Es scheint, als sei ganz Deutschland im Home Office. Nach der ersten Freude über die neugewonnene Freiheit wird vielen gerade bewusst, was das eigentlich bedeutet. Alexandra Alex vom Team-Design-Start-up MatchManao gibt Tipps, wie man den Remote-Laden am Laufen hält.
Als Freelancer-Vermittlungsplattform hat sich das Start-up MatchManao eingehend mit dem Design und Management von Teams beschäftigt und arbeitet selbst schon immer remote – nicht erst seit Corona. Gründerin Alexandra Alex hat ein paar Ratschläge für unerprobte Home-Office-Teams und deren Führung.
Grundprinzip: Kommunikation
Wir sind als Software-Unternehmen von Natur aus sehr flexibel. Schon bei der Gründung haben wir festgelegt, dass wir das Team komplett dezentral aufbauen und so arbeiten wir bis heute. Wir haben zwar ein Office, aber alle Mitarbeiter können arbeiten, wo sie möchten. Teilweise arbeiten wir sogar in unterschiedlichen Zeitzonen.
Ein Grundprinzip unseres Teams ist gute Kommunikation. Und das bedeutet sogar mehr Kommunikation, als wenn alle täglich im Büro sitzen. Wir haben jeden Morgen ein Video-Stand-Up-Meeting in Zoom, das MatchManao Halawai. Hier geht es darum, uns mit allen abzustimmen und zu sagen, wie es jedem geht – und zwar wirklich! Ich kann dort auch mal sagen, dass ich gerade richtig schlecht drauf bin und erstmal meine Ruhe brauche, weil ich mit den Gedanken woanders bin. Das ist wichtig, denn mein Team muss wissen, ob ich gerade komplett bei der Sache bin oder mich etwas anderes beschäftigt.
Mein Team muss wissen, ob ich gerade komplett bei der Sache bin oder mich etwas anderes beschäftigt
Zusätzlich informieren wir uns, was jeder am Vortag geschafft hat und was am jeweiligen Tag ansteht. Wenn jemand Hilfe oder Feedback braucht, ist hier der Zeitpunkt, das zu klären. Wir haben uns den Zeitrahmen von 15 Minuten gesetzt und halten diesen Rahmen mit 8 Leuten gut ein. Es soll auch nicht ausschweifen, denn themenspezifische Abstimmungen machen dann alle separat.
Büro-Atmosphäre in digital
In den letzten Tagen haben wir zusätzlich einen Working-Channel in Zoom eingerichtet. Dort treffen wir uns in einem dauerhaften Video-Call und arbeiten einfach nebeneinander her. Es geht nicht um Abstimmungen oder »Gespräche in der Kaffeeküche«. Wir bringen einfach die Büroatmosphäre ins Digitale: Da ist schon mal ein Lachen zu hören, weil eine lustige E-Mail reinkommt, oder ein kurzer Jubelschrei, wenn jemand endlich das falsche Zeichen im Code gefunden hat. Hier können wir auch mal kurz eine Frage an das Team stellen und schnelles Feedback einholen. Im Büro ist das eine Selbstverständlichkeit, in der Abgeschiedenheit des Homeoffice aber sonst nicht möglich. Wenn es mal Probleme mit der Bandbreite gibt, kann man die Videoqualität einfach ein bisschen runterstellen.
Für die Motivation ist die individuelle Wertschätzung das Wichtigste
Das sollten alle Führungskräfte besonders jetzt bedenken: Für die Motivation ist die individuelle Wertschätzung das Wichtigste. Jeder im Team muss wissen, dass er ein unentbehrlicher Teil des Ganzen ist, und dass auf ihre und seine individuellen Bedürfnisse Rücksicht genommen wird. Daher ist es jetzt elementar, dass wir mit allen offen sprechen und abstimmen, was sich jeder wünscht, was jeder braucht und wie wir helfen und unterstützen können. Gerade die jetzige, völlig neue Situation schafft viel Unsicherheit, weil wir nicht nur Mitarbeiter sind, sondern auch Freund, Ehepartner, Elternteil, Kind, Enkel. Hier muss die Führungskraft – aber auch das Team als Ganzes – da sein, Verständnis haben und unterstützen, wo es geht.
Das Team kennen
Wir möchten also dafür sorgen, dass jeder an seinem »Sweet Spot« ist und bleibt: Also der Zustand, in dem man genau in seinem Element ist, in dem man sich wohlfühlt, gut arbeiten und sich selbst einbringen kann.
Nur wenn ich mich selbst kenne, kann ich auch meinem Team sagen, wie ich gerne arbeite
Dafür muss man natürlich wissen, wie ein Team tickt. Die eine möchte immer informiert sein, der andere lieber absolut frei arbeiten, weil er sich sonst kontrolliert fühlt. Die eine gibt klare Ansagen, der andere fühlt sich schnell kritisiert. All diese Bedürfnisse und Werte sind wichtig und müssen berücksichtigt werden, um ein gutes Miteinander im Team zu schaffen. Dafür sind ein ehrlicher und absolut offener Umgang sowie eine tiefgehende Reflexion jedes Einzelnen sehr wichtig. Denn nur wenn ich mich selbst kenne, kann ich auch meinem Team sagen, wie ich gerne arbeite. Das gilt für Remote-Teams noch viel mehr – und ist hier gleichzeitig herausfordernder, weil implizite zwischenmenschliche Clues wie Mimik, Gestik und Tonfall fehlen.
Vor uns allen liegt eine riesige Aufgabe! Wir sind überzeugt, dass wir alle diese Aufgabe meistern werden, wenn wir das richtige Team an unserer Seite haben – und es entsprechend pflegen.
Zu MatchManao: Dank unseres großartigen Teams haben wir es trotz Quarantäne geschafft, in der vergangenen Woche MatchManao als Open Beta an den Start zu bringen. Seit vier Jahren erforschen und entwickeln wir Team-Design. Wir wünschen uns und euch Teams, die im Flow sind, die gut arbeiten, sich gegenseitig schätzen und gegenseitig fördern. Teams, die ihr »Manao« gefunden haben. Manao hat seinen Ursprung in Hawaii und steht für die Kombination aus geistigen und physischen Fähigkeiten.