Typo-Archäologie: Frage nach Zukunft des Schreibens
Was bleibt in 1000 Jahren von unserer heutigen Schriftkultur übrig? In ihrer Diplomarbeit geht Berenice Gaß genau dieser Frage nach – unter anderem mit Hilfe von KI-App, 3D-Modellen und Siebdrucken.
Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart. Die Frage nach der Zukunft des Schreibens und der Schrift in ihrer visuellen Erscheinung stellte sich Berenice Gaß in ihrer Diplomarbeit. Dazu führte sie über die KI-App Replika einen Dialog mit dem Chatbot Sokrates 4.0 zum Thema und untersuchte anhand von 3D-Modellen und Siebdrucken, welchen Einfluss Zeit, Technik, Materialität und Skalierung auf Lesbarkeit haben.
Welche »Schriftrelikte« in mehreren 1000 Jahren von unserer heutigen, digitalen Schriftkultur übrig bleiben könnten, zeigt Gaß mit den Headline-Fonts DNL333 und DTP333, die auf Mikrofotografien von Kleinteilen aus dem Innern eines iPhone 5s und einer prähistorischen Steinbemalung basieren.
Weiterentwicklung mit Schriftgestaltungssoftware
Die Arbeit spürt zudem der Körperlichkeit von Schrift nach und umfasst ein Skizzenbuch mit 500 Zeichnungen, die Gaß über Googles Handschrifteingabe interpretieren ließ. Gaß entwickelte auch einen Variable Font und zeigt in einem Video, wie die Schrift in einer Schriftgestaltungssoftware über einen definierten Punkt hinaus – also ins Ungewisse – weiter Zeichen generiert. Spannend, was die Zukunft des Schreibens bereithalten könnte.
Für Berenice Gaß symbolisiert der Stein von Rosette das Phänomen der Lesbarkeit, die einerseits durch Wissensverlust verschwindet, andererseits jedoch aufgrund des Materials erhalten bleibt
Dieser Beitrag ist erstmals am 23. Oktober 2019 erschienen.
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Das Schreiben mit der Hand wird nicht verschwinden. Es wird, wenn sich die Entwicklung der letzen 50 Jahre fortsetzt, nur noch von einer privilegierten Oberschicht beherrscht und von von Wenigen als Kunstform gepflegt werden. Die Mehrheit wird nur geringe, zum Überleben notwendige Fertigkeiten im Lesen und Schreiben erwerben.