Flat Design – alles nur Mode
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eden Monat setzt sich Professor Jürgen Huber exklusiv für PAGE mit einem aktuellen Corporate Design Thema auseinander. Heute: Logo-Design – räumlich oder flächig?
Wir freuen uns, Jürgen Huber als neuen Kolumnisten auf PAGE Online begrüßen zu dürfen. Ab heute wird er sich jeden Monat, exklusiv für PAGE, mit einem aktuellen Thema oder Trend im Corporate Design beschäftigen. Den Anfang macht die Frage: Logo, 3-D oder flach?
Alles nur Mode
So klein ein Logo in seiner räumlichen Ausdehnung innerhalb eines Corporate Designs oft ist, so groß sind die Emotionen, wenn es um die Veränderung seines Aussehens geht. Die Wellen schlagen hoch, sobald ein bekanntes Firmenzeichen seinen gewohnten Look dem Zeitgeist anpasst, oder sich gar völlig neuartig präsentiert.
Immer wieder bewegt die Frage der Dreidimensionalität dabei die Gemüter. Die Diskussionen in den Design-Blogs erhitzen sich, wenn Google Lichter und Schatten aus seinem Logo nimmt, oder Volkswagen und Audi das Chrom ihrer Firmenzeichen künftig aus einer anderen Richtung beleuchten. Mercedes spaltet nicht nur die Designer-Nation mit der Frage: Logo, 3-D oder flach? Und was man schon an Schmähungen über Schatten und Verläufe lesen musste, lässt einen rätseln, wie manche Menschen im Alltag mit Räumlichkeit zurechtkommen. Eiferer auf beiden Seiten leiten ganze Weltbilder aus der Frage »Räumlich oder flächig?« ab.
Die Semiotik hilft uns, etwas Sachlichkeit in die hitzige Diskussion zu bringen und besonders das Heft »Signographie; Entwurf einer Lehre des grafischen Zeichens« von Andreas Stötzner bildet ein nützliches Werkzeug zur Analyse. Im Aufsatz »Signographie als eigenständiges Fach« unterschiedet Stötzner zwischen Graph, Duktus und Modus eines Zeichens. Graph ist, so kann man vereinfacht sagen, das Skelett eines Zeichens, seine nicht mehr zu vereinfachende Grundform. Das wäre zum Beispiel beim Großbuchstaben I ein einfacher gerader senkrechter Strich. Unter Duktus versteht Stötzner die weitere Ausformung des Graphen mit Details; ein I mit Serifen oder beispielsweise eines, das sich nach innen hin verjüngt. Modus lautet der Schlüsselbegriff, den Stötzner der Räumlichkeit und Stofflichkeit eines Zeichens zuordnet.
Der Duktus eines Graphen kann bestimmte Modi annehmen: geblümt, gewölbt, mit Schatten, dreidimensional, usw. So, als ob sich jemand verkleidet, im Kern aber die selbe Person bleibt. Zur Beruhigung aller 3-D-Diskussionen lässt sich konstatieren: Die Zeichen von Mercedes, Google und anderen sind in der Substanz seit langem konstant geblieben, weil Graph und Duktus nahezu unverändert sind. Lediglich der Modus hat sich gewandelt. Und wir ahnen, wie kurzlebig diese Phänomene sind, wenn wir uns vor Augen halten, dass »modus« der lateinische Ursprung für ein einfaches und höchst flüchtiges Wörtchen ist: »Mode«.
Foto: ©Antje Umstätter
Jürgen Huber ist Professor für 2D-Design und Typografie im Studiengang Kommunikationsdesign an der HTW-Berlin.
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danke für die kurze erklärung…
Herr Huber, vielen Dank. Anders als wie von Herrn Gees angenommen lesen hier tatsächlich auch Leute welche nicht unbedingt die Theorie intus haben. Kurz und knackig und wieder was gelernt heute.
Ich finde insbesondere die “sogenannte” Flat Design-Debatte Unsinn. Denn das, was heute Flat Design heißt, war lange Zeit der gute Ton besonders bei Logos. Ein Kurt Weidemann oder ein Ulmer Gestalter haben sich eher gegen alles, was NICHT “flat” ist, ausgesprochen. Insofern entspricht das flächige Logo eigentlich doch eher der Tradition als der Mode (zumindest und vor allem sicher in Deutschland).
Gut, ob diese Besinnung auf klassische Werte der Antrieb der aktuellen Veränderungen von 3D auf 2D ist, kann ich nun nicht bestätigen – rein phänomenologisch befinden wir uns beim flachen Logo jedoch in alter Tradition.
hm, also das ist jetzt in fachchinesisch verpackt, was jeder weiß – man schalte beim google oder mercedes logo in illustrator mal eben in die pfadansicht und schon stellt man fest das sich das logo im kern ja nie verändert hat und deswegen ist 3d oder 2d quasi egal – des pudels kern ist gleich.
sorry, aber dafür hätte es keinen studierten typoprof gebraucht. dann lieber jemand der uns erklärt warum das grade trend ist und warum man so nen trend als große marke nicht einfach mal aussitzt, anstatt millionen in ein weltweites ci-redesign zu stecken das man dann, je nach trend, in 2-3 jahren wieder “zurückändert”??.