Mit knalliger Farbbasis und schnörkellosen Wortmarken fallen diese Identities auf – das bietet besonders Traditionshandwerken eine Chance, nicht in Markenmonotonie unterzugehen
Die Designerin und Art-Direktorin Carla Palette kreiert von Berlin aus minimalistische, gleichzeitig herausstechende, typografische Brand Identities. Besonders ihre Packaging-Designs für eine Kopenhagener Bäckerei und ein Berliner Naturwein-Start-up fallen auf, denn sie brechen mit Designgewohnheiten der Branchen.
Gerade die Erscheinung von dänischen Bäckereien nahm Carla Palette als monoton wahr. Bei der Arbeit an dem Erscheinungsbild für Reggie, ein Laden für Backwaren und Cold-Brew-Getränke, knöpfte sie sich den skandinavischen Minimalismus vor, verzichtete auf die Betonung von handwerklicher Qualität und Tradition. Die serifenlose Versalien-Typo lässt Raum, als Wortmarke ist sie schön auffällig bold, gepaart mit einem satten Rotorange, dazu schlichtweg Fotos von den Produkten selbst.
Namings und Packaging-Designs gegen Einheitsbrei
Hier dachte sich die Designerin: Warum nicht direkt das Produkt benennen? Bei der Marke Whine geht es schließlich um Wein. Dazu noch ein unübersehbares Grün, das untypisch neon im Vergleich zur häufig mattgrün gestalteten Bio-Naturweinkonkurrenz ist. An den mit Weltuntergangshumor formulierten Packaging-Texten kann man dann auch nicht mehr am Regal vorbeigehen. Carla Palette will Gegenentwürfe zur überladenen Toxic Positivity bei der Produktvermarktung und wider Branchen-Konformismus beitragen – in jedem Fall ist das ein erfrischend-ehrlicher Ästhetikansatz.