Cool, camp und sehr lustig: Vilnius feiert sich im besten 90ties-Style
Kätzchen mit Weichzeichner, Meerschweinchen mit Rose im Maul oder eine gold glitzernde Skyline: Mit reichlich Selbstironie über die eigene »Bedeutungslosigkeit« lädt Vilnius mit eCards zu ihrem 700. Geburtstag.
Litauens Hauptstadt Vilnius ist bekannt für ihre augenzwinkernden Kampagnen, in denen es ihren Außenseiter-Charme spielen lässt.
Hat sie sich 2018 zum »G-Spot of Europe« erklärt, fragte sie 2020 »Where is Vilnius?«. Bei einem Online-Suchspiel konnte man auf einer weißen Weltkarte versuchen zu erraten wo Vilnius liegt und bekam anschließend gezeigt, um wie viele Kilometer man daneben lag.
Schon diese beiden Kampagnen haben auf den 700. Geburtstag von Vilnius 2023 verwiesen und jetzt gehen die Vorbereitungen darauf in die nächste Runde.
Und dass mit einer Reihe verspäteter Geburtstags–e-Cards mit denen man Vilnius gratulieren kann und sich gleichzeitig entschuldigen, dass man den Ehrentag vergessen hat. Schließlich kennen nur Wenige das Jubiläumsdatum.
Vintage-Farben und Retro-Style
»Die Idee für das Konzept mit den verspäteten Glückwünschen entstand, weil viele Menschen außerhalb immer noch nicht wissen, wo Vilnius liegt oder dass es überhaupt existiert«, sagt Antonio Bechtle, Kreativdirektor und Partner bei der Agentur BM Boutique. »Wir wollen ihnen dennoch ermöglichen, Vilnius zum Jubiläum gratulieren und eine verspätete Geburtstagskarte passt da immer.«
Beworben werden die Karten auch in einem Spot, der wie die eCards selbst, die Ästhetik der 90er Jahre zitiert: mit einer Profi-Kamera aus dieser Zeit gedreht, Vintage-Farben und Requisiten wie einem McIntosh – und mit übertriebener Gestik und Mimik und ausladendem Style.
Camp und selbstironisch
Das spielt einerseits mit nostalgischen Gefühlen und ist andererseits herrlich camp, ganz so wie Susan Sontag es schon in den 1960er Jahren beschrieb: als eine Empfindung, die eher im Künstlichen schwelgt, in der Stilisierung und Übertreibung als in Inhalten. Und natürlich sind auch die eCards selbst ein herrlich überflüssiges Tool.
In Auftrag gegeben von Go Vilnius, der Agentur für Tourismus- und Wirtschaftsentwicklung, lädt die Kampagne Touristen aus aller Welt in ihre Stadt ein, die von der UNESCO ausgezeichnet wurde und gleichzeitig jung, modern und kosmopolitisch ist, eine aufkeimende Gastronomieszene bietet und viel Kunst und Kultur.
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Also, durch die Euro Version von Monopoly ist mir sehr wohl bewusst, was Vilnius ist und wo es liegt.
» Mit reichlich Selbstironie über die eigene Bedeutungslosigkeit … « –
… ich hoffe sehr, liebe PAGE-Redaktion, ihr habt die selbe Portion ‘Selbstironie’ im Koffer, wie ihr Vilnius mit vorangestelltem Zitat vom Anfang dieses Artikels aufdrängt:
Ich gehe davon aus, dass ihr die oben zitierte Formulierung als politisch korrekt einstuft – deshalb möchte ich gerne nachfragen: Wie begründest sich den sachlich gesehen die Bedeutungslosigkeit von Vilnius – oder hat das eher etwas mit der Unbedarftheit von hier publizierenden Autor*innen zu tun?
Ich bin mir ganz sicher: Die Menschen, die in Vilnius leben, fühlen sich nicht bedeutungslos und sind es selbstverständlich auch nicht. Es war vermutlich gar nicht so gemeint aber es schwingt eine Portion Arroganz in besagter Formulierung mit: Zwischen einem ‘kleinen Bekanntheitsgrad’ und ‘Bedeutungslosigkeit’ besteht ein sehr großer Unterschied. Ich halte es deshalb für sehr angebracht, ‘das’ zu korrigieren.