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Brauchen Designer überhaupt noch Portfolio-Websites?

Wir nicht, sagt Marcel Theinert von der Leipziger Designagentur HawaiiF3 – und erklärt hier, warum.

Agentur-Website Branding HawaiiF3

Eine schöne Website, die die eigenen Arbeiten möglichst attraktiv präsentiert, war für Designagenturen bislang ein absolutes Muss. Die sozialen Medien, die derzeit ja so ziemlich alles im Leben verändern, haben auch dieses scheinbar eiserne Gesetz ins Wanken gebracht. Im Netz machen sich Designer inzwischen vermehrt über ihre Instagram-Präsenz bemerkbar. Die von Marcel Theinert und Alexander Ullrich gegründete Agentur HawaiiF3 hat daraus ihre Konsequenzen gezogen: Ihre Site empfängt den User mit obiger Message.

»Fußend auf der Theorie des Pragmatismus haben wir 2019 angefangen, mit einer Art Landing-Page zu arbeiten, die hauptsächlich die Funktion erfüllt, auf unseren Instagram-Account zu verlinken. Die Vorteile lagen auf der Hand. Unsere Arbeiten bekamen ein direkteres Feedback, die Verbreitung geschah nahezu ohne großes Zutun und die quälenden Gedanken über Archiv und aktuelle Startseitenprojekte entfielen plötzlich«, so Theinert. 

An Instagram schätzt er vor allem die Möglichkeit, Aktualität zu halten (inklusive Einblicke in den Arbeitsprozess) sowie die direkte Verbindung zur grafikaffinen Gefolgschaft.

»Unsere potentiellen Auftraggeber, vorwiegend aus dem Kulturbereich, kommunizieren ebenfalls zunehmend über die Plattform und nutzen sie zur Recherche. Instagram ist ein Hexenkessel des kurzlebigen Schlagabtauschs. Wer erinnert sich schon an seine Likes? Aber dennoch ist es momentan das wirkungsvollste Tool der Branche.«

Agentur-Website Branding About HawaiiF3
Wer auf der Startseite von HawaiiF3 nicht gleicht aufs Instagram-Symbol, sondern aufs Herzchen drückt, bekommt noch diese Infos

 

Umdenken beim Branding von Designagenturen?

Keine Frage, HawaiiF3 weiss auf Instagram mit tollen Arbeiten zu überzeugen und ist selbst gut mit ihrer Strategie gefahren, sich gleichzeitig auf der Website auf äussersten Minimalismus zu beschränken (was die auf der Startseite verwendete Icon-Sprache auch noch humorvoll auf die Spitze treibt).

Trotzdem, so Marcel Theinert, bleibe die Frage komplex, wieviel Website und wieviel Branding Designagenturen heute noch brauchen. Die Anforderungen und Bedürfnisse seien von Agentur zu Agentur unterschiedlich.

Die alte »Portfolio-Website« ist jedenfalls radikal im Wandel und braucht eine Neudefinition. Genau darum geht es unter anderem in der Titelgeschichte der neuen PAGE 4.2021, wo wir die neuesten Wege beim Self-Branding von Kreativen zeigen – über alle Kanäle hinweg. Unter anderem mit dabei: Bureau Cool, fischerAppelt, KR8, The Boys Club, wirDesign und Happy Little Accidents.

 

PDF-Download: PAGE 04.2021

Brand Yourself: Trends & Tipps ++ Mehr Erfolg als Personenmarke ++ Alternative Einnahmequellen für Kreative ++ UX Design: Stop-Covid-App ++ SPECIAL Wild-plastic – Start-up mit Purpose ++ Nachgefragt: 1 Jahr Corona

8,80 €
AGB

 

Designagentur Instagram-Auftritt HawaiiF3
Und so sieht der Instagram-Auftritt von @hawaiiF3 aus
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Die wachsenden Herausforderungen für Designer bei der Gestaltung von Identitäten

Kommentare zu diesem Artikel

  1. Ich würde es auch getrennt machen. Insta eher für alles was drumherum in der Agentur passiert (z.B. Besuche bei einer Messe, Ankündigungen, neue Mitarbeiter Celebration, Neue Büroausstattung, Firmenevents, etc), und die Webseite auf die Projekte beschränkt mit allen relevanten rechtlichen Infos. Dazu ist viel mehr interaktive Funktionalität auf Websites möglich was zu einer großen Experience führen kann (Javascript, WordPressplugins).

  2. Als Auftraggeberin ist mir das deutlich zu wenig: Ich will/muss wissen, welches Team dahinter steckt, wie groß ist die Agentur, was machen sie seit wann und für wen, was sind ihre Schwerpunkte, kooperieren sie mit anderen, mit welchen Tools arbeiten sie, …

    Ich brauche eine transparente Orientierung, die mich nicht dazu nötigt, erst hunderte Insta-Posts durchzuscollen – um dann festzustellen, dass das Gesuchte da nirgendwo steht.

    M.E. zu kurz gedacht – und mögliche Aufträge verschenkt (und die Rechte-Frage ist dabei noch nicht mal thematisiert).

  3. Warum nicht beides machen? Portfolio und instagram decken unterschiedliche Informationsbedürfnisse ab. Bei durchschn. Verweildauern von wenigen Sekunden pro Bild und der Gesamtübersicht der Bilder vermittelt instagramm eher ein „look’n feel“, wohingehend potentielle Auftraggeber auf Portfolioseiten mit ausführlichen Casestudies die Möglichkeit haben sich umfangreich über ein Projekt und dessen Hintergründe zur Entstehung zu befassen.
    Wir nutzen auf unserer Website sowohl die Spiegelung des instagram Accounts, als auch ausführliche Casestudies. So hat der Nutzer die Chance, die Informationsquelle zu wählen, die im am besten zusagt – quick’n dirty oder deep talk 😉

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