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Theorie und Praxis: Mit dem Dualen Studium zum Designjob

Viele Wege führen zum Designjob, einer davon kann das Duale Studium sein. Was genau bietet diese Art des Studiums und wie hilft sie den Studierenden in den Job?

Niklas Walz, Laura Kühn und Sebastian Winter im Gespräch

Niklas Walz und Sebastian Winter studieren an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg in Ravensburg. Beide arbeiten in ihren Praxisphasen bei der Designagentur Strichpunkt in Stuttgart – in unterschiedlichen Bereichen. Welchen Aufgaben, Herausforderungen und Learnings sie dabei begegnen, erzählten sie uns bei einem doppelten Espresso.

PAGE: Hallo ihr beiden! Wer seid ihr und was studiert ihr genau?

Sebastian: Hi, ich bin Sebastian und studiere dual Mediendesign an der DHBW Ravensburg, mittlerweile im 4. Semester. In den Praxisphasen bin ich im Stuttgarter Office von Strichpunkt.

Niklas: Ich bin ebenfalls im 4. Semester und studiere BWL – Medien- und Kommunikationswirtschaft in Ravensburg. Bei Strichpunkt bin ich im Project Design tätig.

Wie seid ihr auf euren jeweiligen Studiengang gekommen und warum habt ihr euch dafür entschieden?

Niklas: Ich beschäftige mich schon seit längerem mit Marken, wobei mich vor allem Entwicklung, Auftritt und Kommunikation interessieren. Weil ich gerne an der Schnittstelle zwischen Kreation, Kunde und Dienstleister arbeiten möchte, ist ein betriebswirtschaftlicher Studiengang mit Fokus auf Medien perfekt für mich.

»Für meine fachliche und persönliche Entwicklung wollte ich unbedingt noch studieren«

Sebastian: Ich habe mich schon vor einiger Zeit für Design entschieden und eine Ausbildung zum Grafikdesigner gemacht. Am Berufskolleg für Grafikdesign haben wir uns zu der Zeit vor allem mit Print und künstlerischen Projekten beschäftigt, nebenbei habe ich meine ersten Websites gebaut und die ersten Zeilen Code geschrieben. Im Praktikum ist mein Interesse für Code und Design aufgefallen und Strichpunkt bot mir an, meine Fähigkeiten im Development weiter auszubauen. Für meine fachliche und persönliche Entwicklung wollte ich danach aber unbedingt noch studieren. Da ich meine Arbeit und das Team bei Strichpunkt nur ungern hinter mir lassen wollte, war das Angebot eines dualen Studiums perfekt für mich.

Das Strichpunkt-Büro in Stuttgart. Die Agentur hat auch einen Standort in Berlin.

Und wie bist du bei Strichpunkt gelandet, Niklas?

Niklas: Ehrlich gesagt war das duale Studium anfangs gar nicht die Nummer eins auf meiner Liste. Bei meiner Recherche wurde ich dann aber auf den freien Studienplatz bei Strichpunkt aufmerksam. Nach meinem Bewerbungsgespräch und einer anschließenden Aufgabe kamen wir schnell auf einen gemeinsamen Nenner. Die Studieninhalte und meine zukünftigen Aufgaben bei Strichpunkt waren – und sind immer noch – ein perfektes Match.

Welche Erfahrungen habt ihr bisher mit dem Modell Duales Studium gemacht?

Sebastian: Das Studium ist intensiv, vor allem durch das eigene Interesse und den Anspruch, den man an seine Arbeiten stellt. Neben einem vollen Vorlesungsplan tüftelt man gemeinsam bis tief in die Nacht an einer Menge verschiedener Projekte. Häufig arbeiten wir in Teams, manche WG Partys könnte man auch als große Arbeitsgruppe bezeichnen. Klingt anstrengend, macht aber unglaublich viel Spaß.

»Man verliert beim Gelernten nie den Bezug zur Praxis und hat somit beruflich schon einen Fuß in der Tür.«

Niklas: Das Duale Studium ist für mich die perfekte Lösung. Man verliert beim Gelernten nie den Bezug zur Praxis und hat somit beruflich schon einen Fuß in der Tür. Durch den vierteljährlichen Wechsel wird es nie langweilig und man wird ständig gefordert. Im Vergleich zu einem »normalen« Studium entfallen jedoch die Semesterferien. Auch der Umzug alle drei Monate ist nicht zu unterschätzen.

Wie unterscheiden sich die Theorie- und Praxisphasen inhaltlich und im Hinblick auf eure Arbeit?

Sebastian: Besonders spannend ist die Abwechslung zwischen der Verantwortung, die Strichpunkt uns in realen Projekten überträgt, und der Möglichkeit, bei Projekten im Studium auch mal wild zu experimentieren. Theorie- und Praxisphase stehen im Kontrast zueinander, beeinflussen sich aber auch gegenseitig. So nimmt man Themen und Fragestellungen aus der Arbeitswelt mit ins Studium und überträgt im Gegenzug freie Denkmuster auf Projekte, deren Ablauf scheinbar naheliegend ist.

Könnt ihr uns ein bisschen mehr über eure Projekte und euren Arbeitsalltag bei Strichpunkt erzählen?

Sebastian: Ich arbeite schwerpunktmäßig an digitalen Projekten, sowohl im UI-Design als auch im Development. Dank Strichpunkts Fokus auf die Markenentwicklung kann ich Kunden von der grundlegenden Konzeption des Corporate Designs bis hin zur Umsetzung in der digitalen Welt begleiten.

Niklas: Obwohl die Praxisphasen nur drei Monate dauern, bekomme ich tiefe Einblicke und auch viel Verantwortung übertragen; hauptsächlich in Branding-Projekten. Meine Aufgaben reichen vom regelmäßigen Austausch mit dem Kunden bis hin zur Planung und Konzeption, wobei ich eng mit der Kreation zusammenarbeite.

