m fünften Teil unserer Serie erläutert Michael M. Maschke, als Head of Creative Services bei Saatchi & Saatchi für die Bereiche Art-Buying und Film verantwortlich, ob Nachwuchsfotografen heutzutage sowohl Fotografie als auch Film beherrschen müssen.
Fotografie und Film im digitalen Zeitalter. Kann jetzt jeder alles?
Historisch betrachtet entstand die Fotografie lange vor dem Film. Ab dem 17. Jahrhundert konnte man ein Bild auf Papier bannen, 200 Jahre später lernten diese Bilder »laufen«. Zwei wesentliche Entwicklungen veränderten anschließend die emotionale und erzählerische Wirkung des Films maßgeblich: Der Ton kam als völlig neue Erzählebene hinzu und der Filmschnitt manifestierte sich als Dramaturgie-Werkzeug, um einen Film auch auf der Zeitachse zu steuern.
Bei allen Parallelen zwischen Film und Fotografie, entwickelten sich beide Darstellungsformen recht unterschiedlich. Personen, die Film und Fotografie beherrschten, waren folglich eher die Ausnahme. Dies spiegelte sich auch in der Werbung wider: Es traten immer wieder Reibungspunkte auf, wenn am Set die eine Zunft auf die andere traf. Das war und ist aus meiner Sicht so überflüssig wie kontraproduktiv.
Der Digitalisierung der Technik ist es zu verdanken, dass vor ein paar Jahren eine Brücke zwischen den beiden Disziplinen geschlagen wurde: Plötzlich konnten Foto-Apparate auch auf professionellem Niveau filmen und umgekehrt. Immer öfter wurden nun beide Erzählformen »aus einer Hand« bedient.
Die Grenzen verwischten und der Markt reagierte entsprechend. Fotografen boten sich als Regisseure an, Regisseure auch als Fotografen. Einige Agenten spezialisierten sich auf die Vermittlung genau dieser ‚Hybrid-Kreativen’. Und auch wir bei Saatchi & Saatchi haben 2008 die Abteilungen Art-Buying und FFF zusammengelegt.
Wenn man heute den Markt betrachtet, ist die Schnittmenge derer, die beide Bereiche auf hohem Niveau anbieten, sicher größer denn je. Aber kann jetzt jeder alles? Nein, denn Technik allein reicht nicht aus, um zum Spezialisten im jeweiligen Bereich zu werden. Nach wie vor ist Handwerk und viel Erfahrung gefragt. Wenn etwa ein Fotograf zum Film wechseln will, muss er selbst den gleichen Entwicklungsweg gehen, die der Film in seiner Historie durchlaufen hat. Er muss sich Wissen in den Bereichen szenische Auflösung, Schnitt und Vertonung aneignen. Einfach nur das filmen, was er bisher fotografiert hat, funktioniert nur selten.
Umgekehrt muss der Regisseur lernen, Geschichten in einem einzigen Bild zu verdichten. Er muss ohne Eröffnungstotale, Gegenschuss und einen erklärenden Off-Text auskommen. Spätestens hier wächst dann auch wieder der Respekt vor der (Handwerks-)Kunst im jeweils anderen Bereich. Diejenigen, die tatsächlich in beiden Bereichen exzellent sind, werden sich zukünftig keine Sorgen um Aufträge machen müssen. Agenturen und Kunden lieben die Synergien, die so entstehen. Dabei geht es nicht nur um finanzielle Aspekte, sondern auch um kreative und prozessuale Vorteile – Kampagnen werden einheitlicher und die Kommunikation unter den Beteiligten schneller und einfacher.
Aber letztlich sind für gute Werbung insbesondere der Wille, die Leidenschaft und die Fähigkeit Ideen bestmöglich umzusetzen, entscheidend. Es gilt: Besser zwei Spezialisten, die sich kreativ aneinander reiben, als eine Lösung aus einer Hand, die Arbeiten hervorbringt, die keine Seite wirklich befriedigen.
Im ersten Teil der Serie erklärte Kerstin Mende, Head of Art Buying bei Scholz & Friends Hamburg, wie man ihre Aufmerksamkeit weckt – und wie nicht.
Im zweiten Teil der Serie gab Alice Feja, Head of Art Buying bei Kolle Rebbe, Tipps für die »perfekte« Fotografen-Mappe.
Im dritten Teil der Serie erklärte Susanne Kastner-Linke, Head of Art Buying bei thjnk, warum jeder Fotograf eine Website braucht – und was dabei zu beachten ist.
Im vierten Teil der Serie gab Susanne Nagel, Head of Art Buying und Geschäftsführerin Jung von Matt/basis, eine Einschätzung zur Lage auf dem Fotografenmarkt.