Emotionale Stadtpläne von Manhattan
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ier der beste Kuss, da der schlechteste: Becky Cooper hat 3.000 New Yorker gebeten, ihren persönlichen Stadtplan von Manhattan zu zeichnen. Auch Yoko Ono war dabei …
Mit Stapeln leerer Stadtpläne von Manhattan, auf denen zur Orientierung einzig der Broadway angegeben war, stand die Harvard-Absolventin Becky Cooper eines morgens in der Bronx und begann sie zu verteilen – einmal quer durch Manhattan von der 231. Straße bis runter zur Südspitze, und bat die Menschen, die Pläne doch bitte in ihre ganz persönliche Karte von Manhattan zu verwandeln und an sie zurück zu schicken. Tagelang hatte Becky die Karten dafür mit ihrer Adresse und mit Briefmarken versehen.
Einen Monat später quoll ihr Briefkasten über. Eiscremeverkäufer, Polizisten, Obdachlose, Studenten, Banker, Hot-Dog-Verkäufer und Hausfrauen schickten ihre Stadtpläne zurück und erzählten darauf ihre ganz eigene Version von New York City. Jemand malte die Plätze ein, an denen er geküsst wurde, ein anderer zeichnete ein, wo ihm einst Salvador Dalí samt seines Ozelots über den Weg lief, eine andere markierte einzig das Plaza und schrieb eine lange Geschichte über ihre Beziehung zu dem berühmten Hotel. Yoko Ono hingegen verwandelte Manhattan in eine einzige »Memory Lane« samt Herz, während ein anderer zeigte, wo ihm gerade das gebrochen wurde.
Ein Projekt, das eigentlich perfekt ist, um als App oder E-Book zu erscheinen. Doch Becky Cooper legt Wert darauf, dass es nur auf Papier publiziert wird, oldfashioned wie eine alte Landkarte, zum Anfassen und zum mit dem Finger Darüberfahren.
Und hinten drin ist eine blanko Mappe eingeheftet, auf der man seine eigenen Erinnerungen hinterlassen kann. Die kann man ebenfalls online beim »Map Your Memories«-Projekt der 25-Jährigen herunterladen, sie ausmalen und als Scan zurückmailen.
Cooper plant, demnächst die Arbeit an emotionalen Stadtplänen von Paris und Berlin zu starten. Dann wird sie wieder höchstpersönlich und mit handgedruckten Karten in den Straßen unterwegs sein. Denn der Erfolg, davon ist sie überzeugt, liegt vor allem auch daran, dass sie sich selbst so viel Mühe mit den Karten gegeben hat und dass dieses New Yorker inspirierte, es ihr gleichzutun.
Becky Cooper: Mapping Manhattan. A Love (and Sometimes Hate) Story in Maps by 75 New Yorkers, 118 Seiten, Abrams Books, in Englisch, ISBN: 978-1419706721, 13,95 Euro
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