Ihr habt gemeinsam an dem Projekt SilberPfoten mit dem Tierschutzverein Stuttgart und Umgebung e.V. sowie weiteren Partnern aus Stuttgart gearbeitet (PAGE berichtete). Was war die Idee dahinter?

Niklas: Unser Ziel war es, den SilberPfoten in Stuttgart eine Stimme zu verleihen. Wir haben ein aufmerksamkeitsstarkes Design entwickelt, um das Interesse von Freiwilligen und Sponsoren zu wecken. Den Launch haben wir mit unterschiedlichen Aktionen in der Innenstadt begleitet. Uns war es wichtig, die Stuttgarter einzubeziehen, zum Beispiel durch interaktive QR-Codes mit Gassi-geh-Routen, Poster, Sticker und einen gebrandeten Bingo-Abend in einer lokalen Bar.

Sebastian: Man hört’s schon raus: Wir haben nicht versucht, das Projekt ins Sentimentale zu ziehen, sondern der Nachbarschaftshilfe durch freche Illustrationen Charakter zu verleihen. So schaffen wir es in die Köpfe unserer Mitmenschen. SilberPfoten setzt nicht auf Dramatik oder Mitleid, sondern gibt allen Beteiligten ein positives Gefühl. Das feiern wir und sind stolz, ein Teil dieser Bewegung zu sein.

Das klingt nicht nur nach klassischem Projektmanagement … Welche neuen Herausforderungen haben sich für euch ergeben?

Niklas: In den ersten Zügen des Projekts hatte ich mit den gewohnten Aufgaben zu tun: Kontakt und Austausch mit dem Kunden, Recherche und Koordination. Bei der Entwicklung des Corporate Designs arbeiteten wir dann eng mit dem Design-Team zusammen und haben uns gemeinsam überlegt, welche Botschaft wir kommunizieren möchten. Daraus habe ich dann ein Konzept für den Auftritt der neuen SilberPfoten in Stuttgart entwickelt und mitgestaltet. Die Herausforderung bestand vor allem darin, bei allen geplanten Aktionen zum Launch das große Ganze im Auge zu behalten und ein rundes Konzept auf die Straße zu bringen – ganz wörtlich.

Sebastian: Meine Aufgaben waren die Gestaltung von Logo, Illustrationen und Website – zusammen mit dem Team bei Strichpunkt. Die Illustrationen haben wir von Anfang an auf die animierten Anwendungen und erzählerischen Inhalte hin optimiert. Ich freue mich, dass wir das Projekt nicht nur im Web, sondern auch durch interaktive Elemente in Stuttgart erlebbar machen konnten. Ganz deutlich wurde das für mich, als wir die zahlreichen Bars und Cafés besucht haben und – ganz ungewöhnlich für einen Designer – direktes Feedback von den Besuchern bekamen.

Was habt ihr persönlich aus dem Projekt mitgenommen?

»Je bunter das Team, desto spannender der Output.«

Sebastian: Je bunter das Team, desto spannender der Output.

Niklas: Kreative Meinungsverschiedenheiten können manchmal unbequem sein, sie machen das Ergebnis aber umso besser.

Das Duale Studium dauert insgesamt 6 Semester, für euch beide ist also etwas über die Hälfte des Studiums vergangen. Habt ihr schon Pläne, wie es nach dem Bachelor weitergehen soll?

Niklas: Ich freue mich darauf, nach drei Jahren Studium bei Strichpunkt Projekte eigenständig zu leiten und Kunden zu betreuen. Für mich käme aber auch ein Masterstudium in Frage, um noch stärker in die Bereiche Marke und Branding zu gehen.

Sebastian: Genug Theorie! Ich will mir die Hände schmutzig machen und meine Erfahrungen in der Arbeitswelt ausbauen. Vielleicht reizt mich in einiger Zeit auch noch ein Master, aber jetzt gibt’s erstmal andere Dinge zu tun.

Studiengang Mediendesign
Der duale Studiengang “Mediendesign” an der DHBW Ravensburg umfasst eine Studienzeit von 6 Semestern.
Abschluss: Bachelor of Arts (B.A.)
Ausrichtung: Künstlerisch-gestalterischer Studiengang
Inhaltliche Schwerpunkte: Grafikdesign & Typografie, Digitale Medien, Motion Design, strategische und künstlerische Vernetzung

Studiengang BWL – Medien- und Kommunikationswirtschaft
Der duale Studiengang “BWL – Medien- und Kommunikationswirtschaft” an der DHBW Ravensburg hat eine Studienzeit von 6 Semestern.
Abschluss: Bachelor of Arts (B.A.)
Ausrichtung: Betriebswirtschafttlich mit Schwerpunkten in den Bereichen Medien und Kommunikation
Inhaltliche Schwerpunkte: Grundlegendes Wissen der BWL, VWL, Recht, Mathematik und Statistik mit Vertiefungen in der Medien- und Kommunikationswirtschaft

Autorin: Laura Kühn
Laura Kühn studiert im 6. Semester Medien- und Kommunikationswirtschaft an der DHBW Ravensburg und steht kurz vor ihrem Bachelor. Während die beiden Jungs von Strichpunkt noch fast die Hälfte des Studiums vor sich haben, wird es für Laura also schon bald Zeit, sich – zumindest vorübergehend – von Ravensburg zu verabschieden. Gespräche wie dieses, bei denen man sich mit Freunden und Kommilitonen in Cafés, Bars und Wohnzimmern über Studium, Arbeit und das Leben austauscht, haben die Zeit in Ravensburg für sie besonders geprägt.

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