Quereinsteiger: So ist Andreas Sonnleitner zum Design gekommen
Andreas Sonnleitner ist Product Designer bei SinnerSchrader und dort zuständig für User Experience Design. Bevor er zu der Hamburger Digitalagentur wechselte, promovierte er in Psychologie und arbeitete in der Forschung. Hier verrät er uns, wie er zum UX Design gekommen ist.
»Ich habe Psychologie studiert mit dem Ziel, in die Werbepsychologie zu gehen. Im Laufe des Studiums habe ich mich aber konkret auf Arbeits-, Organisations- und Umweltpsychologie spezialisiert. Dabei ging es um Ergonomie und Arbeitsabläufe, aber auch um Markt- und Kundenforschung. Durch meine Spezialisierung kam ich schließlich zur Daimler AG, wo ich zuerst im Customer Research Center gearbeitet habe. Dort wurden alle neuen Fahrzeuge, Software und Features an Kunden getestet – also ganz klassische Kundenforschung. Ich orientierte mich anschließend in den Bereich Fahrerassistenzsysteme, wo ich in einem Projekt mit der Universität Düsseldorf meine Promotion zur Detektion von Fahrerzuständen über objektive Kriterien wie EEG, oder Muskel- und Augenbewegungen geschrieben habe. Über diese Station landete ich am Fraunhofer-Institut, wo ich eine Postdoktorandenstelle zum Thema Neuro-UX annahm. Dort ging ich der Frage nach, wie man UX mit neuropsychologischen Methoden messen kann. Ich hatte zu 50 Prozent eine Forschungsstelle. Die anderen 50 Prozent war ich als UX Consultant beraterisch tätig.
Weil ich dann aus privaten Gründen von Stuttgart nach Hamburg zog, entschied ich mich für einen beruflichen Cut und kehrte der Forschung den Rücken zu. So kam ich zu SinnerSchrader. Ich fand es spannend, mal weniger zu meckern – denn Research bedeutet, dass man sich alles anschaut und auflistet, was schlecht ist. Ich wollte es aber gleich richtig machen und in die Umsetzung gehen.
Der Wechsel in eine Agentur war ein krasser Einschnitt, denn hier hat das Design natürlich einen viel stärkeren Fokus, als etwa am Fraunhofer-Institut. Zudem ticken die Uhren in der Agenturwelt sehr viel schneller als in der Wissenschaft. Ich finde das gut, man sitzt nicht im Elfenbeinturm und kann schnell konkrete Ergebnisse erarbeiten. Trotzdem bringt mir mein wissenschaftlicher Background etwas: Denn man betreibt im UX Design ja jede Menge Nutzerforschung und die Arbeitsweise ist trotzdem ähnlich wie in der Wissenschaft.
Bei mir war es also so, dass ich zunächst einmal eine ›Doppelrolle‹ aus meinem alten Job und dem neuen angenommen habe. Das kann ich nur jedem empfehlen, um vorab zu testen, ob einem der neue Bereich überhaupt gefällt. Da das natürlich nicht immer geht, könnte man sich alternativ zwei Teilzeitjobs nehmen – oder eben ein Teilzeitpraktikum, falls man komplett branchenfremd ist.«
In PAGE 02.19 berichten Quereinsteiger über ihren individuellen Weg ins Design.
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