Afrikanisches Design erobert die Welt! Wir sprachen mit Beatrace Oola, Initiatorin des Africa Fashion Day, der jetzt erstmals in Hamburg stattfindet.
Afrikanisches Design erobert die Welt! Wir sprachen mit Beatrace Oola, Initiatorin des Africa Fashion Day, der jetzt erstmals in Hamburg stattfindet.
Auf der Berliner Fashion Week Mitte Januar konnte man im legendären Adlon beobachten, wie Beautiful Black ist. Dort hatte die Hamburger Stylistin und Filmproduzentin Beatrace Oola den ersten Africa Fashion Day veranstaltet – mit sechs Designern, die in einer Ausstellung vorgestellt wurden und einer gefeierten Fashionshow am Abend.
Vivienne Westwood, Prada und viele andere haben sich von afrikanischer Ästhetik inspirieren lassen und längst hat sich in Afrika selbst eine neue kreative Kultur abseits von Folklore, aber durchaus mit Sinn für Tradition und Handwerk, entwickelt (s. PAGE 11.2012). Und auch in Deutschland leben zahlreiche Designer afrikanischer Herkunft, deren Arbeiten bisher aber kaum bekannt sind – und das möchte Beatrace Oola ändern.
Nach dem großen Erfolg des Africa Fashion Day in Berlin steht jetzt am Freitag, 1. März, Hamburg ganz im Zeichen afrikanischen Designs: mit Kollektionen von Vanessa Augris, Bijou Makeda, Brima und vielen mehr, die im Gewerbe 5, mit Poetry von Maseho Oh, Musik von DJ Polyphonic und DJane Miss Leema samt Party im BernsteinClub (hier das Programm).
Wir sprachen mit Beatrace Oola, deren Africa Fashion Day von Künstlern wie Samy Deluxe, Max Herre oder Cassandra Steen unterstützt wird, über großartiges und spannendes Projekt.
Wie ist die Idee für den Africa Fashion Day entstanden?
Sie ist entstanden als ich zum dritten mal in Folge auf der Berlin Fashion Week war. Dort ist mir aufgefallen, dass Designer afrikanischer Herkunft in Deutschland nicht wahrgenommen werden. Und ich fragte mich warum? Bei einem Gläschen Wein habe ich mit einer ehemaligen Kollegin über meine Idee gesprochen und ich fing dann 2011 an, ein Konzept zu schreiben. Meiner Meinung nach ist die Modeszene auf dem afrikanischem Kontinent und seiner Diaspora inzwischen auf Augenhöhe mit Designs aus Europa oder anderen Nationen. Ich habe viel recherchiert und auch Umfragen gemacht, was sich Personen unterschiedlichen Alters und Herkunft unter African Fashion vorstellen. Im Schnitt kam dabei raus, dass die Mehrheit der Befragten sich darunter bunte Folklorestoffe vorstellen. Die Auswertung war für mich der letzte Kick den Africa Fashion Day Berlin umzusetzen und sozusagen als »Botschafterin« in Sachen African Fashion zu fungieren.
Wie kommt es, dass in Deutschland im Vergleich zu Großbritannien, Frankreich oder den Niederlanden afrikanisches Design so wenig Aufmerksamkeit erfährt?
Ich denke, es liegt zum einen daran das die Afro Community in Deutschland nicht so groß ist wie in den genannten Ländern. Wir haben in Deutschland noch keine bekannten Mode-Magazine oder anderen Portale, die sich ausschließlich African Design zum Thema machen und es gibt keine etablierten Fernsehformate die regelmäßig über die boomende afrikanische Designszene berichten. Hinzu kommt, dass in Deutschland das neue Afrikabild noch nicht in Medien präsent ist. Daher ist es wichtig, dass Menschen wie ich, die sich auch als Afropolitan bezeichnen, dafür sorgen dass das neue Afrikabild mehr Aufmerksamkeit bekommt. Denn obwohl wir großartige international etablierte Designer afrikanischer Herkunft in Deutschland haben, wie Bisrat Negassi oder Arrey Kono, sind sie nicht sichtbar für die Gesellschaft. Es fängt jetzt so langsam an, dass sich Magazine wie Black! Das Schwarze Lifestyle-Magazin entwickeln oder junge Designer wie Muyombano Jewelry in Deutschland wahrgenommen werden.
Sie sagen, dass Sie ein Netzwerk für Design afrikanischer Herkunft etablieren möchten. Soll das nur in dem Bereich Mode arbeiten oder ist es auch offen für andere Arten von Design?
»Africa Fashion Day Berlin« ist eine Netzwerk für kreative Menschen, die Nachhaltigkeit pflegen wollen. Diese Plattform dient dazu, Kunst und Produktion in Einklang zu bringen. Künstlerische Arbeiten wie Fotografie, Film und Mode mit Produktionsabläufen zu vereinen. Ein wichtiger Grundgedanke ist Innovation und Tradition. Die Zukunft erfordert einen neuen individuellen Zuschnitt. Deshalb ist »Africa Fashion Day Berlin« auch als Basis für eine neue »Nest Generation« zu verstehen. African Fashion spiegelt kulturelle Wurzeln und modernes urbanes Leben zugleich.
Was fasziniert Sie selbst am meisten an afrikanischem Design?
Mich fasziniert die unerschöpfliche Vielfalt. Es ist bemerkenswert, was die afrikanische Designszene zu bieten hat. Allein die unterschiedlichen Stoffe, Web – und Batiktechniken sind enorm. Ich bin begeistert von der Kreativität der Designer. Aufgrund unterschiedlicher Traditionen, Landschaften und Stillen der Länder ist der Kontinent Afrika geprägt von Design. Ich erinnere mich, als ich 2007 in Uganda auf dem Markt war und diese vielen wunderschönen Frauen gesehen habe, die alle unterschiedliche Schmuckstücke hergestellt haben. Eine Frau hat mich besonders begeistert, weil sie aus Papier Ketten und Armbänder hergestellt hat. Großartig!
Weiteres zum Thema: ausführliche Linkliste zu African Design
Foto oben: Blitz the Ambassador
Header-Foto: Amdela Wartenberg
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