aus der Foodbranche. Für sie gestalte Ansichtssache oft Produktreihen, für die umfassende Konzepte ausgearbeitet werden müssen, die Raum für künftige Erweiterungen bieten. Die Agentur startet immer mit einer ausformulierten Analyse der Aufgabenstellung und etwaiger Wettbewerber. Konzeptpräsentationen können da auch schon mal eine Stunde lang dauern, aber den Kreativen ist es wichtig, Kund:innen mit in die strategischen Überlegungen zu nehmen, die hinter ihrem Design stecken.
Wenn die Strategie besprochen ist, zeigen die Kre ativen unterschiedliche Moodboards für Illustration, Typografie und Anmutung. So können sie gemeinsam mit Kund:innen eine visuelle Richtung festlegen. Je nach Komplexität des Projekts zeigt Ansichtssache dabei – oder bei einem weiteren Präsentationstermin – außerdem zwei bis drei Entwürfe in Form von selbst gebauten Prototypen. Nach einer kurzen Einführung, in der gestalterische Elemente erklärt werden, kommen die Modelle auf den Tisch, und die Kund:innen haben Zeit, sie in Ruhe in die Hand zu nehmen. Das können elaborierte Papiermodelle für neue Packaging-Ideen sein oder ganz schlicht ausgedruckte und zugeschnittene Labels auf bestehen den Flaschen und Gläsern.
So erleichtert Ansichtssache den Auftraggeben den, sich das finale Produkt vorzustellen. Gleichzeitig erlaubt der haptische Prototyp den Kreativen, im Detail die Anforderungen an das Design zu verdeutlichen, Schriftgrößen, Farbkontraste oder das Verhalten verschiedener Papiere greifbar zu machen. Die Präsentation findet dann fast immer vor Ort im Münchner Studio von Ansichtssache statt, da die Kreativen dann die Möglichkeit haben, etwaige Änderungswünsche oder Kombinationen aus verschiedenen Entwürfen – beispielsweise Farben, Schriften, Illustrationen – digital anzuskizzieren und auszudrucken. So werden Unklarheiten direkt beseitigt, und Kund:innen und Kreative wissen genau, wo das Projekt hinsteuert.

Die wichtigsten Präsentationstipps für Einsteiger:innen
Bei Präsentationen vor Kund:innen sind alle mal nervös – wie ihr trotzdem einen klaren Kopf behaltet und überzeugend eure Ideen vorstellt, erklären Freelance Designer Wytze Hoogslag und Design Dozent Tim Koenecke.
Dieser Beitrag ist erstmals in PAGE 10.2023 erschienen: